Jeder Sport-Fan hat sie schon einmal gesehen: Valeska Homburg ist eine der bekanntesten Sport-Moderatorinnen der letzten Jahre. Ob Fußball, Olympische Spiele oder allgemeine Sport-Nachrichten, sie ist überall dabei. Und auch im Privaten spielt Sport für sie eine wichtige Rolle. Wir haben uns mit ihr darüber unterhalten, was Sport für sie bedeutet und was sie außerhalb des Sportes beschäftigt.
Wer sich Deinen Lebenslauf ansieht, bekommt den Eindruck, alles dreht sich um Sport – woher kommt das?
Sport nimmt schon seit je her eine große Rolle in meinem Leben ein. Ich habe immer selbst viel Sport gemacht, erst geturnt, dann kamen ganz viele andere Sportarten hinzu, dann ging es zum Studium an die Sporthochschule nach Köln, dann an ein Sportinstitut zum Arbeiten nach Australien und dann in den Sportjournalismus. Ich kann mir mein Leben ohne Sport gar nicht vorstellen. Ich bin selber sehr aktiv und ich mag die Menschen und die Umgebung, in der andere aktiv sind und vor allem das Lebensgefühl, das mit Sport immer verbunden ist.
Welchen Sport machst Du selber am liebsten – und warum?
Ich mache viele Sportarten sehr gerne und welche ich am liebsten ausübe, ist dann situationsbedingt. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Voraussetzungen reduziert sich das oft auf´s Joggen, denn das geht überall in der Welt. Und meine Laufschuhe habe ich auch auf Dienstreisen immer dabei. Wasserski oder ähnliches bringt in Köln größere logistische Aufwendungen mit sich, das findet also nur ab und zu statt. Ansonsten gehe ich – wie die meisten wohl – ab und zu in die Muckibude, fahre abends oft mit dem Mountainbike am Rhein entlang, im Winter fahre ich Ski, spiele ab und zu Squash. Abwechslung muss auch da sein, finde ich. Sonst wird es langweilig.
Wenn Du als Sportjournalistin so viel mit Sport zu tun hast, funktioniert Sport in der Freizeit dann überhaupt noch als Ausgleich?
Natürlich. Eine gewisse Grund-Begeisterung für Sport ist ja auch irgendwie eine Voraussetzung für meinen Job. Aber ich lese auch relativ viel, das ist für mich der perfekte Ausgleich, koche gerne, gehe ins Kino und mache ansonsten ein bisschen Kultur in Köln. Und unterstütze in meiner Freizeit die Hilfsorganisation CARE. Das ist ein echter Kontrast zu meinem Berufsleben. Neulich war ich für CARE in Sambia und habe mir dort ein Bildungsprojekt genauer angeguckt. Das war eine so faszinierende Reise, die mich noch sehr lange im Nachgang beschäftigt hat und es noch heute tut. Kürzlich habe ich für CARE an Schulen Interview-Workshops für Kinder gegeben. Das Engagement in dem Bereich ist für mich ein ganz toller Ausgleich, eine Aufgabe, aus der ich viel ziehe, die mir Spaß macht, die für mein Leben sinnstiftend ist. Ich empfinde mein Leben dadurch als bunt und als schön.
Was macht mehr Spaß: Sport selber machen oder darüber berichten?
Mein Beruf macht mir richtig viel Spaß. Angesichts des großen Aufwandes ist das bestimmt auch notwendig. Aber man kann trotzdem die Berichterstattung über den Sport nicht mit dem eigenen Sport vergleichen. Das eine ist mein Beruf. Und da finde ich es besonders spannend, mich auf Gäste oder Sport-Ereignisse vorzubereiten und sehr viel zu lesen. Das macht mir richtig Spaß. Außerdem kommt man dann ja auch immer wieder in den Genuss, sehr sehr guten Sportlern bei ihrer „Arbeit“ zuzugucken. Neulich habe ich beim Tennis-Turnier in Halle Westfalen eine Woche lang gearbeitet und Roger Federer zugeschaut, der ja so ein wunderschönes Tennis spielt. Das ist natürlich großartig. Und genauso ist es, wenn man spannende Fußball-Spiele moderiert, oder beim Neujahrsspringen an der Skischanze steht. Die Emotionen im Sport sind oft extrem und lösen bei den Zuschauern, aber natürlich auch bei uns Journalisten richtig schöne Gefühle aus.
Was kannst Du von den Sportlern lernen, die Du interviewst?
Mich interessieren immer die Personen – nicht nur die Sportler. Und da finde ich es total spannend, weil eben hinter jedem Sportler eine Person steht mit einer Vita, die mich fasziniert und von der ich lernen kann. Die meisten Sportler haben ja sehr viel Disziplin aber auch sehr viel Leidenschaft für ihre Sache in sich. Ohne wären sie meist gar nicht so weit gekommen. Natürlich ist das auch aufs „echte“ Leben übertragbar. Da kann man sich sehr viel abgucken.
Wie ist es für Dich, in einer Männerdomäne zu arbeiten?
Inzwischen ist das ganz normal. Klar, am Anfang in den ersten Jahren muss man sich erstmal behaupten (vor den Skeptikern). Aber die Sportbranche ist relativ klein und jeder kennt jeden. Inzwischen habe ich das Gefühl, alle Kollegen – ob Männer oder Frauen – begegnen mir mit sehr viel Wertschätzung. Ich glaube, man spürt über die Jahre genau, wer sich reinkniet und hart arbeitet und wer vielleicht andere Interessen verfolgt. Ich fühle mich extrem wohl in diesem Umfeld.
Wie erholst du dich von einem stressigen Tag?
Ganz klar: Lesen oder Joggen. Oder am besten beides. Erst joggen, dann lesen. Oder ich koche für Freunde. Wenn ich Zeit habe, liebe ich es, vor mich hin zu köcheln. Ab und zu schmeiße ich bei mir zu Hause kleine Dinner-Partys. Dann lade ich Freunde ein und es wird den ganzen Abend gegessen und geplaudert und gelacht. Das finde ich herrlich.
Wie gehst Du mit Stress um?
Für mich sind die Situationen vor der Kamera meist kein extremer Stress, weil ich immer möglichst gut vorbereitet bin. Richtig stressig wird es nur, wenn sich bei einer Live-Sendung die Ereignisse überschlagen. Oder es gibt technische Probleme. Aber da habe ich dann keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Da hilft dann nur noch die gute Vorbereitung und Nervenstärke. Ansonsten versuche ich, wenn alles mal zu viel wird, mich kurz zurück zu ziehen und zu überlegen: Was ist jetzt wirklich wichtig, was kann warten? Was muss ich vielleicht auch mal absagen?
Als Du vor zwei Jahren vom ARD-Fernsehen zum Spartensender Liga Total gewechselt bist, war das Downshifting?
Ich wollte etwas ändern in meinem Leben. Ich liebe meinen Job, aber dieser Job hat auch eine Kehrseite: Ich bin teilweise bis zu 260 Tage pro Jahr durch die Welt geflogen. War immer in Hotels. Das ist toll, aber bisweilen auch mal einsam. Ich hatte Sehnsucht nach den ganz normalen Dingen: Nach meinen Freunden, nach Ritualen, nach Privatleben. Deshalb musste ich etwas ändern in meinem Leben. Deshalb habe ich alles gekündigt und mein Leben dann komplett neu sortiert. Das war für mich auch rückblickend genau das Richtige.
Was hast Du in dieser Phase über Dich gelernt?
Ich hatte damals ja noch keine Zusage von Liga total, als ich von der ARD weg bin. Deshalb war es für mich wichtig, zu lernen, dass man nicht immer einen sicheren Heimathafen haben muss. Dass es immer eine Lösung gibt, wenn man optimistisch an die Sache herangeht. Und dass es sich lohnt, für seine Bedürfnisse auch mal ein Risiko einzugehen. Ich hatte ja keinen Plan B zu der Zeit. In so einer Situation denkt man automatisch mal schonungslos über sich selbst nach. Hinterfragt, was brauche ich, was will ich, worum geht’s mir überhaupt im Leben, was ist mir wichtig? Das habe ich getan und danach mein Leben komplett neu sortiert. Heute bin ich viel glücklicher als vor zwei Jahren.
Wie wichtig ist die Kombination von Sport mit einer ausgewogenen Ernährung?
Sehr wichtig für mich. Meine Ernährung ist ja quasi mein Benzin. Gerade wenn die Tage lang sind und ich extrem gefordert bin und mir viele Dinge schnell merken muss, brauche ich einerseits viel Schlaf vorher. Und immer zumindest ein gutes Frühstück. Ich bin ein totaler Fan von Frühstück und frühstücke immer – und lese dabei morgens drei Zeitungen. Das ist mein absolutes Standard-Ritual, egal wie früh es morgens los geht.
Wie wichtig ist dir Work-Life-Balance?
Ich glaube, ohne eine Work-Life Balance kann man schwierige Situationen oder große Herausforderungen gar nicht bewältigen. Aber diese Balance ist natürlich sehr individuell. Jeder muss selber herausfinden, was er braucht, um glücklich zu sein. Ich habe sehr gute Freunde, die mir sehr sehr wichtig sind und die für mich auch eine große Stütze im Leben sind. Sie fiebern bei meinen Dingen mit, ich bei ihren. Das ist für mich eigentlich das Wichtigste im Leben. Ich brauche das sehr, mich ab und zu mal komplett mit meinen Leuten zurück zu ziehen. Da tanke ich wieder Kraft für berufliche Herausforderungen.
Welchen Traum willst Du Dir noch unbedingt erfüllen?
Ich möchte meine eigene kleine Familie gründen und weiter privat sehr viel reisen und die Welt angucken. Gerade lerne ich fleißig Spanisch, um auch in Südamerika klar zu kommen. Reisen ist meine große Leidenschaft. Am liebsten fern der eingetrampelten Pfade. Und das vielleicht auch mal zusammen mit Kindern. Das fände ich schön.
Welchen Tipp gibst Du den evidero-Usern mit auf den Weg?
Immer schön auf das eigene Bauchgefühl hören. Man hat nur ein Leben. Wieso sollte man so leben, wie es andere Menschen von einem erwarten? Viel wichtiger finde ich, ist, dass man das macht, was einem wirklich am Herzen liegt. Egal, was das ist. Ich glaube, es lohnt sich und zahlt sich für einen selbst aus, wenn man auch mal gegen den Strom schwimmt, auch wenn es anstrengend ist. Ich fände es traurig, wenn man am Ende des Lebens zurück guckt und feststellt, dass man gar nicht das gemacht hat, was man wirklich wollte, sondern das, was sich so ergeben hat. Ich glaube, man sollte viel öfter eigentlich immer das machen, was einem der Bauch sagt. Das ist meist richtig und macht einen auch glücklich. Und darum geht es doch eigentlich im Leben: Glücklich zu sein!
Die Fragen stellte Marc Saha