Viele Verbraucher fragen sich, wann die Energiewende kommt. Sie vergessen dabei, dass die Wende in den eigenen vier Wänden starten kann. Der Vorteil: Man spart viel Geld bei Strom und Wärme.
Hier ist der zweite Teil des Interviews, das evidero-Autor Rasmus Elsner mit Thomas Seltmann geführt hat. Thomas Seltmann ist ein unabhängiger Experte und Autor für Photovoltaik. Er informiert über Anwenderfragen, gibt Verbrauchertipps in Rundfunk und Fernsehen und bildet u. a. bei der TÜV-Rheinland-Akademie Fachkräfte aus. Sein Anwenderhandbuch „Photovoltaik: Strom ohne Ende“ und der bei Stiftung Warentest verlegte Ratgeber „Photovoltaik – Solarstrom vom Dach“ sind Bestseller.
Herr Seltmann, immer mehr Verbraucher wollen ihren Energiekonsum nachhaltiger gestalten, welche Möglichkeiten haben sie?
Im Haushalt gibt es drei Energieposten, die etwa die gleiche Größe haben: Verkehr, Heizung und Warmwasser sowie die Stromversorgung. Sparen ist in allen Bereichen immer das Beste und Wirtschaftlichste, auch wenn das natürlich nicht so sexy ist wie sich eine Photovoltaikanlage auf das Dach zu bauen. Das bringt wahnsinnig viel: Der deutsche Durchschnittshaushalt kann zum Beispiel seinen Stromverbrauch halbieren – ohne Komfortverzicht.
Lassen wir CarSharing & co. mal außen vor, welche Möglichkeiten habe ich beim Wohnen?
Gern unterschätzt sind die Stand-by Geräte, die summieren sich unglaublich. Wenn man das für einen normalen Haushalt zusammenrechnet, dann macht das unter Umständen so viel aus wie Kühlschrank, Gefriertruhe und Waschmaschine zusammen. Das wichtigste ist aber, dass man vermeidet, Wärme aus Strom zu machen. Elektrische Heizlüfter oder Durchlauferhitzer sind echte Energiefresser. Ebenfalls ein großer Posten sind die Pumpen, die den Heizkreislauf bedienen. Wenn die ununterbrochen ungeregelt mit voller Leistung laufen, verbrauchen sie dreimal so viel Strom wie nötig. Damit könnte ich zwei Kühlschränke betreiben. Man kann also für wenig Geld geregelte Pumpen einbauen – und sparen.
Wenn ich nicht nur mein Verhalten ändern will, sondern auch in das Energiesparen investieren will, was kann ich tun?
Wärmedämmung, das ist ja bekannt. Wenn man jetzt auf andere Energiequellen umsteigen will, dann ist das klassische Beispiel die Solarwärme, die aber häufig nur für die Warmwasserbereitung eingesetzt wird. Wenn ich die Waschmaschine mit Warmwasser aus der Solaranlage oder Solarwärmeanlage betreiben kann – gut. Aber es gibt viele Beispiele, wo ich einen wesentlichen Teil des Heizwärmebedarfs eines Einfamilienhauses mit einer Solaranlage decken kann, die sogar noch wirtschaftlich ist. Wenn man das in Kombination mit einer Heizungsmodernisierung macht, dann hat man eine enorme Einsparung, die ungefähr noch mal so hoch ist wie eine Wärmedämmung. Zusammen genommen hat man eine gigantische Einsparung, die sich angesichts der steigenden Gas- und Ölpreise mit Sicherheit rechnen wird.
Wie sieht es mit Wärmepumpen aus – die brauchen Strom?
Die Wärmepumpe wird immer beliebter, das ist schon ein Widerspruch zum Prinzip „keine Wärme aus Strom“, aber hier wird aus dem Boden oder der Luft Wärme entzogen. Luftwärmepumpen sind weniger sinnvoll, aber alle Pumpen, die Bodenwärme nutzen sind ganz gut geeignet.
Wie sieht es mit Holzpellets oder Kraft-Wärme Kopplung aus?
Da kann man ein bisschen streiten, ob man sich dann nicht abhängig macht vom Rohstoff Holz, der ja auch nicht unendlich zur Verfügung steht. Aber in einem gewissen Umfang macht es durchaus Sinn. Ein gerade wieder aktuelles Thema sind Blockheizkraftwerke für Einfamilien- oder auch kleine Mehrfamilienhäuser. Man erzeugt Wärme und sozusagen als „Abfallprodukt“ Strom. Es gibt wieder eine kleine Investitionsförderung für so eine Anlage und dann bekommt man für den Strom noch die Einspeisevergütung.
Welche Investitionen werden noch gefördert?
Für alle diese Energiealternativen gibt es Förderung in verschiedenster Form als Zuschüsse oder als zinsgünstige Kredite oder zu besonderen Konditionen in der Regel über die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Zum Teil kann man auch über die Hausbank beantragen.
Wo finde ich den Einstieg in den „Förder-Dschungel“?
Den gibt es sogar bei den Stromversorgern, weil die damit Werbung machen und sich so gut ein grünes Mäntelchen umhängen können. Alles rund um Solar findet man unter Solarförderung.de. Dann die deutsche Energieagentur www.dena.de für den Überblick über Fördermöglichkeiten. Auch die Agentur für erneuerbare Energien ist eine gute Anlaufstelle.
Vielen Dank für diese Informationen.
Die Fragen stellte: Rasmus Elsner