2012 wurden die Gesetze zur Förderung von Solaranlagen geändert. Sind hierdurch nun die goldenen Zeiten der Solarförderung endgültig vorbei?
Rasmus Elsner im Interview mit Thomas Seltmann. Der unabhängige Experte und Autor für Photovoltaik informiert über Anwenderfragen, gibt Verbrauchertipps in Rundfunk und Fernsehen und bildet u. a. bei der TÜV-Rheinland-Akademie Fachkräfte aus.
Sein Anwenderhandbuch „Photovoltaik: Strom ohne Ende“ und der 2011 bei Stiftung Warentest verlegte Ratgeber „Photovoltaik – Solarstrom vom Dach“ sind Bestseller.
Weniger Solarförderung ab 2012
Herr Seltmann, sind die goldenen Zeiten der Solarförderung endgültig vorbei?
Die Förderung wird stark eingeschränkt, bis zu 30%. Das oberste Ziel ist, den Photovoltaikausbau zu bremsen, weil er angeblich zu schnell geht. Es gibt einen Zielkorridor von etwa drei Gigawatt Ausbau pro Jahr. Wir hatten in den letzten beiden Jahren aber über sieben Gigawatt Ausbau, also in zwei Jahren hintereinander wurde mehr als doppelt so viel Leistung installiert – und man versucht jetzt mit allen Mitteln, diesen Ausbau zu bremsen.
Wie sehen die Änderungen konkret aus?
Für die mittleren Anlagen ab 10 Kilowatt bis 100 Kilowatt ist eine Abstufungsgrößenklasse rausgefallen, so dass diese Anlagen eine noch deutlichere Absenkung haben. Dann bekommen die Anlagen bis 10 Kilowatt nur noch 80 Prozent mit dem vollen Vergütungssatz; Anlagen von 10 bis 1000 Kilowatt Leistung bekommen nur noch 90 Prozent des erzeugten Stroms mit dem vollen Vergütungssatz vergütet.
Die restlichen 10 und 20 Prozent werden nur noch mit dem durchschnittlichen Strombörsenpreis vergütet, das sind derzeit um die 5 bis 6 Cent gegenüber der Vergütung von 19,5 Cent zur Zeit für kleine Anlagen, also ein Bruchteil.
Welche Gründe werden genannt, wie stichhaltig sind sie?
Plakatiert wird das ganze unter dem Stichwort „Photovoltaikausbau bremsen“ und Kosten für die Verbraucher minimieren. Man behauptet, die Verbraucher würden zu stark belastet. Gleichzeitig wird aber die Umlage dadurch erhöht, dass man Teile der Industrie ausnimmt, die Netzentgelte werden großen Unternehmen erlassen und das wird umgelegt auf die Verbraucher – logisch ist alles nicht.
Für wen lohnt sich Photovoltaik noch?
Wen trifft die Kürzung am stärksten?
Am stärksten trifft es die Anlagen mittlerer Größe, die den größten Teil des Photovoltaikausbaus ausgemacht haben, also größere, oft gewerbliche Dächer, den landwirtschaftlichen Bereich. Hier wird die Vergütung am stärksten abgesenkt, außerdem müssen jetzt 10 Prozent des Stroms selbst verbraucht oder vermarktet werden.
Rechnet sich eine Photovoltaikanlage für ein Einfamilienhaus eigentlich noch?
Einfamilienhausbesitzer mit Anlagen bis 10 KW haben kein Renditemaximum als Hauptziel. Wenn man über 20 Jahre bei so einer Investition überhaupt einigermaßen sinnvoll eine Rendite ausrechnen kann, hat sie sich etwa halbiert zum jetzigen Stand – und die Vergütung wird weiter monatlich abgesenkt, aber in den meisten Fällen wird es sich trotzdem noch rechnen.
Wenn man aber komplett mit Kredit finanziert, muss man wirklich vorsichtig rechnen und bei Betriebskosten und Wartung schon aufpassen.
Ist die Förderung noch sicher, habe ich Planungssicherheit?
Eine Mengenbegrenzung wurde nicht eingeführt, nach wie vor können Sie eine Anlage bauen und es kann Ihnen auch keiner die Vergütung verweigern. Allerdings sollte man beim Netzbetreiber den Netzanschluss anfragen.
Bei kleinen Anlagen bis zu 30 KW kann der eigentlich nicht verweigert werden, aber verzögert. Um Investitionssicherheit zu haben sollte man auch da auf der sicheren Seite sein.
Auch Privathaushalte sollen 10% ihrer Stromproduktion selbst verbrauchen oder vermarkten – ist das realistisch?
Die teuersten Strompreise haben in der Regel Privathaushalte, kleine Gewerbebetriebe und teilweise auch die Landwirtschaft. Je mehr ich da von dem Solarstrom direkt verbrauchen kann, um so besser. Unter Umständen ist der Photovoltaikstrom schon günstiger als der Strom aus dem Netz. Wenn ein Gewerbebetrieb den Strom für 17- 18 Cent einkauft, dann kann der Strom aus der Photovoltaikanlage mit 100 Kilowatt schon günstiger sein. Es wird in Zukunft immer interessanter, den Strom selber zu verbrauchen.
Was raten Sie jemanden, der sich im Moment für eine Solaranlage interessiert?
Sich gut informieren, sich einen kompetenten Anbieter suchen. Darauf achten, das man Qualität einkauft, sowohl bei der Technik, der Installationsleistung und dem Service, weil das größte Risiko Wartungs- und Reparaturkosten sind, die man vorher nicht berücksichtigt hat. Also lieber am Anfang ein paar Euro mehr ausgeben, die Wirtschaftlichkeit vorsichtiger kalkulieren, weil sich die Anlage dann noch besser rechnet, als man es vorher angenommen hat.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte: Rasmus Elsner