Dass Zucker im Übermaß schädlich ist, das weiß doch jedes Kind. Stimmt das? Nein, leider stimmt das gar nicht. Denn laut der jüngst alarmierenden Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO/Europa) ist bereits jedes 3. Kind in Deutschland übergewichtig. Unsere Kinder ernähren sich falsch, denn sie essen zu viele Süßigkeiten, fettige Snacks, ungesunde Fleischprodukte und trinken zu viele süße Getränke. Was fehlt ist eine gesunde Ernährung und ein Werbeverbot für zuckerhaltige Lebensmittel für Kinder.
Der Tod durch Zucker kommt schleichend
Übergewicht und sogar Adipositas sind nur der sichtbare Teil der schädlichen Auswirkungen von Zucker auf unsere Kinder. Übermäßiger Konsum von Zucker wird darüber hinaus für eine Reihe von ernährungsbedingten Krankheiten wie Diatbetes, Zahnerkrankungen, chronische Darmentzündungen, Depressionen, Sodbrennen, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Schlafstörungen und allgemeine Konzentrationsschwäche verantwortlich gemacht.
Aus Kindern werden Erwachsene und bereits jetzt sind laut Kinderärzten und Gesundheitsforschern der University of California in San Franciso über 35 Millionen Todesfälle weltweit allein auf übermäßigen Konsum von Zucker zurückzuführen.
Zucker macht Kinder fett und Erwachsene gucken weg
In Bezug auf Kinder spricht die WHO bereits von einer “gegenwärtigen Epidemie der Adipositas” und es gibt sogar deutliche Belege, die den Zusammenhang zwischen Lebensmittelwerbung und ungesunder Erährung sowie Adipositas bei Kindern aufzeigen. Noch weiter gehen die amerikanischen Forscher: Sie fanden Nachweise dafür, dass eine mütterliche Junk Food Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit sogar die Muskelkraft ihrer Kinder reduzieren kann.
Außerdem gibt es deutliche Nachweise zum Zusammenhang von Zuckerkonsum und Aufmerksamkeitsdefiziten sowie Hyperaktivität. Und das bereits im Vorschulalter.
Leider werden die Warnungen von Seiten der Wissenschaftler von vielen Eltern und pädagogischen Fachkräften immer noch ignoriert, denn Kinder verzehren faktisch in deutlich zu großen Mengen Süßwaren, Knabberartikel, Cerealienspezialitäten und Limonade.
Die Empfehlung des Robert Koch Instituts für die Menge an Süßigkeiten, Knabberzeugs, süße Müsli oder Limonade pro Tag liegt bei maximal 10 Prozent der Gesamtenergie. Leider ist es aber teilweise mehr als das Dreifache, denn Kinder sind im Alltag, sowohl in Kindergärten und Schulen als auch zu Hause, permanent einem Überangebot dieser schädlichen Lebensmittel ausgesetzt.
Abhängigkeit von zuckerhaltigen Lebensmitteln
In Deutschland fängt die Diskussion um die Schädlichkeit von Zucker gerade erst an und bereits jetzt wehrt sich die starke Zucker-Lobby der Lebensmittel-Hersteller vehement mit Image- und PR-Kampagnen pro Zucker dagegen. Nicht ohne Grund, denn Zucker ist in nahezu allen künstlich weiterverarbeiteten Lebensmitteln enhalten und die machen den Konsumenten, vor allem die Kinder, über ihren angenehmen Geschmack gefügig.
Die Vermarktung zuckerhaltiger Lebensmittel fördert nachweislich die Entwicklung ungesunder Präferenzen und Gewohnheiten in Bezug auf die künftige Ernährung.
Was unseren Kindern fehlt: Gesunde Ernährung
- Unsere Kinder essen zu wenig pflanzliche Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse. Fast die Hälfte aller Kinder in Deutschland isst laut der Ernährungsstudie EsKIMo (Universität Paderborn) weniger als 50 Prozent der empfohlenen Menge.
- Die meisten Kinder essen zu viel Fleisch und Wurst und generell zu viele fettreiche Lebensmittel.
- Der Konsum von Süßigkeiten, Fast-Food, Knabbersnacks und süßen Getränken ist bei weitem zu hoch und überschreitet teilweise dreifach die empfohlene Menge.
- Süßigkeiten sind neben Brot und Milchprodukten bereits die Hauptenergiequelle für Kinder.
- Die Kaloriendichte, also die Kalorienzahl pro verzehrtem Lebensmittel, der von Kindern verzehrten Produkte ist allgemein zu hoch.
- Vollkornprodukte und ballaststoffreiche Lebensmittel werden insgesamt zu wenig verzehrt.
- Dagegen ist der Anteil von Lebensmitteln mit zu hohem Weißmehlanteil und isoliertem Zucker zu hoch.
- Immer mehr Jugendliche greifen zu Fast-Food-Angeboten. Sie nehmen damit häufig doppelt so viele Kalorien auf, wie sie sollten (Jugendliche mit normaler Bewegung ca. 2.500kcal / Tag).
Werbung und Kindermarketing prägen die Ernährungsgewohnheiten
Und leider wird der Grundstein für die schlechte Ernährung bereits im Vorschulalter durch gezielte Werbung gelegt. Bereits 4-Jährige kennen sich bestens in der Markenwelt der zuckerhaltigen Produkte aus. Daher will die WHO die europäischen Ländern nun aktiv unterstützen, damit diese Konzepte zur Beschränkung der Lebensmittelwerbung für Kinder entwickeln und umsetzen.
Die Organisation Foodwatch fordert hierzu schon seit langem, die Lebensmittelindustrie stärker in die Verantwortung zu nehmen und ein Verbot von Kindermarketing und -Werbung durchzusetzen. Denn die Verantwortung für die schädlichen Auswirkungen von Zucker kann nicht allein den Eltern zugeschoben werden.
Selbst diese unterliegen oft den Täuschungen ausgeklügelter Werbe- und PR-Feldzüge der Lebensmittelindustrie. Wer kennt nicht den Slogan “Nimm 2: Vitamine und Naschen” oder “…die Extra-Portion Milch”, die jahrelang erfolgreich dem Absatz von Nimm2 (August Storck KG) und der “Kinder Riegel” (von Ferrero) gedient haben.
Aber selbst Eltern, die bereits sehr bewusst mit der Ernährung ihrer Kinder umgehen: Dem alltäglichen Bombardement von zuckerhaltigem schlechten Essen oder Süßigkeiten in Kindergärten und Schulen können sie ihre Kinder nicht entziehen. Und gutes Kindermarketing, ob als Schleichwerbung an Schulen und Kindergärten, oder in Form von verspielter Werbung auf dem Computer oder dem Smartphone, wird bewusst an den Eltern vorbei gesteuert.
Daher wäre es im Sinne der zukünftigen Gesundheit unserer Kinder wirklich mehr als wünschenswert, wenn sich ein Werbeverbot für zuckerhaltige und für Kinder schädliche Lebensmittel durchsetzt.
Quellen und weiterführende Informationen
- Wie die Industrie aus Kindern Junkfood Junkies macht
- Universität Paderborn: Ernährungsstudie EsKIMo
- Zeit.de: Kindermarketing
- Spiegel.de: Kinder sollen besser informiert werden