Der Frühling kommt herbeigeeilt, schenkt uns Frühlingssonnenschein und verwandelt die Luft in botanische Gärten. Frisch und zitronig, so soll der Frühling riechen – zu diesen Maigerüchen gehört auch die Zitronenmelisse.
Die Zitronenmelisse oder Melisse (Melissa officinalis) ist wie das Bohnenkraut eine aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammende Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler.
Beim Zerreiben der herzförmigen Blätter nimmt man einen leicht zitronenartigen Geruch wahr; daher der Name Zitronenmelisse. „Melisse“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet “Honigbiene”. Bienen lieben die Blüten, sammeln den Nektar ein und produzieren daraus den aromatischen Melissenblüten-Honig.
Vom bekannten “Melissengeist” der Klosterfrauen des Karmeliterordens solltest du dich besser nicht überzeugen, verführen oder berauschen lassen. Es handelte sich seit jeher, also schon seit dem Mittelalter, um einen stark Alkohol haltigen Extrakt und dieser galt als “fröhlich machend”, was vor allem am Alkohol gelegen haben dürfte.
Tradition aus dem Klostergarten – Der hochprozentige Melissengeist
Die Pflanze kommt ursprünglich aus Vorderasien, von wo aus sie durch die Römer und Araber nach Europa gebracht wurde. Die Zitronenmelisse ist seit dem Altertum als Arzneimittel bekannt.
Schon im 1. Jahrhundert n. Chr. lobte der römische Gelehrte Plinius die vielen positiven Eigenschaften der Zitronenmelisse. Die Araber kultivierten Melisse als Zier-, Heil- und Gewürzpflanze und trugen zu ihrer Verbreitung auf der iberischen Halbinsel bei.
In Mittel- und Westeuropa begründet sich die lange Tradition der Zitronenmelisse auf der Hege in jedem Klostergarten seit dem frühen Mittelalter, hielten sie die Ordensleute der Benediktiner und Karmeliter beiderlei Geschlechts doch für sehr wertvoll und unentbehrlich.
Selbst Hildegard von Bingen empfahl das Kraut als Mittel, welches “das Herz freudig macht” und empfahl eine Tasse Melissentee vor dem Schlafengehen für gute Träume. Mönche und Nonnen brauten aus Melisse, Alkohol und anderen Kräutern ein Getränk, das gegen Verdauungsbeschwerden helfen sollte. Heute ist das aus Zitronenmelisse hergestellte Naturheilmittel Melissenwasser fast bekannter als die Pflanze selbst.
Zitronenmelisse als Heilpflanze
Melisse wird bevorzugt als Melissentee angewendet. Die der Melisse zugeschriebene Wirkung ist die Beruhigung des Nervensystems, womit sie gegen nervöse Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Unruhe und Reizbarkeit helfen kann. Die Melisse kommt auch bei Verdauungsstörungen, Blutarmut, Gedächtnisschwäche oder bei Übererregbarkeit zur Anwendung.
Die Naturheilkunde verwendet Zitronenmelisse außerdem zur Linderung von Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden.
Anwendungsgebiete der Melissa officinalis
Äußerlich angewendet soll ein Melissensud Hautunreinheiten beseitigen und ein Dampfbad mit Melisse fettige Haut bekämpfen.
Melissenextrakt kann man auch zum Einreiben und für die Inhalationen oder als Badezusatz benutzen. Melisse ist eine Pflanze, die virustatisch wirkt (hemmt die Vermehrung von Viren) und den Vergleich zu einem synthetischen Virustatikum (Stoff in Arzneimitteln, der die Vermehrung von Viren hemmt) überhaupt nicht zu scheuen braucht.
Die Wirkung geht vor allem vom ätherischen Öl aus. Das ätherische Öl entfaltet im Körper gleich mehrere Effekte. Es wirkt leicht beruhigend und angstlösend. Dadurch kann Melisse auch beim Einschlafen helfen.
Das Öl entspannt spasmolytisch die Muskulatur im Darm und lindert damit Blähungen und Völlegefühl. Es wirkt zudem krampflösend auf die glatte Muskulatur in der Luftröhre, sodass die Anwendung auch bei Erkältungskrankheiten durchaus gerechtfertigt erscheint.
Da die Zitronenmelisse ebenfalls den Gerbstoff Rosmarinsäure enthält, werden daraus Zubereitungen gegen das Herpes-Simplex-Virus hergestellt, das jene unangenehmen Fieberbläschen auf den Lippen verursacht. Cremes, die hochdosierte Extrakte aus dem Heilkraut enthalten, können bei den ersten Anzeichen eines Lippenherpes helfen. Auch in Form eines Lippenpflegestiftes kann dem Lippenherpes vorbeugend entgegengewirkt werden.
Ein ernst zu nehmendes “Herzkraut” ist die Melisse jedoch nicht, wie in vielen naturheilkundlichen Schriften noch behauptet wird. Diese Wirkung hat man der Pflanze früher zugeschrieben, weil die Melisse-Blätter herzförmig sind, was jedoch eher in den Bereich magischer Assoziationen fällt. Melisse bringt möglicherweise durch das ätherische Öl den Kreislauf ein bisschen auf Trab, was als anregend empfunden wird.
Ernst zu nehmende klinische Studien, die eine herzunterstützende Wirkung auf der Basis bestimmte Inhaltsstoffe oder Kombinationen derselben nachgewiesen hätten, liegen nicht vor.
Die Wirkung der Melisse im Überblick
- Beruhigung des Nervensystems – bekämpft Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Unruhe, Reizbarkeit und Angstgefühle
- Wirkt krampflösend – hilft gegen Magen-Darm-Beschwerden, Verdauungsstörungen und Kopfschmerzen
- Mildert Blutarmut, Gedächtnisschwäche und Übererregbarkeit
- Bringt unreine und fettige Haut in Balance
- Rosmarinsäure hilft bei Lippenherpes
- Kurbelt den Kreislauf an
Worauf beruht die Wirkung der Melisse?
Das ätherische Öl der Melisse setzt sich unter anderem aus den Substanzen Citral, Geranial, Neral und Citronellal zusammen. Diese Stoffe verursachen auch den angenehmen Zitronenduft, den die Blätter beim Zerreiben zwischen den Fingern verströmen.
Daneben sind beta-Caryophyllen und Gerbstoffe der Lippenblütler wie Rosmarinsäure und Kaffeesäure enthalten. β-Caryophyllen wirkt entzündungshemmend. Da dieser Wirkstoff im Gegensatz zu anderen bekannten Substanzen, die auf bestimmte Bausteine der Informationsträger in unseren Nervenzellen wirken, keine berauschende Wirkung hat, kommt dieser Naturstoff als Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Arzneistoffe infrage.
Wer Zubereitungen aus Melissenblättern bei Schlafstörungen oder Nervosität einnehmen möchte, kann die Heilpflanze mit Hopfen, Baldrian, Passionsblume oder Lavendel kombinieren. Diese Kräuter zeigen ähnliche Wirkungen, haben jedoch unterschiedliche Angriffspunkte im Körper.
Wichtiger Hinweis: Ätherische Öle solltest du nie unverdünnt anwenden, weil sie Haut und Schleimhaut reizen.
Melisse als Gewürzkraut in der Küche
Köche schwärmen von den frischen Blättern der Melisse, während Bienen die Blüten umschwärmen. Frisch duftende und minzig-zitronig schmeckende Melisse-Blätter eignen sich für Tee oder als Gewürz für Salate und Saucen sowie zum Verfeinern von Suppen und Dips.
Daneben passt das Küchenkraut auch zu Pilz-, Wild- und Fischgerichten, wird aber auch in Süßspeisen und Getränken benutzt. So kannst du sie zum Beispiel als Zusatz zu sommerlich-fruchtigen Bowlen vorteilhaft verwenden. Melisse sollte möglichst frisch verwendet werden, da sie beim Trocknen an Aroma verliert. Um einen Geschmacksverlust zu verhindern, sollte sie auch nicht gekocht werden.
evidero-Rezept: Selbstgemachte Zitronenlimonade
Zutaten für 1,5 L
- 500 ml Stilles Wasser
- 175 g Rohrohrzucker
- 1 L Mineralwasser
- 6 Zitronen
- Einige Stiele Minze
- Einige Stiele Zitronenmelisse
- Eine kleine Handvoll Basilikum
- Eine Prise Salz
Zubereitung
- 500 ml Wasser in einem Topf erhitzen und den Zucker hinzugeben. Aufkochen lassen und erhitzen, bis der Zucker sich komplett aufgelöst hat. Eine Prise Salz hinzugeben und alles abkühlen lassen.
- Die Kräuter waschen und in Wasserkrüge oder alternative Behältnisse aufteilen. Sechs Zitronen pressen.
- Sobald die Wasser-Zucker-Mischung abgekühlt ist mit dem Zitronensaft und einem Liter Mineralwasser aufgießen. Das Ganze in die Vorbereiteten Flaschen geben.