Eine gelingende Selbstführung ist die Voraussetzung für Glück, Erfolg und Gesundheit, so heißt es. Wow, das klingt wirklich verheißungsvoll! Aber was heißt gelingende Selbstführung? Muss ich mich dafür permanent kontrollieren und steuern, damit ich mich möglichst effizient auf ein konkret definiertes Ziel zu bewege?
Inhalte:
- Einführung Selbstführung: äußere Bedingungen, Vorgaben und Zielsetzungen mit den eigenen inneren Bedingungen, Wünschen und Vorstellungen in Einklang bringen
- Basis: Selbstwahrnehmung, Selbsterkenntnis, Selbstverantwortung, Selbststeuerung
- Sich seiner Ressourcen gewahr werden und Ressourcen aktivieren
Übungen:
- Selbstreflexion: Ziele und Werte
- Übung Ressourcenstärkung
- Audio: Achtsamkeitsmeditation
Wenn wir unseren Lebensalltag betrachten, dann fällt uns möglicherweise auf, dass wir uns oft wie im Hamsterrad fühlen – getrieben von den vielen Aufgaben und Anforderungen, die von außen an uns gestellt werden. Von Selbststeuerung kann da oft keine Rede sein…meinen wir. Die Frage ist, wie bringe ich meine eigenen Wünsche in Einklang mit den äußeren Anforderungen? Aber bin ich mir meiner Wünsche und Ziele eigentlich immer bewusst? Wenn ich mich selbst führen will, dann sollte ich ja wissen, wohin.
Werte als Leitsterne für die persönliche Selbstführung
Erfolg, Zufriedenheit und Gesundheit erlebe ich vor allem dann, wenn ich mein Leben entsprechend meiner Werte aktiv gestalte. Werte sind anders als Ziele beständig, ich kann mich täglich entscheiden, ob ich für oder gegen meine Werte handle. Und das ist die Basis einer gesunden Selbstführung.
Was ist mir wirklich wichtig? Wofür möchte ich eintreten? Was gibt meinem Leben Sinn und Lebendigkeit? Und wie setze ich das dann auch um? Selbstführung ist Werteorientierung!
Selbstwahrnehmung als Grundlage einer bewussten Selbstführung
Im Alltag sind wir all zu oft unbewusst unterwegs. Vom Autopiloten gesteuert folgen wir oft automatisch unseren Impulsen, getriggert von unseren Bewertungen, unseren inneren Antreibern, unseren Erwartungen oder unseren Ängsten. Wir sind den ganzen Tag aktiv und wundern uns abends, warum der Nacken schmerzt oder wir vollkommen erschöpft sind. Vielleicht fragen wir uns dann, ob das wirklich die Art ist, wie wir unser Leben leben wollen. Und am nächsten Tag landen wir dann wieder in der gleichen Mühle.
Mit Selbststeuerung hat das dann nicht viel zu tun. Der wichtigste Schritt ist es, seine Selbstwahrnehmung zu schulen. Sehr hilfreich ist die Übung der Achtsamkeitsmeditation. Dabei lenke ich meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem und nehme wahr, welche Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen auftauchen. Ich halte meinen Fokus und versuche, nicht auf die Geschichten aufzuspringen, die mein Geist mir erzählt, sondern einfach nur offen und neugierig zu betrachten, was in mir vorgeht.
Das schult einerseits die Konzentration und hilft gleichzeitig meine inneren Zusammenhänge besser zu verstehen. Wichtig ist dabei: Nehmen Sie alles was geschieht mit einer freundlichen Haltung wahr. Selbstführung ist Selbstwahrnehmung!
Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit
Um sich dem Begriff Selbststeuerung weiter zu nähern, sind einige Erkenntnisse der Neurowissenschaft sehr hilfreich. Wenn wir auf vereinfachte Weise unser Gehirn betrachten, dann können wir sagen, dass wir von zwei Systemen beeinflusst sind:
Das System 1 arbeitet wie ein Reptilienhirn, hier sind unsere Emotionen, Triebe und Impulse sesshaft. Dieses System kennt nur die unhinterfragte, blitzschnelle und absolut automatisierte Reaktion auf einen Reiz. Eine Schokopraline liegt auf dem Tisch – ich greife impulsiv zu und esse sie. Schnelle Befriedigung mit kurzfristigem Genuss. Sehr lecker.
System 2 ist im Präfrontalen Cortex der Großhirnrinde ansässig und dafür zuständig, die vorhandenen Informationen zu bewerten und im Hinblick auf langfristige Wirkungen und soziale Konsequenzen hin abzuwägen und dann eine bewusste Entscheidung zu treffen. Schokopraline liegt auf dem Tisch – ich weiß, dass es langfristig für mich ungesund ist, zu viel Schokolade zu essen und ich spüre möglicherweise sogar den kritischen Blick meiner Ehefrau, wenn ich nicht auf meine Gesundheit und die schlanke Linie achte. Ich entscheide mich daher bewusst dagegen. Sehr vernünftig.
Was heißt in diesem Zusammenhang gelingende Selbstführung? Dauerhafte Selbstkontrolle und Genussverzicht? Nein! Gelingende Selbstführung bedeutet, eine gesunde Balance zwischen System 1 und System 2 herzustellen. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, der dazu dienen soll mein Leben reich und schön zu machen – und zwar langfristig. Selbststeuerung heißt Selbstfürsorge!
Achtsamkeit schafft Raum für bewusste Entscheidungen
Um nicht dem klassischen Reiz-Reaktions-Schema ausgeliefert zu sein, braucht es einen Moment des Innehaltens. Den Moment, der mir die Möglichkeit gibt, mir meiner selbst bewusst zu sein, meinen spontanen Impuls zu bemerken und dann eine bewusste Entscheidung zu treffen. Selbststeuerung heißt Selbstverantwortung!
Übertragen wir das doch mal auf unser Berufsleben: Stellen Sie sich vor, Sie sind Teil eines Teams, das gerade ein wirklich interessantes und für das Unternehmen wichtiges Projekt bearbeitet. Sie haben einen sehr vollen Arbeitstag gehabt, fühlen sich schon ziemlich erschöpft, wollen aber den Projektplan vor Feierabend auf jeden Fall noch aktualisieren. Danach wollen Sie los, und Ihren Sohn endlich mal wieder vom Fußball abholen.
Kurz vor Schluss kommt ein Kollege rein und bittet Sie um Unterstützung bei einer wichtigen Angelegenheit. Was tun Sie? Ihr spontaner Impuls ist: „Ja klar helfe ich dir!“ Sie schlagen einem Kollegen doch keine Bitte aus, das tut man einfach nicht.
Kaum ausgesprochen, müssen Sie aber schlucken. Wollen Sie das wirklich? Bei der Frage der Selbstführung geht es in diesem Beispiel nicht um die einzig richtige Entscheidung, sondern darum, ob ich mein Verhalten bewusst steuere oder ob ich lediglich automatisiert meinem ersten Impuls folge.
Balance schaffen und die eigenen Ressourcen aktivieren
Sich selbst zu führen bedeutet auch, sich seiner Ressourcen bewusst zu sein und sie aktiv einzusetzen, und zwar so, dass ich mich im Einklang mit meinen Werten voll und ganz lebendig fühle. Meine innere Haltung zu mir und zum Leben ist dabei eine ganz entscheidende Ressource, denn sie hat einen wesentlichen Einfluss darauf, ob ich mich den Aufgaben und Herausforderungen ausgeliefert fühle, oder ob ich mich als aktiver Gestalter meines Lebens fühle. Auch hier gilt, es Achtsamkeit zu üben, meine Haltung zu reflektieren und zu überprüfen. Selbststeuerung heißt Ressourcenaktivierung!
Das kann man ganz bewusst tun, indem man sich an Momente erinnert, in denen die eigenen Ressourcen aktiv waren. Hier finden Sie einen Fragebogen zur ressourcenaktivierenden Selbstreflexion im Beruf: Ressourcenaktivierende Fragen zur Selbstreflexion für den Beruf.
Auftakt-Interview: Wie du bei der Arbeit gelassener bleiben kannst
Teil 1: Gelassenheit im Job! Mit Achtsamkeit den Stress leichter bewältigen
Teil 2: Mit Achtsamkeit Ziele erreichen – Ressourcenorientierte Selbstführung
Teil 3: Das schaffe ich schon! Zeitmanagement und Stressbewältigung
Teil 4: Cool down! Achtsam kommunizieren auch unter hohem Stress
Teil 5: Mach kein Stress! Wirksame Stressbewältigung im Team
Teil 6: Mindful Leadership: Achtsamkeit als Führungskompetenz