Romantische Hollywoodfilme und Liebesromane hinterlassen ein verklärtes Bild, wie die Liebe auszusehen hat. Mit der Realität haben diese Bilder meist wenig zu tun. Wahre Liebe kennt keine Erwartungen, keine Enttäuschungen und keinen Schmerz. Sie ist der natürliche Seinszustand des Menschen, sagt unser Experte René Marquard. Sie kann sich nur dann entfalten, wenn wir mit uns selbst im Einklang und im spürbaren Kontakt mit unseren Gefühlen sind.
Wir alle kennen den Satz: Liebe dich selbst, erst dann kannst du jemand anderen aufrichtig lieben. Doch was heißt das, was ist diese viel zitierte Selbst-Liebe? Sich selbst zu lieben bedeutet, sich anzunehmen, wie man ist. Es bedeutet sich selbst zu spüren, seine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und präsent sein zu lassen.
Oft sind wir durch die Herausforderungen unseres Alltags und die vermeintlichen Erwartungen, die wir erfüllen müssen, von uns und unseren Bedürfnissen entfremdet. Wir funktionieren dann einfach: Im Job, in der Familie, in Freundschaften – und nehmen nicht mehr wahr, was wir wirklich brauchen. Dabei ist diese Verbundenheit zu uns selbst eine wichtige Voraussetzung, um auch seinem Partner voller Liebe und Respekt gegenüber treten zu können. Und um seine eigenen Bedürfnisse in der Beziehung kommunizieren und die Bedürfnisse des Partners respektieren zu können.
René Marquardt, Lehrer für Partneryoga, begleitet Paare, die sich mehr Kontakt und Nähe zueinander wünschen.
Gesunde Selbstliebe und Eigenverantwortung statt Beziehungsproblemen
Das Beste, was du tun kannst, um zu lieben, ist vor allem, dich selbst zu lieben mit allem, was in dir ist und was dich ausmacht. Und das hat nichts mit Egoismus oder gar Narzissmus zu tun. Sei wie ein Baum, der sich fest verwurzelt und alle Nährstoffe, die er braucht, aus der Erde aufnimmt, sich von der Energie der Sonne angezogen nach oben emporstreckt. Und erst, wenn er ausreichend genährt ist, fängt er an, seine Blätter im Frühling sprießen zu lassen und erblüht, lässt seine Früchte wachsen, um sie dann aus der Fülle zu verschenken.
Nur du bist für dein Glück verantwortlich, nutze deinen Körper und deinen Geist, um präsent und wachsam im hier und jetzt in Liebe zu sein.
In meinem Personal Yogatraining berate ich immer wieder Paare, die nicht unerhebliche Beziehungskonflikte austragen, deren Ursachen oft auf einer unbewussten und verborgenen Ebene liegen. Diese zeigen sich aber immer wieder im Außen in Form von Streitigkeiten und Verständnisproblemen und belasten das gegenseitige Vertrauen stark. Schon in einfachen Partnerübungen wird die Dynamik in der Begegnung und der Umgang miteinander schnell deutlich und auch energetisch spürbar – und durch diese Bewusstwerdung erst veränderbar.
Gemeinsames Atmen für empathische Verbindung
Konflikte entstehen meist, wo es an Empathie-Fähigkeit fehlt: Wir sind beispielsweise wütend, weil der andere unsere Erwartungen nicht erfüllt hat und fordern das Gewünschte in einem Streit ein. Der Partner verschließt sich nun vielleicht den Vorwürfen oder Forderungen – beide beharren auf ihrer Sichtweise und eine liebevolle Verbindung ist so selten möglich.
Durch Yoga- und Atemübungen lernen wir, den Partner liebevoll anzunehmen und mehr Aufmerksamkeit auf den gemeinsamen Weg zu lenken: Beispielsweise durch Atemübungen, in denen sich das Paar ruhig gegenüber sitzt und einander in die Augen schaut. Authentisch sein, indem man den eigenen Atem wahrnimmt und sich gleichzeitig dem Kontakt zum anderen öffnen, indem man auch den Atem des Partners wahrnimmt und schließlich in einem gemeinsamen Atemrhythmus zueinanderfindet – das kann eine sehr befreiende und zugleich verbindende Erfahrung für Paare sein.
Partneryoga für mehr Gleichgewicht in der Beziehung
Üben die Partner gemeinsam den „Tänzer“, eine stehende Balance-Haltung aus dem Yoga, und halten sich dabei an der Hand, wird schnell erkennbar, ob ein Ungleichgewicht durch zu viel Druck oder zu wenig Halt besteht. Wenn beide üben, achtsam auf die körperlichen Signale des anderen zu reagieren, lernen die Partner, besser aufeinander einzugehen und gemeinsam, als Team, mehr Sicherheit und Stabilität zu gewinnen.
Eine respektvolle Kommunikation beruht darauf, die eigenen Gefühle ehrlich mitteilen zu können, ohne dabei den anderen zu bewerten und ihm die “Schuld” zu geben. Dieser achtsame Umgang hilft, wieder einen Schritt aufeinander zugehen und sich besser verstehen zu können. Hierzu können regelmäßige Zwiegespräche geführt werden, in denen abwechselnd ein Partner redet, während der andere nur zuhört. Dieses achtsame Zuhören sowie das Fokussieren auf die Stärken und die Gemeinsamkeiten der Beziehung sind wertvolle und Nähe schaffende Möglichkeiten für eine Partnerschaft.
Positive Verhaltensmuster üben
Am wichtigsten ist es immer, in der Gefühlslage von Liebe und Wertschätzung zu bleiben und sich nicht von alten Emotionen (deren Grundlagen oft bereits in der Kindheit gelegt wurden) kontrollieren zu lassen. Denn dann kann die Kommunikation zerstörerisch und verletzend werden. Unser Partner braucht nur bestimmte Knöpfe drücken, um unsere verdrängten und nicht ausgelebten Gefühle wieder nach oben bringen.
Insbesondere bei Wut, Ärger und Zorn hilft es, einige Male inne zu halten, tief durchzuatmen, kurz die Augen zu schließen und sich ganz bewusst in den gegenwärtigen Moment und die wirkliche Situation zu versetzen.
Indem du das Gefühl, was immer dein eigenes ist, zulässt, es beobachtest und tief in es hineinspürst, schenkst du dir selbst Empathie und schaffst dir den inneren Raum, um mit deinem Partner wieder freundlicher in Kontakt zu gehen. Je öfter diese neuen positiven Verhaltensmuster angewendet werden, desto leichter fällt es, sie dann als festen Bestandteil für eine harmonische und erwachsene Partnerschaft auf Augenhöhe zu etablieren.
Liebe ohne Erwartungen
Stelle keine Bedingungen oder Forderungen und versuche, ohne Erwartungen zu sein. Lasse deine Liebe aus deinem Herzen überströmen, wie die Sonne, die einfach scheint, ohne sich darum zu kümmern, ob sich jemand an ihren Strahlen erwärmt, sie schenkt uns Wärme und Licht, ohne eine Gegenleistung zu wollen.
Das gegenseitige Vertrauen sollte nachhaltig und schrittweise aufgebaut werden. Es genügt nicht, wenn man bei einem Streit mal eine Yoga- oder Atemübung macht. Es geht eher darum, ein tieferes Bewusstsein und eine erhöhte Achtsamkeit aufzubauen, um einander im täglichen Miteinander liebevoll begegnen zu können. Ein mitfühlender Umgang beugt Konflikten vor und hilft, bei Meinungsverschiedenheiten in Verbindung zu bleiben.