Yoga begeistert immer mehr Menschen in Deutschland. Doch es gibt so viele unterschiedliche Stile und Arten, dass man leicht einmal durcheinander kommen kann. Weißt du, welches Yoga für dich am besten geeignet ist? Dafür solltest du zum Beispiel wissen, ob du lieber deinen Körper oder deinen Geist trainieren willst. Unsere Expertin Sabrina Gundert stellt dir die wichtigsten und grundlegenden Yoga Arten vor, sodass auch du gleich beginnen kannst.
Hatha Yoga – Kraftvoll zurück in die eigene Mitte
Jede Hatha Yogastunde besteht aus einer Mischung aus Körper- und Atemübungen, positiven Affirmationen und Tiefenentspannung.
Ha bedeutet dabei Sonne, Tha Mond. „Yoga ist eine Rückführung zur Einheit von Körper, Seele und Geist“, sagt Petra Bregger, Leiterin der Yogaschule Eckernförde. Jede Woche unterrichtet sie circa 100 Menschen in ihrer Yogaschule: „Dabei erlebe ich Yoga jeden Tag im Alltag und erfahre auf diese Weise das Wirken der Theorien in der Praxis, wenn Menschen mir erzählen, wie sich ihr Leben durch Yoga positiv verändert hat und sie neue heilsame Wege gehen, auf denen ihr Körper gesund wird.“
Jede Yogastunde beginnt dann auch mit einem kurzen Vortrag zu einem bestimmten Thema – sei es Achtsamkeit, der Rücken oder die eigene Kraft. „Die Menschen, die zum Yoga kommen, sehnen sich nach Ruhe, Stille, Zeit und Raum für sich“, so Petra Bregger. „Sie möchten sich wieder kraftvoll in ihrer Mitte spüren. Yoga kann ihre Probleme nicht lösen, aber ihnen eine neue Sichtweise ermöglichen, die Gesundheit verbessern und helfen, die Dinge zu ändern, die sie krank machen.“
Eine wichtige Stellung nehmen im Hatha Yoga auch Atemübungen ein, wird doch der Atem als lebensspendende Kraft als untrennbar von der Yogapraxis angesehen. „Da die Energie immer der Aufmerksamkeit folgt und Worte wie Die Nervenkraft wird gestärkt und entspannt die Wirkung der Übungen vertiefen, begleiten wir das Üben mit Affirmationen“ sagt Petra Bregger.
Die Yogastunde endet mit kraftvollen Übungen im Stehen, wie Dem Helden, der Kraft, Mut und Bestärkung für eigene Lebensziele schenkt, sowie einer abschließenden Tiefenentspannung. Ziel ist es, Gesundheit und Frieden auf allen Ebenen zu erreichen – für sich selbst und für die Welt. Hatha Yoga kann dabei von jedermann, gleich welchen Alters oder welcher Konstitution, erlernt werden, am besten in einer speziellen Schule für Yoga.
Jnana-Yoga – Übungspraxis des Geistes
Während beim Hatha-Yoga der Schwerpunkt auf den Körper-Übungen liegt, steht beim Jnana-Yoga die Übung des Geistes im Vordergrund. Jnana kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Wissen, Erkenntnis und Weisheit. „Yoga-Philosophie als Jnana-Yoga wird traditionell als eine Übungsform im großen Netzwerk der Yoga-Wege gesehen“, so Dr. Eckard Wolz-Gottwald, Dozent für die Philosophie des Yoga und Mitbegründer der Yoga-Akademie Münster-Osnabrück. Der Weg des Jnana-Yoga führt dabei nicht nur zu mehr Wissen über die Philosophie des Yoga, sondern vor allem zu Selbstreflexion und Selbsterfahrung.
Dr. Eckard Wolz-Gottwald geht es dann auch vor allem um die Praxis: „Die Yoga-Philosophie als Theorie zu studieren ist, als würden wir einen Berg umkreisen, ohne ihn selbst zu besteigen. Bei der Übung des Jnana-Yoga erklimmen wir den Berg Schritt für Schritt – das heißt, wir wandeln uns und unser Bewusstsein, lassen alte Verspannungen und Unbewusstheiten los und gelangen so zu Klarheit über unser wahres Selbst.“
Die verschiedenen Übungswege des Yoga können einander dabei in Kombination wechselseitig bereichern – „Das ist eine große Chance der Vielfalt der Yoga-Wege. Vermögen die Körperübungen den Yoga-Philosophen zu erden, so intensiviert das Jnana-Yoga wiederum die Körperpraxis“.
Sivananda Yoga – Gesunder Körper, ausgeglichenes Gemüt
Das Ziel des Sivananda Yoga ist es, den Körper als Tempel der Seele gesund zu halten und zu unserem wirklichen Sein zurückzufinden: „Durch seinen ganzheitlichen Ansatz unterscheidet sich das Sivananda Yoga von anderen Yogarichtungen“, weiß Omkari Yvonne Modrow, die das Yoga Vidya Zentrum in Überlingen am Bodensee leitet – eines von über 100 Yoga Vidya Zentren in Deutschland, die neben den Sivananda Yoga Vedanta Zentren Yoga nach Sivananda unterrichten.
Es ist ein Yogastil, in den verschiedene Aspekte einfließen: Asanas (Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen, mit denen die Lebensenergie erhöht werden soll), Entspannung, Ernährung (vegetarisch) und Meditation.
Jede Yogastunde beginnt mit einer kurzen Entspannung, um die Anstrengungen des Alltags loszulassen. Anschließend folgen Atemübungen, um Körper und Geist zu beleben, sowie einige Runden des Sonnengrußes, durch den die Muskeln aufgewärmt und gedehnt werden. Fester Bestandteil jeder Stunde ist eine Grundreihe von zwölf Stellungen, die je nach Übungsgrad kürzer oder länger gehalten werden.
Die Stunde endet mit einer längeren Tiefenentspannung, so dass sich alles Geübte gut setzen kann. „Heutzutage denken viele bei Yoga meist an die Körperstellungen. Das ist aber nur ein Aspekt“, so Omkari Yvonne Modrow. „Neben einem gesunden Körper ist auch ein ausgeglichenes Gemüt und das Ankommen im gegenwärtigen Moment von Bedeutung.“ Sivananda Yoga ist dabei für jeden geeignet – es gibt sowohl Anfänger- als auch Fortgeschrittenen-Kurse sowie spezielle Kurse für Schwangere, Kinder, Senioren oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Kriya Yoga – Spiritualität und Erleuchtung
Der Schwerpunkt des Kriya Yoga liegt auf Spiritualität und Erleuchtung des Bewusstseins. Yogacharya Harald Reiske, Direktor des Kriya Yoga Center Deutschland mit Sitz in Passau erklärt: „Yoga heißt Rückbindung, vereinigen, zusammenbringen. Unser Bewusstsein hat sich mit der äußeren Welt identifiziert. Deshalb haben wir unsere wahre Identität, unser innewohnendes göttliches Wesen vergessen. Die Rückbesinnung und Ausrichtung auf unser wahres Wesen ist die Aufgabe des Kriya Yoga.
Es geht um die Identifizierung und Vereinigung mit dem Einen Bewusstsein durch die Anwendung bestimmter Übungen und Methoden.“ Um dies zu erreichen, wird im Kriya Yoga vor allem auf Meditation, Pranayama – Atemübungen zur Beherrschung und Lenkung des Prana, der Lebensenergie – und das Studium der Heiligen Schriften Wert gelegt. Durch die Techniken des Kriya Yoga, die unter anderem gehobene Meditations-Techniken und die höchsten Pranayama-Techniken, die es im Yoga gibt, beinhalten, soll das spirituelle Erwachen bis zur Erleuchtung des Bewusstseins beschleunigt werden. Klassisches Hatha Yoga wird den Übenden dabei als Ergänzung empfohlen.
Für Kriya Yoga bedarf es keiner körperlichen Gelenkigkeit, so dass jeder, egal welchen Alters, damit beginnen kann. „Kriya heißt tun, und so bedeutet Kriya Yoga das Yoga des Tuns und beinhaltet alles, um ein gesundes, erfülltes und verantwortungsbewusstes Leben führen zu können“, so Harald Reiske.