Yoga hat so viele begeisterte Anhänger wie nie zuvor und ist in den letzten Jahren in der westlichen Welt zur absoluten Trendsportart geworden. Seine Ursprünge liegen allerdings in Indien, genauer gesagt im Indien vor 3.500 Jahren. Die für das heutige Yoga so typischen körperlichen Übungen, auch Asanas genannt, gab es damals noch nicht. Denn zu dieser Zeit wurde Yoga als rein geistige Disziplin ausgeübt – in Form von Meditation. Begib dich mit evidero auf die Reise zu den Anfängen deiner Lieblingssportart und erfahre mehr über die Geschichte von Yoga.
Ist Yoga nun eine Religion oder nicht?
Eines gleich vorweg: Anders als häufig angenommen ist Yoga keine Religion. Es ist nicht in einer kirchlichen Gemeinschaft organisiert und hat auch keine Glaubenssätze. Es handelt sich vielmehr um einen spirituellen Weg, der zu höherer Selbsterkenntnis führen soll.
Ziel ist es, den Geist freizumachen von äußeren Störfaktoren und mit sich selbst und seiner Umwelt in Einklang zu bringen. Allerdings schließen sich Yoga und Religion auch nicht aus. Die philosophische Lehre kann ebenso zum Glauben hinführen, wie sie auch davon wegführen kann.
Die Ursprünge von Yoga liegen in Indien
Yoga ist ein Begriff aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie “Verbindung” oder “Vereinigung”. Gemeint ist dabei die Verbindung von Körper und Geist, aber auch die Vereinigung mit dem Göttlichen. Das ist jedoch nicht im religiösen Sinne zu verstehen, sondern vielmehr als universelles Prinzip einer sogenannten “Weltseele”, auch “Brahman” genannt, die der hinduistischen Weltauffassung zufolge allen Lebewesen innewohnt und sie miteinander verbindet. Diese Verbindung kann sowohl durch geistige als auch körperliche Methoden erreicht werden.
In seinen Anfängen, die nicht ganz eindeutig bekannt sind, wurde Yoga rein meditativ durchgeführt. Erste Belege dafür lassen sich etwa auf 1.500 v. Chr. datieren. Ursprünglich sollte Yoga dazu dienen, die Gedanken mithilfe von Meditation zu beruhigen und den Geist freizumachen. Erst wenn äußere Störfaktoren und innere Blockaden überwunden werden können, ist es der indischen Auffassung zufolge möglich, innere Konflikte sowie menschliche Sinnfragen zu lösen.
Yogasutra erweitert die philosophische Lehre um Körperübungen
Irgendwann zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. verfasste der indische Gelehrte Patanjali das sogenannte “Yogasutra“, in dem neben den meditativen Übungen auch eine Vielzahl an körperlichen Übungen beschrieben wird.
Die indische Lehre wird dabei als achtgliedriger Pfad mit folgender Reihenfolge darstellt: Yama (Selbstkontrolle), Niyama (Selbstdisziplin), Asana (körperliche Übungen), Pranayama (Atemkontrolle), Pratyahara (Beherrschen der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Verwirklichung des höheren Selbst).
Dabei haben die ersten sechs Schritte das Ziel, sowohl Körper als auch Geist auf die folgende Meditation vorzubereiten. Die Inhalte des Yogasutra gelten noch heute als klassisches Yoga, auf dem die in der westlichen Welt populären Yogaarten basieren.
Körperorientiertes Hatha Yoga
Das körperorientierte Yoga wird auch als Hatha Yoga bezeichnet. Der ebenfalls aus dem Sanskrit stammende Begriff “Hatha” bedeutet übersetzt so viel wie “Anstrengung“. Denn die Vereinigung von Körper und Geist erfolgt mithilfe von körperlicher Anstrengung, die die Umsetzung der Asanas mit sich bringt. Die Belastung der Muskeln soll auf der einen Seite dabei helfen, den Geist und die Gedanken zu beruhigen.
Außerdem stärken sie den Körper und bereiten ihn auf die Meditation vor. Dem Hatha Yoga zugrunde liegt zudem die Auffassung, dass der menschliche Körper Tempel seiner Seele ist. Deshalb sollte er gut trainiert und gesund erhalten werden. Das klassische Hatha Yoga entstand zwischen dem 15.und 17. Jahrhundert. Mehrere Texte aus dieser Zeit legen die körperlichen Übungen fest und definieren eine Trennung zwischen den körperlichen und den rein geistig-spirituellen Yogawegen.
Hatha Yoga wird auch als allgemeiner Begriff genutzt, der alle Arten der körperlichen Yoga-Praxis umfasst. Egal ob Ashtanga, Bikram oder Iyengar – all diese heutzutage praktizierten Yogaarten werden dem Hatha Yoga zugezählt.
Wie wichtig sind spirituelle Aspekte im Yoga?
In der Geschichte des Yogas hat sich die Gewichtung von geistigen und körperlichen Übungen über die Jahrhunderte sehr verändert.
Insbesondere in der westlichen Welt wird der Fokus beim Yoga heute stark auf die Asanas gelegt, meditative Aspekte sind häufig eher nebensächlich. Für viele Anhänger der Trendsportart stehen Gewichtsabnahme und Körperstraffung im Vordergrund. Dagegen ist natürlich grundsätzlich nichts einzuwenden. Dennoch kann Yoga aber noch viel mehr: Es öffnet die Augen für ein achtsameres und bewussteres Leben.