Das erste, was viele Menschen mit Yoga assoziieren, sind die ungewöhnlichen Körperhaltungen, die sogenannten Asanas. Das Wort “Asana” stammt aus dem Sanskrit und bedeutet in etwa “Der Sitz”. Ursprünglich bezog sich der Begriff jedoch gar nicht auf die Übungen, die ein Yogi praktiziert, sondern auf die Fläche, auf der er sitzt. Erst später entwickelte sich die heute bekannte Bedeutung, nach der ein Asana eine bestimmte Körperposition aus dem Hatha Yoga bezeichnet.
Asanas sind mehr als nur Körperhaltungen
Asanas wie der Schulterstand oder der “Pflug” erfordern einiges an Flexibilität, Gleichgewichtssinn und Körperbeherrschung. Trotzdem handelt es sich hierbei nicht um akrobatische Verrenkungen, sondern um ganzheitliche Übungen, die dir bei korrekter Durchführung zu einem besseren Körperbewusstsein verhelfen und schließlich eine Harmonie von Geist und Körper anstreben. Im Gegensatz zu regulären Gymnastikübungen, die mit einem Leistungsziel im Hinterkopf ausgeführt werden, geht es bei den Asanas des Hatha Yoga darum, dich ganz in die veränderte Körperhaltung einzufühlen und die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Du lässt die Übung “geschehen” und das Hier und Jetzt auf dich wirken. Ganz nebenbei verhelfen dir bestimmte Asanas aber auch zu mehr Flexibilität und Geschmeidigkeit und stärken deine Muskeln.
Wie viele Asanas gibt es im Yoga?
Die Zahl der bekannten Asanas variiert: Der Legende nach soll der Gott Shiva einst 8.400.000 Asanas gelehrt haben – demnach entspricht jede Körperhaltung einer Lebensform. In den verschiedenen Yogarichtungen, die sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts entwickelten, ist teilweise von 84 klassischen Asanas die Rede. In der von Bikram Choudhury begründeten Form des Bikram Yoga wurde die Zahl der Asanas dagegen wieder auf 26 Stück heruntergekürzt.
Hier findest du eine kleine Auswahl der bekanntesten Asanas:
Herabschauender Hund: Bei diesem Asana bildet dein Körper im Vierfüßerstand zusammen mit dem Untergrund, auf dem du stehst, eine Dreiecksform. Diese weitverbreitete Position wird im Zuge einer Yogastunde häufig als Ausruh- und Entspannungshaltung eingesetzt.
Kobra: Bei dieser Anfängerübung liegst du auf dem Bauch und reckst aus dieser Haltung den Oberkörper nach oben wie eine Kobra, die sich aufrichtet. Dieses Asana stärkt den Rücken und kann sich befreiend auf deine Psyche auswirken.
Krähe: Bei der Krähenhaltung balancierst du deinen gesamten Körper auf den Händen, während die Beine angewinkelt in der Luft schweben. Mit diesem Asana trainierst du deinen Gleichgewichtssinn und dein Konzentrationsvermögen und stärkst gleichzeitig deine Bauch- und Armmuskeln.
Lotussitz: Den aufrechten Lotussitz mit gekreuzten Beinen kennst du vielleicht von Buddha-Darstellungen. Dieses Asana eignet sich besonders gut, um zu meditieren oder sich auf Atemübungen zu konzentrieren.
Pflug: Für diese komplexe und sehr intensive Übung klappst du deine Beine auf dem Rücken liegend nach hinten über den Kopf, bis die Zehenspitzen den Boden berühren. Viele Yogis gehen auch aus dem Schulterstand direkt in dieses Asana über. Der Pflug soll die Schilddrüse anregen und Nacken, Schultern und Wirbelsäule dehnen.
Schulterstand: Bei diesem Asana aktivierst du den ganzen Körper, indem du Beine, Gesäß und Teile des Oberkörpers aus der Rückenlage in eine Kerzenposition aufrichtest. Der anspruchsvolle Schulterstand gilt auch als “Königin der Asanas”.
Vinyasas: Wenn sich ein Asana ans andere reiht
Asanas werden nicht als statische, abgeschlossene Einheit ausgeführt. Eine bestimmte Abfolge dynamisch ineinander übergehender Asanas bezeichnet man als Vinyasa. Hierbei entsteht aus verschiedenen Körperhaltungen, die synchron mit dem Atem fließend aufeinander folgen, ein Bewegungsablauf. Die bekannteste unter diesen Bewegungssequenzen ist der Surya Namaskar, der sogenannte “Sonnengruß”, der aus zwölf einzelnen Asanas besteht. Eine besonders wichtige Rolle spielen Vinyasas in Yogastilen wie dem Ashtanga Yoga, dem Power Yoga oder dem Flow Yoga, in denen die dynamische Abfolge von Bewegungen im Mittelpunkt steht.