Anders als in Religionen wie dem Christentum, dem Islam oder auch dem Hinduismus gibt es im Buddhismus keine Götter, sondern eine Reihe von Lehren, Theorien und Praktiken, die im Kern das Glück zum Ziel haben. Um dieses Glück zu erreichen, ist es wichtig, dass du das Dasein mit all seinen Merkmalen so akzeptierst, wie es ist, ohne es ändern oder verdrängen zu wollen. Dabei hilft dir Achtsamkeit, die als Geisteshaltung zwar ihren Ursprung im Buddhismus hat, aber nicht darauf beschränkt ist.
Vier Edle Wahrheiten im Buddhismus
Grundlage der buddhistischen Lehre bilden die Vier Edlen Wahrheiten. Die erste Wahrheit ist, dass alle Wesen dem Leiden unterworfen sind. Mit Leiden ist hier allerdings nicht Schmerz allein gemeint, sondern alles, was du als unbefriedigend empfindest. Die zweite Wahrheit besagt, dass das Leiden durch Begehren beziehungsweise durch Gier und Anhaftung bedingt ist. Darunter fallen Leidenschaft, Ruhm, Reichtum, Verlangen und das Streben nach Ansehen. Wenn du versuchst, vergängliche Dinge festzuhalten und gleichzeitig nicht wahrhaben willst, dass du dies tust, verursacht das früher oder später Leiden.
Die dritte Wahrheit geht davon aus, dass du das Leiden beenden kannst, wenn die Ursache dafür erlischt. Die vierte Wahrheit umfasst, dass es einen Weg gibt, der zur Beendigung des Leidens führt, und zwar den Edlen Achtfachen Pfad. Wenn du dich von geistiger Anhaftung und sinnlichem Verlangen befreien kannst und es dir gelingt, vergängliche Dinge loszulassen, bist du auf dem besten Weg zum Nirvana, das sich mit der Freiheit von Sorgen, Problemen, Verwirrungen und Vorstellungen umschreiben lässt.
Edler Achtfacher Pfad und Achtsamkeit
Der Achtfache Pfad gliedert sich – wie der Name schon verrät – in acht Teile, die wiederum in drei Gruppen eingeordnet sind: Weisheit, Sittlichkeit und Vertiefung. Die verschiedenen Teile sind keine Stufen, die du zwingend nacheinander gehen musst, sondern sie sind alle gleichermaßen wichtig. Der Achtfache Pfad ist ein Weg der Mitte, das heißt, du meidest dabei nach Möglichkeit alle Extreme.
In die Gruppe der Weisheit gehören die ersten beiden Teile, die rechte Erkenntnis und die rechte Absicht. Die rechte Erkenntnis umfasst die Einsicht in die Vier Edlen Wahrheiten und andere buddhistische Lehren. Die rechte Absicht beinhaltet deinen Entschluss, niemandem zu schaden oder zu grollen, nicht der Habgier oder dem Hass zu verfallen und dich großzügig und wohlwollend zu verhalten.
NEU bei evidero - anders arbeitenEntdecke Jobs & Unternehmen, die dich zeitlich und örtlich flexibel arbeiten lassen, deine familiäre Situation berücksichtigen und/oder deinem Verständnis von Sinnhaftigkeit, Zweck und Nachhaltigkeit von Arbeit entsprechen.In die Sittlichkeitsgruppe gehören der dritte, vierte und fünfte Teil: rechte Rede, rechtes Handeln und rechter Lebenswandel. Mit der rechten Rede versuchst du, Lüge, Verleugnung, Geschwätz und Beleidigung zu vermeiden. Rechtes Handeln kommt ohne sinnliche Ausschweifungen, Diebstahl und Töten aus. Der rechte Lebenswandel besagt, dass du keinen Beruf ausübst, der anderen Lebewesen schadet, und dass du nicht mit Waffen, Drogen oder Lebewesen handelst.
Der sechste, siebte und achte Teil des Edlen Achtfachen Pfades bilden die Gruppe der Vertiefung, bestehend aus dem rechten Streben, der rechten Achtsamkeit und der rechten Sammlung. Das rechte Streben stellt den Willen dar, Begierde, Zorn, Hass, Ablehnung und andere Affekte zu zügeln und zu kontrollieren. Dabei prüfst und hinterfragst du deine eigenen Gedanken und Gefühle.
Der siebte Teil ist die rechte Achtsamkeit, die auch Vipassana genannt wird. Schließlich gibt es noch die rechte Sammlung, die Fähigkeit, den unruhigen und abschweifenden Geist unter Kontrolle zu halten und zu einem Zustand allerhöchster Konzentration zu gelangen.
Vipassana: Einsicht in die Drei Daseinsmerkmale
Die Drei Daseinsmerkmale sind im Buddhismus die Unbeständigkeit, die Leidhaftigkeit – im Sinne der ersten Edlen Wahrheit – und das Nicht-Selbst. Unbeständigkeit bedeutet, dass alles dem Wandel unterworfen ist, Leidhaftigkeit steht für die Unvollkommenheit des Daseins und das Nicht-Selbst heißt, dass es kein permanentes, unabänderliches Selbst gibt, sondern dass alles in Abhängigkeit von etwas anderem entsteht und besteht. Ziel der Achtsamkeitsmeditation Vipassana ist es, diese Daseinsmerkmale zu akzeptieren.
Achtsamkeit im Buddhismus bezieht sich auf den Körper, die Gefühle und Empfindungen, den Geist sowie sogenannte Geistesobjekte. Dabei handelt es sich um alle Dinge, die du in einem Moment wahrnimmst. Bei dieser Meditation versuchst du, alles aus einer Beobachterperspektive heraus neugierig zu betrachten, ohne Kategorisierungen oder Bewertungen zu verteilen. Das wird dir vermutlich zu Beginn nicht leicht fallen, aber probiere, ob du nicht auch diese Schwierigkeit akzeptieren kannst. Sonst ärgerst du dich doppelt: einmal über das scheinbare Misslingen und dann noch einmal über deinen Ärger.
Die Sieben Faktoren des Erwachens
Zu den Grundlagen der Vipassana-Meditation gehören die Sieben Faktoren des Erwachens. Sie sollen dir dabei helfen, deinen Geist zu befreien. An erster Stelle steht die Achtsamkeit, danach folgen die Wahrheitsergründung, die Willenskraft, die Freude, Gelassenheit, Sammlung und Gleichmut. Achtsamkeit bezeichnet das Leben im Hier und Jetzt im vollen Bewusstsein der eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen. Mit Wahrheitsergründung ist das Verstehen der buddhistischen Lehre gemeint.
Achtsamkeit ist auch ohne Buddhismus möglich
Selbst, wenn Achtsamkeit ein wesentlicher Bestandteil des Buddhismus ist, heißt das nicht, dass du dich voll und ganz dieser Lehre hingeben musst, um Achtsamkeit üben zu können. Die Geisteshaltung lässt sich auch praktizieren und trainieren, wenn du kein Buddhist bist. Schließlich ist es eine bestimmte Haltung dem Leben gegenüber, die sich durch Wachheit und Mitgefühl auszeichnet.