Ob auf dem Grill, im Restaurant oder sogar auf dem Weihnachtsmarkt: Fleischersatzprodukte aus Tofu, Soja oder Ei gibt es mittlerweile fast überall im Angebot. Zu jeder Jahreszeit und zu jedem Anlass. Das spiegelt den Trend wieder, dass viele Menschen bewusst auf Fleisch verzichten. Doch was soll man davon halten, dass auch immer mehr Fleischproduzenten Ersatzprodukte herstellen?
Contra: Vegetarisch oder vegan zu leben ist auch eine ethische Entscheidung
Wer aus ethischen Gründen auf Fleisch verzichtet, der sollte Produkte von denselben Firmen, die auch Tiere verarbeiten, eigentlich nicht nutzen. Denn diese unterstützen nicht primär das Tierwohl mit der Erweiterung ihres Angebots um vegetarischen Fleischersatz, sondern springen aus markt- und produktionstechnischen Gründen einfach auf den Veggie-Trend auf, der ihnen Einnahmen in einer neuen Produktionsnische gewährt.
Selbst wenn ein Fleischproduzent tatsächlich aus Tierschutzgründen sein Angebot um Fleischersatzprodukte erweitert, ist der Kauf bei ihnen fraglich. Denn die Produktion von vegetarischer Wurst bedeutet ja nicht automatisch, dass deshalb weniger tierische Wurst hergestellt wird. Hier müsste man also den jeweiligen Anbieter genauer unter die Lupe nehmen.
Pro: Darum sollte man Fleischersatz auch von Fleischproduzenten essen
Das Proargument ist einfach: Je mehr Fleischersatzprodukte es auf dem Markt gibt, desto eher sind auch “eingefleischte” Fleischesser dazu geneigt, es einmal mit einem Ersatz zu probieren. Je größer das Angebot, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas dabei ist, das auch den “Grillmeistern” schmeckt.
Dabei ist es den meisten erst einmal egal, woher das Produkt eigentlich stammt. Denn Tatsache ist: Mehr Verzehr von Fleischersatzprodukten = weniger Fleischkonsum. Und das ist in erster Linie gut.
Contra: Gleiche Produktionswege können Das Vermeiden der Vermischung von Fleisch und Veggie nicht garantieren
Zudem liegen die Fleischproduktion und die Produktion von vegetarischem Fleischersatz meist schon räumlich zu nah aneinander. Die Firmen nutzen aus ökonomischen Gründen die gleichen Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen, das macht das optische Erscheinungsbild der Fleischersatzprodukte in den Augen der Verbracher ja gerade so fleisch-authentisch.
Und für die Konzerne sind es geringe Kosten, da keine neuen Maschinen angeschafft werden müssen, die Produktionsbedingungen bleiben als die gleichen. Damit kann aber auch nicht wirklich gewährleistet werden, dass keine Bestandteile von tierischer Produktion in die veganen Produktion gelangen. Und wer möchte schon als Vegetarier oder gar Veganer in seiner Veggie-Wurst doch noch Bestandteile von echtem Schwein haben? – So macht Veggie keinen Sinn!
Einige Marken, die von Fleischherstellern stammen, sind etwa: “es schmeckt”, “Vegetaria” oder “Nature Gourmet”.
Pro: Fleischersatz statt Fleischverzicht
Weniger Fleisch zu konsumieren ist für die Gesundheit, die Tiere und die Umwelt gut, das steht außer Frage. Für viele Menschen ist es jedoch undenkbar, auf Produkte wie Leberwurst oder Bratwürstchen dauerhaft zu verzichten. Für sie sind Fleischersatzprodukte eine mögliche Lösung, weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen.
Dank neuer Entwicklungen gibt es auch immer mehr Möglichkeiten, Geschmack und Konsistenz der Ersatzprodukte an die fleischhaltige Variante anzugleichen. Viele fragen sich: Ist das wirklich nötig? Wenn ich aus ethischen Gründen auf Leberwurst verzichte, wieso sollte ich dann etwas essen, das wie Leberwurst schmeckt? Dies ist jedoch eine individuelle Frage, die jeder für sich selbst beantworten sollte.
Wer Fleischersatzprodukte kauft, unterstützt damit den Trend, weniger Fleisch zu konsumieren. Auf Dauer und Masse betrachtet, wird dies auch Auswirkungen auf die Fleischindustrie haben – das sie bereits darauf reagiert ist in diesem Sinne also ein gutes Zeichen.
Contra: Kleine Hersteller von Fleischersatzprodukten unterstützen ist besser
Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass der Trend der Ersatzprodukte für Fleisch und Milch nicht von der Fleisch- oder Milchindustrie erfunden wurde. Die meisten wurden von kleinen Nischenunternehmen entwickelt, verbessert und angepasst, welche jetzt Umsatzeinbußen erfahren, da die großen Massenkonzerne in die Nischen eingreifen.
Ein Unternehmen, das tatsächlich rein vegetarisch oder vegan produziert ist in diesem Sinne unterstützenswerter. Sie können nur dann überleben, wenn ihre Produkte auch gekauft werden – die Fleischhersteller sind darauf meist nicht angewiesen, denn sie haben durch die Fleischprodukte schon ausreichend Einnahmen. Ausserdem gibt es hier das Problem, dass sich die Produktionswege bei Fleischherstellern nicht so eindeutig trennen lassen, dass es zu Restbeständen tierischen Ursprungs in Veggie-Produkten kommen kann.
Rein vegetarische oder vegane Hersteller haben sich meist aus ethischen Gründen dafür entschieden, es sind häufig kleinere Unternehmen. Sie zu unterstützen kann einhergehen mit einer Kritik an Massentierhaltung und unverhältnismässiger Ausbeutung unserer Ressourcen.