Ayurveda ist eine jahrtausendalte indische Heilslehre, die mit Wissen (Ayur) vom Leben (Veda) übersetzt werden kann. Im Gegensatz zu unserer symptomorientierten Schulmedizin wirkt die ayurvedische Medizin seit jeher präventiv und ganzheitlich. Daher passt sie besonders gut in die heutige Zeit, in der die Menschen bewusster und verantwortungsvoller mit sich selbst umgehen möchten. Ayurveda wird mittlerweile auch hierzulande auf hohem Niveau in Kliniken und Hotels angeboten. Aber wer Ayurveda ganz authentisch erfahren möchte, sollte eine Reise zu den Wurzeln der ayurvedischen Medizin an ihren Originalschauplätzen machen.
Die Einkehr indischer Heilmethoden in unsere westliche Welt ist unübersehbar. Schätzungsweise drei Millionen Menschen in Deutschland praktizieren bereits Yoga. Da ist der Weg zur alternativen Naturheilmedizin Ayurveda nicht mehr weit. Denn wenige wissen: Ayurveda und Yoga haben denselben Ursprung und hängen eng zusammen. Beide entstammen zweien der ältesten Systeme der indischen Philosophie: dem Vedanta und dem Samkhya.
Das später entstandene Yoga-Sutra des Weisen Patanjali prägt bis heute moderne Yogatraditionen wie zum Beispiel die von B.K.S Iyengar (Iyengar Yoga) oder Sri Pattabhi Jois (Ashtanga Yoga).
Patanjali war auch ein Verfasser ayurvedischer Schriften und seine Haltung zur Gesundheit findet vor allem im Yoga Sutra 2.16 heyaṁ duḥkham-anāgatam Ausdruck, welches übersetzt werden kann mit “Zukünftigen Leiden soll man vorbeugen” (Übersetzung durch B.K.S Iyengar aus dem Urquell des Yoga).
Authentische Ayurvedakuren nutzen die Weisheit des Ayurveda zur Genesung
Patanjali und seine Yoga Sutras gehören bis heute zu meinen philosophischen Begleitern in Sachen Yoga und Meditation. Das wichtige Grundlagenwerk der Yogaphilosophie deutet an, dass sowohl Yoga als auch Ayurveda präventive Konzepte zur Vermeidung von Leid sind. Ayurveda als umfassendes Heilkonzept hilft uns, Körper und Geist als Einheit zu betrachten und so weiterem Leid vorzubeugen.
Nach einem Bandscheibenvorfall, dessen schmerzhafte Chronifizierung nicht durch die klassische Medizin aufgehalten werden konnte, habe ich mich auf einer Ayurvedareise selbst von der Wirkkraft des authentischen Ayurveda überzeugen können. Mit der Entscheidung für eine dreiwöchige Ayurveda Kur im keralischen Dschungel bei Thiruvananthapuram/Indien nahm ich mein Schicksal selbst in die Hand – ganz im Sinne des weisen Patanjali: um künftigen Leiden vorzubeugen.
Die westliche Medizin sei eben nur “anti”, sagt auch Prof. Dr. Vasant Lad, international tätiger indischer Arzt und Vaidya (traditioneller Ayurveda Arzt in Familientradition) und einer der wichtigsten Vertreter der ayurvedischen Medizin im modernen Indien.
“Sie sei gegen die Symptome einer Krankheit, während Ayurveda die Ursachen behandele.” Zwar weiß auch unsere klassische Medizin heute weit mehr über die Ursachen von Rückenschmerzen und Prävention, aber eine passende Therapie, die mich als ganzen Menschen ansprach, musste ich mir selbst suchen.
Ursachen von Krankheiten im Ayurveda und die Lehre der drei Doshas
Nach ayurvedischer Auffassung stören vor allem falsche Lebensgewohnheiten wie schlechte Ernährung oder zu viel Stress die Harmonie in unserem Körper und führen somit zu Krankheiten. Im Ayurveda soll einer falschen Lebensweise schon ursächlich vorgebeugt werden und eine Heilung kann nur durch die Re-Harmonisierung unserer individuellen psychophysischen Konstitution entstehen.
So hat nach ayurvedischer Auffassung jeder Mensch sein individuelles Dosha = das, was Probleme verursachen kann. Und die eigentliche medizinische Kunst des Ayurveda liegt in der Re-Balance der drei Doshas Vata, Pitta und Kapha.
Die Merkmale der verschiedenen Dosha Konstitutionstypen im Überblick
Pitta. Menschen dieses Konstitutionstyps sind von eher von mittlerer Körper-Statur. Sie haben eine gute Verdauung, ein strahlendes Aussehen, sind entscheidungsfähig und durchsetzungsstark. Sind ihre Doshas in Dysbalance werden sie hitzig und können Magengeschwüre oder Hautkrankheiten entwickeln.
Kapha. Menschen des Kapha-Konstitutionstyps sind von eher kräftiger Statur und verfügen über eine stabile Gesundheit. Sie erfreuen sich meist einer starken Sexualkraft. Sind die Doshas harmonisch, sind sie ruhig und verträglich. In Dysbalance werden diese Typen leicht dickköpfig und schwerfällig oder faul und nehmen an Gewicht zu.
Vata. Der Vata-Typ hat einen eher leichten, zarten Körperbau. Seine schnelle Auffassungsgabe lässt ihn schnell handeln und wieder vergessen. Sie sind leicht begeisterungsfähig. Aus dem Gleichgewicht gebracht werden sind sie oft ungeduldig, sind sprung- und wechselhaft und ermüden bald.
Authentisches Ayurveda auf einer Ayurvedareise nach Asien
Die ayurvedische Weisheit ist Jahrtausende alt: Bereits vor etwa 5.000 Jahren entwickelte sich die traditionelle Naturheilkunde Ayurveda in Indien und später auch in Sri Lanka, wo sie mehr durch den Buddhismus geprägt wurde. Ursprünglich waren es aber die indischen Vaidyas, die das ayurvedische Wissen und die Anwendungen ausschließlich in Familientradition weitergaben.
Mittlerweile gibt es im modernen Indien auch allgemein anerkannte Studiengänge wie den “Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery”, die dem eines westlichen Medizinstudiums durchaus vergleichbar sind. Neben den alteingesessenen erfahrenen Vaidyas gibt es also auch immer häufiger staatlich qualifizierte “Doctor of Ayurveda (M.D.)”.
Für meine Ayurveda-Kur begab ich mich in die Hände eines erfahrenen Vaidyas, der bereits in 68. Familiengeneration den Beruf des traditionellen Ayurveda-Arztes ausübt. Ich lernte den indischen Vaidya P. Vijayan bereits in Deutschland kennen und kam dadurch zunächst in den Genuss seiner ayurvedischen Foot Therapy, einer kraftvollen Ganzkörpermassage mit den Füßen, die auch die tieferliegenden Gewebe anspricht und Blockaden löst.
Bereits die positive Wirkung dieser ersten vorbereitenden Stufe einer ganzheitlichen Ayurveda Therapie, die bei meinem Aufenthalt in Indien folgen sollte, war äußerst vielversprechend.
Medizinische Behandlungsfelder und Therapie bei einer Ayurveda Kur
Nach westlichen Erkenntnissen kann die ayurvedische Medizin vor allem in der Prävention und Behandlung von chronischen Erkrankungen gute Ergebnisse erzielen. Dazu gehören auch moderne Stresserkrankungen wie Burn-Out und Depressionen oder alle Formen von chronischen Schmerzen, Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden, Rheuma, Arthrose, Schuppenflechte, Entzündungen, Fettsucht oder Diabetes.
Aber die medizinischen Behandlungsfelder im Ayurveda reichen noch weiter: von klassischer innerer Medizin über die Frauen- und Kinderheilkunde, die Augen- und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, die Psychiatrie, Chirurgie und Sexualmedizin bis hin zur Lehre von der Vergiftung.
Die in diesem Rahmen am häufigsten angewandte, klassische ayurvedische Therapie ist das Panchakarma, eine fünfstufige Reinigungskur für Körper und Geist, die auch mit einer spezifischen Ernährung und Geistesschulung (Meditation/Yoga) einhergeht.
Echte indische Anwendungen
© Treatmenthouse.com
© Treatmenthouse.com
Die Naturheilkunde Ayurveda auf Reisen zu den Ursprungsländern erleben
Um einen Eindruck des authentischen Ayurveda zu erhalten und sich von seiner therapeutischen Wirksamkeit zu überzeugen, ist eine Reise in ein Ursprungsland ein Muss! Die Ruhe, die Wärme, das Klima, die Sinnesfülle, die besondere Ernährung – all das trägt zur individuellen Heilung bei.
Und wer einmal umgeben war von der Fülle duftend blühender Sträucher, Papaya- und Kokosnusspalmen, Bananenpflanzen, Zimtbäumen sowie Kräutern und Gewürzpflanzen wie Kardamon, Bockshornklee, Chilli, Pfeffer oder Koriander, die im indischen Dschungel zudem noch wild wachsen, der kann sich ein Bild davon machen, wie sich einst die Naturheilmedizin Ayurveda entwickelt haben mag.
Indische Artenvielfalt
© Annette Coumont
© Annette Coumont
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Denn nur wo Ayurveda heimisch ist, wachsen auch die essentiellen medizinischen Heilkräuter, die meist frisch verarbeitet von erfahrenen Ärzten für die Therapie eingesetzt werden. Und auch die für die ayurvedischen Behandlungen grundlegenden Öle (für Massagen oder den Stirnguss) werden aus Rohstoffen der Region gewonnen und direkt mit Kräutern und medizinischen Ingredienzien veredelt. So wurde die Medizin bei meiner Kur in der Ayurveda Klinik Treatmenthouse ausschließlich mit speziell angepflanzten Kräutern aus dem heimischen Garten hergestellt.
Die Schönheit und Authentizität der Umgebung soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, “dass eine traditionelle Ayurveda-Kur eine sehr intensive, mitunter nicht nur angenehme, aber lohnende Erfahrung ist. … im Westen wird Ayurveda meist immer noch als reine Wellness-Wohlfühlbehandlung und weniger als ernstzunehmende medizinische Therapie verstanden”, so der Vaidya P.Vijayan über die Ayurveda Therapie im Treatmenthouse.
Bewusst und natürlich Reisen – Kriterien für die Wahl einer passenden Ayurvedakur
Wichtig für die Planung einer Ayurveda Kur ist also, dass keine falschen Vorstellungen mit Ayurveda als reiner Wellnessmedizin verbunden sind. Die Behandlungen sind mitunter auch anstrengend und körperlich fordernd, das Essen oft fremdartig, die indische Kultur der westlichen völlig entgegengesetzt.
NEUE WEGE veranstaltet seit 1991 nachhaltige Individual- und Gruppenreisen nach Europa und Asien mit meditativem Charakter. Als Spezialist für hochwertige Ayurvedareisen unter dem CSR-Nachhaltigkeitssiegel hat das Unternehmen einen nützlichen Katalog mit 10 Qualitätsmerkmalen für eine optimale Ayurvedareise zusammengestellt.
Damit es keinen `cultural clash´ wie in dem Kino-Film “Best Exotic Marygold Hotel” gibt, bei dem auf humorvolle Weise vorgeführt wird, was passiert, wenn europäische Kultur-Vorstellungen auf indische Lebensart treffen, sollte man sich frühzeitig über seine individuellen Wünsche und Bedürfnisse klar werden.
Die meisten Ayurveda Hotels und Kliniken sind bereits auf europäischem Standard. Manche Reiseveranstalter bieten sogar Anhaltspunkte oder Kategorien, nach denen man den genauen Ort, die Hotel-Kategorie, eine eingestufte Eignung als Klinik oder Krankenhaus, das Umfeld des Hotels, weitere kreative Angebote oder Yogakurse sowie die Qualifikation der Ärzte von vornherein einschätzen kann, um sich besser zu entscheiden.
Bei meinem ersten Aufenthalt in Kerala machte ich aus Neugier einen Ausflug vom Treatmenthouse zum nahe gelegenen Somatheeram Ayurvedic Health Resort, direkt an einem wunderschönen Fischerstrand am indischen Meer. Das Hotel wurde bereits mehrfach als das beste Ayurveda-Zentrum Indiens ausgezeichnet und zieht durch seine Schönheit und Bekanntheit internationales Publikum an.
Aber auch auf das Nattika Beach Resort, etwas weiter nördlich gelegen, an einem wunderschönen feinsandigen Palmenstrand, eingebettet in Gärten mit exotischen Pflanzen, trifft diese Beschreibung zu. Beide Resorts sind Beispiele für moderne Ayurveda-Kliniken auf medizinischen Top-Niveau mit gleichzeitig hohem Standard. Die Schönheit und Ruhe der Umgebung bieten da sicherlich den perfekten Rahmen für eine heilsame und ungestörte Ayurveda Therapie.
Eindrücke aus dem Nattika Beach Resort
Mit Mut und Vertrauen zurück zu den Wurzeln des wahren Ayurveda
Für mich persönlich war es wichtig, das authentische Ayurveda zu erleben. Das muss nicht unbedingt mit Luxus oder Strandurlaub einhergehen. Die Behandlung durch einen indischen Vaidya war mir neu und fremd und mein Orthopäde hätte sie mir – in Anbetracht der für die westliche Medizin fragwürdigen Mittel und Behandlungen – sicherlich untersagt.
Durch meinen Leidensdruck war ich dem Neuen gegenüber aber völlig unbedarft. Ich hatte wohl den vom bekannten Zen-Meister Shunryu Suzuki beschriebenen “Anfänger-Geist”, der mich für die alternative Therapie des Ayurveda offen machte. Denn Mut, Offenheit und Vertrauen sollte man haben, wenn man sich auf die Reise in ein fremdes Land macht, um sich in die Hände einer jahrtausendealten, aber dennoch hochaktuellen Medizin einzulassen.
Meine erste Ayurveda Kur war ein Quantensprung für die Heilung meiner Schmerzen und ich werde Ayurveda – ganz im Sinne des weisen Patanjali – auch weiterhin nutzen, um zukünftigem Leid vorzubeugen.