Neben den bekannten Volksleiden Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen könnte Übergewicht sogar eine noch größere Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung darstellen. Fachleute führen eine wachsende Anzahl von Folgeerkrankungen auf die durchschnittliche Gewichtszunahme zurück.
Welche Krankheiten kann Übergewicht auslösen?
Das Gewicht eines Erwachsenen überprüfen Mediziner in der Regel mit der Formel des Body-Mass-Index (BMI): kg/m² (Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat). Werte von 18,5 bis 24,9 gelten dabei als normalgewichtig, während man bei Ergebnissen von 25 bis 29,9 von Übergewicht beziehungsweise Präadipositas spricht.
In dieser Gewichtsklasse besteht statistisch gesehen das leicht erhöhte Risiko einer Erkrankung. Ab einem BMI von 30 beginnt per Definition die krankhafte Fettsucht (Adipositas). Während jeder zweite Deutsche übergewichtig ist, leidet jeder fünfte gemäß medizinischer Definition unter Adipositas. Proportional zur Ausprägung der Adipositas steigt das Risiko der folgenden Erkrankungen:
1. Diabetes mellitus
Übergewicht begünstigt die Entwicklung von Diabetes-Typ-2 auf unterschiedlichen Wegen. Einerseits bildet eine kohlenhydrat- beziehungsweise zuckerreiche Ernährung einen separaten Risikofaktor für das Auftreten einer Zuckerkrankheit. Andererseits setzt das erhöhte Körpergewicht die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber dem körpereigenen Insulin herab – es entsteht eine Insulinresistenz, die ihrerseits als Früh-Marker für eine entstehende Diabeteserkrankung gilt.
2. Insulinresistenz
Je weniger empfindlich Muskel-, Leber und Fettzellen auf die Insulinausschüttung reagieren, desto mehr steigert die Bauchspeicheldrüse die Freisetzung des Hormons. Infolgedessen regeln Insulinrezeptoren der Zellen ihre Insulin-Sensibilität weiter herab. Bei der wachsenden Insulinresistenz der Zellen spielt der Botenstoff RBP-4, der im Fettgewebe Übergewichtiger vermehrt produziert wird, die entscheidende Rolle. Der aus diesem Kreislauf entstehende hohe Insulinspiegel begünstigt wiederum die Fetteinlagerung in den Körperdepots. Die betroffene Person nimmt an Körpergewicht zu und leidet unter sich sukzessive erhöhenden Blutzucker- und Insulinspiegeln.
3. Fettleber
Ist der Fettsäure- und Triglyceridstoffwechsel des Organs gestört, kommt es zu vermehrten Fettansammlungen in den Leberzellen. Die häufigste Ursache für dieses Phänomen ist die positive Energiebilanz, die entsteht, wenn dem Körper mehr Kalorien zugeführt werden, als er durch Aktivität verbrennt. Eine Fettleber kann Komplikationen wie Leberentzündungen, Leberzirrhose und Leberkrebs nach sich ziehen.
4. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
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Bluthochdruck: Zwischen einem Bluthochdruck und Übergewicht besteht ein direkter Zusammenhang. Pro zugenommenen zehn Kilogramm Körpergewicht steigt der Blutdruck um drei mmHg (systolisch) und 2,3 mmHg (diastolisch) an. Je mehr die Körpermasse zunimmt, desto mehr Zellen müssen durch das Blut mit Sauerstoff versorgt werden. Das gesteigerte Blutvolumen transportiert das Herz mit höherem Druck durch die Gefäße, um den Ansprüchen eines gewachsenen Körpers zu genügen. Darüber hinaus lässt sich bei vielen Übergewichtigen ein Mangel am blutdrucksenkenden Botenstoff ANP feststellen. Für Bluthochdruckpatienten ist ein bestehendes Übergewicht insofern ein positives Merkmal, als dass sich dieser durch eine Gewichtsreduktion gut in den Griff bekommen lässt.
- Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose: Störungen des Fettstoffwechsels entstehen im Körper des Übergewichtigen durch eine Kettenreaktion. Die sich entwickelnde Insulinresistenz führt dazu, dass sich im Blut mehr Triglyceride sammeln als bei gesunden Menschen; darüber hinaus sinkt der Spiegel des „guten“ HDL-Cholesterins, während das schädliche LDL-Cholesterin steigt. Die abnorme Konzentration freier Fettsäuren im Blutstrom führt dazu, dass sich Blutfette innerhalb der Arterienwände ablagern (Arteriosklerose).
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- Arteriosklerose: Infolge der Ablagerungen in ihren Wänden verengt sich der Querschnitt des Gefäßes und hemmt den Blutdurchfluss – der Blutdruck steigt. Eine schwerwiegende Komplikation entsteht, wenn die Fettansammlung in der Gefäßwand (Plaque) in den Blutstrom hinein aufplatzt. Dann bildet sich innerhalb von Sekunden ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß vollständig verschließen und so einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall auslösen kann.
- Koronare Herzkrankheiten: Verengen sich die Herzkranzgefäße infolge einer durch Übergewicht verursachten Arteriosklerose, entsteht Sauerstoffmangel in der Herzmuskulatur. Für die Betroffenen äußert sich dieser Zustand in Schmerzen und einem Engegefühl im Brustbereich (Angina Pectoris). Begleiterscheinungen wie Herz-Rhythmus-Störungen, Herzinsuffizienz und der plötzliche Herztod können ebenfalls auftreten.
- Thrombosen: Blutgerinnsel können lebensbedrohlich sein, wenn sie wie im Falle einer Beinvenenthrombose die Gefäße blockieren, die zur Lunge führen. Die drohende Lungenembolie ist neben Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste tödlich verlaufende Herz-Kreislauf-Erkrankung. Dass Übergewichtige generell ein höheres Risiko für Thrombosen aufweisen, konnte eine dänische Studie nachweisen. Die Wahrscheinlichkeit fiel dabei umso höher aus, je größer das Übergewicht der Probanden war. Dabei ist es unbedeutend, ob der Body-Mass-Index, der Taillenumfang, der Hüftumfang oder die Gesamtkörperfettmasse als Parameter für Übergewicht herangezogen wird.
5. Gallensteine
Gallensteine entstehen immer dann, wenn in der Zusammensetzung des Gallensaftes Ungleichgewichte auftreten. Übergewichtige haben häufig einen erhöhten Cholesterinspiegel, der über die Verstoffwechslung durch die Leber auch die Gallenflüssigkeit beeinflusst. In der Gallenblase bilden sich mit der Zeit sogenannte Cholesterinsteine. Die Betroffenen leiden unter Symptomen wie Druck- und Völlegefühlen, Blähungen und Schmerzen im rechten Oberbauch. Verstopft ein Stein den Gallengang vollständig kommt es zu Entzündungen, Gelbsucht und Koliken.
6. Gelenkerkrankungen
Reduziert sich die schützende Knorpelschicht innerhalb der Gelenke, sodass irgendwann Knochen auf Knochen reibt, sprechen Fachleute von Arthrose. Sie entsteht häufig zuerst im Knie- oder Hüftgelenk und wird durch die steigende Druckbelastung bei Übergewicht begünstigt. Bereits fünf Kilo Übergewicht können das Risiko einer Kniearthrose verdoppeln.
Wissenschaftler von der Universität Hongkong stellten diesen Zusammenhang auch für Bandscheibenschäden fest. Die übergewichtigen Probanden ihrer Studie wiesen überproportional starke Verschleißerscheinungen der Bandscheiben auf, die teilweise zur Verengung des Wirbelkanals führten. Für die Betroffenen äußert sich diese Symptomatik in Rückenschmerzen und Nervenschmerzen, die bis in die Extremitäten hin ausstrahlen.
7. Gicht
Bei anhaltender Überernährung, insbesondere mit Fleisch- und Wurstprodukten, erhöht sich der Harnsäureumsatz im Körper und schließlich der Harnsäurespiegel im Blut. Lagern sich Harnsäurekristalle in Gelenken und dem umliegenden Gewebe ab, kommt es zu schmerzhaften Knorpelveränderungen und zum Knochenabbau. Im Laufe der Gichterkrankung erleben Betroffene dann plötzliche Gelenkschmerzen in Ruhe und bei Berührung. Auf lange Sicht kann Gicht die Nieren schädigen und eine Niereninsuffizienz verursachen.
8. Krebs
Studien belegen, dass Übergewichtige im Vergleich mit Normalgewichtigen ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen aufweisen. Wissenschaftler, die die Daten von 5,24 Millionen Patienten in einer populationsbasierten Kohortenstudie auswerteten, stellten für Übergewichtige die folgenden Risikoerhöhungen fest:
- Krebs der Gebärmutterschleimhaut: + 62 Prozent
- Gallenblasenkrebs: + 31 Prozent
- Nierenzellenkarzinom: + 25 Prozent
- Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom): + 19 Prozent
- Darmkrebs: +10 Prozent
- Gebärmutterhalskrebs. +10 Prozent
Insgesamt erhöht sich für Übergewichtige die Erkrankungswahrscheinlichkeit an 22 unterschiedlichen Krebsarten. Somit ist Übergewicht eine tickende Zeitbombe im eigenen Körper.
9. Schlaf-Apnoe
Übergewicht gilt als einer der entscheidenden Risikofaktoren für das obstruktive Schlaf-Apnoe-Syndrom. Hierbei entspannt sich die ringförmige Muskulatur um die Atemwege im Schlaf so stark, dass sie zusammenfallen und den Luftstrom behindern. Die Betroffenen erleiden im Schlaf Atemstillstände, die bis zu zehn Sekunden andauern und die Sauerstoffsättigung im Blut herabsetzen. Der Schlaf verliert seine Erholungsfunktion, weshalb tagsüber verstärkt Erschöpfungsgefühle, Müdigkeit und Sekundenschlaf auftreten.
10. Depressionen
Langzeitstudien belegen, dass Übergewichtige im Verlauf einer definierten Zeitperiode mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit an Depressionen erkranken wie Normalgewichtige. Die Gründe dafür sind bislang ungeklärt – allerdings liegt die Vermutung nahe, dass sie teilweise in der gesellschaftlichen Stigmatisierung liegen. Übergewichtige Menschen werden von ihrer Umwelt häufig als faul, disziplinlos und unattraktiv tituliert.
Derartige Ablehnungen, die nicht selten provokant und rüde vorgebracht werden, schaden insbesondere im Jugendalter dem Selbstbild der Betroffenen. Stark adipöse Menschen leiden darüber hinaus unter ihren körperlichen Einschränkungen, die alltägliche Bewegungsabläufe wie Treppensteigen, Laufen und das Bücken zur Qual werden lassen. Schwitzen, Kurzatmigkeit und Erschöpfung reduziert ihre allgemeine Lebensqualität, lange bevor sich ernsthafte Folgeerkrankungen des Übergewichts offenbaren.
Mediziner machen ein erhöhtes Körpergewicht für zahlreiche Krankheiten verantwortlich. Die schwerwiegendsten Begleiterscheinungen von Adipositas fassen Fachleute im Begriff „metabolisches Syndrom“ zusammen. Es umfasst vier Faktoren:
- Abdominelle Fettverteilung: Bauchumfang von mehr als 88 cm bei Frauen und 102 cm bei Männern
- Bluthochdruck: über 130 zu 85 mmHg
- Fettstoffwechselstörungen: Triglyceride über 150 mg/dl und/oder HDL-Cholesterin unter 39 mg/dl (Frauen) beziehungsweise 35 mg/dl (Männer)
- Insulinresistenz: Nüchternblutzucker höher als 100mg/dl
Zwischen 20 und 30 Prozent der Menschen in Deutschland erfüllen die Kriterien des metabolischen Syndroms. Folgeerkrankungen treten häufig erst Jahre bis Jahrzehnte nach der Erfüllung der vier Kriterien auf – die Wahrscheinlichkeit ist allerdings bereits mit Erscheinen des metabolischen Syndroms deutlich erhöht.
So steigt die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, um das Fünffache. Das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle verdreifacht sich. Insgesamt ist für Menschen, die das metabolische Syndrom aufweisen, die Wahrscheinlichkeit, eine schwere Krankheit zu entwickeln, etwa sechsmal höher als bei gesunden Menschen. Dies ist ein klares Argument für entsprechende Gegenmaßnahmen.
Erhöht Übergewicht die Sterblichkeitsgefahr?
Statistische Untersuchungen zeigen, dass bei Übergewichtigen die Sterblichkeitsrate deutlich erhöht ist. Leichte Adipositas verkürzt die Lebenserwartung im Durchschnitt um drei Jahre, schwer adipöse Personen sterben sogar zehn Jahre früher als Menschen mit einem BMI von 22,5 bis 25. Alarmierende Werte, die Betroffene wachrütteln und zum Handeln treiben sollten.
Diese Zahlen ergeben sich teilweise durch die abweichenden Sterberaten bei Krankheiten: Die Todesrate bei Gefäßerkrankungen liegt für Übergewichtige 40 Prozent höher als im Durchschnitt; bei Leber- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes kommt es für sie mit einer um 60 bis 120 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit zu einem tödlichen Ausgang.
Weitere Gründe für die erhöhte Sterblichkeit bei Übergewichtigen sehen Mediziner in diesen Faktoren:
- Es besteht eine erhöhte Rate an Begleiterkrankungen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems und der Niere als Folge des metabolischen Syndroms.
- Die größere Immobilität von übergewichtigen Patienten führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko, was somit auch die Sterblichkeit beeinflusst.
- Mediziner haben Schwierigkeiten bei der korrekten Dosisfindung für Medikamente aufgrund der veränderten Körperzusammensetzung bezüglich Fettgewebe und fettfreier Masse.
Wie lässt sich Übergewicht bekämpfen?
Viele übergewichtige Menschen hegen den Wunsch, abzunehmen und ein gesundheitsbewussteres Leben zu führen. Schnelle Lösungen, wie sie Crash-Diäten und Fastenkuren anbieten, funktionieren an dieser Stelle in den seltensten Fällen. Restriktive Phasen mit einem raschen Gewichtsverlust bieten sich allenfalls als Einstieg an. Da sich die zusätzliche Körpermasse im Zeitraum von mehreren Jahren angesammelt hat, funktioniert auch der Verlust nur mit einer langfristigen Umstellung des Lebensstils
Verschiedene Gewohnheiten, die über die Jahre entstanden sind, müssen dabei überprüft werden. Hinter den üblichen Vorgaben zu mehr Bewegung und einer kalorienärmeren Ernährung stecken noch viel mehr Details, die es zu beachten gilt:
Bewusste Ernährung
Hier geht es weniger um Kalorienzählen als um die gesunden Inhaltsstoffe. Weniger Zucker, weniger gesättigte Fette, lautet die einfache Grundregel. Anstelle dessen sollten komplexe Kohlenhydrate (Vollkorn, Hülsenfrüchte), Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Nüsse), magere Proteinquellen sowie Obst und Gemüse einen höheren Stellenwert erhalten. Auch das bewusste und langsame Essen wirkt sich positiv aus.
Gewichtskontrolle
Diese Maßnahme ist wichtig als Erfolgskontrolle und zum Anpassen der getroffenen Maßnahmen. Einsteiger wiegen sich am besten an einem festen Tag der Woche, um nicht von kurzfristigen Gewichtsschwankungen durch Hormone, Darminhalt oder Wassereinlagerungen verunsichert zu werden.
Herz-Kreislauf-Training
Nur bei langfristiger und mäßiger Anstrengung greift der Körper zur Energiegewinnung auf seine Fettdepots zurück. Für stark adipöse Menschen bieten sich zunächst Radfahren, Bewegung auf dem Crosstrainer und Schwimmen als Einsteigersportarten an. Wenn weniger Gewicht auf den Gelenken lastet, eignet sich später auch Walking und langsames Joggen.
Muskeltraining
Die Muskelmasse benötigt selbst im Ruhezustand mehr Energie als menschliche Fettzellen. Wer sie trainiert und vermehrt, steigert damit seinen Grundumsatz. Darüber hinaus stabilisiert eine trainierte Muskulatur die Wirbelsäule und die Gelenke.
Sonne tanken
Der menschliche Organismus bildet Vitamin-D nur unter dem direkten Einfluss von Sonnenlicht. Der essenzielle Mikronährstoff kann einem metabolischen Syndrom entgegenwirken. Laut einer Meta-Analyse an 100.000 Teilnehmern litten Menschen mit hohem Vitamin-D-Spiegel nur halb so oft unter den typischen Folgeerscheinungen des Übergewichts wie Menschen mit Vitamin-D-Mangel.
Entspannungstechniken
Viele Menschen essen zuckerreiche und fettige Speisen, um sich von Problemen des Alltags abzulenken und Stress zu bekämpfen. Wer hier andere Strategien wie Yoga, Meditation oder die Beschäftigung mit einem Hobby sucht, macht die kalorienreichen Stresskiller überflüssig.
Medizinische Kontrolle: Adipöse Menschen sollten sich bei ihrem Diät- und Bewegungsprogramm stets vom Hausarzt begleiten lassen. Er kann durch regelmäßige Blut- und Urinuntersuchungen überprüfen, ob der Organismus sich der neuen Lebensweise anpasst und unter Umständen Empfehlungen für eine Abwandlung des Programmes aussprechen.
Psychotherapie
Nicht wenige adipöse Menschen leiden unter einer Esssucht oder einer Binge Eating Disorder. Im Rahmen einer Psychotherapie kann man den seelischen Hintergründen der Erkrankung auf die Spur kommen und anschließend Tools für den Weg aus dem Suchtverhalten erlernen. So lässt sich das Problem von einer anderen Seite aus bekämpfen.
Welche Maßnahmen könnte die Regierung ergreifen?
Von staatlicher Seite könnte man der wachsenden Übergewichtsquote in der Bevölkerung auf verschiedenen Wegen begegnen. Denkbar sind Strafsteuern, bessere Aufklärung und Präventionsmaßnahmen:
Zucker- und Fettsteuer
Seit April 2018 greift in Großbritannien bereits eine sogenannte Zuckersteuer, die den Preis jedes stark zuckerhaltigen Softdrinks um 18 bis 24 Pence (20 bis 27 Cent) pro Liter erhöht. Die eingenommenen Steuern sollen zweckgebundenen Präventionsmaßnahmen zugutekommen, etwa der Förderung des Schulsports. Auch die WHO fordert die Einführung einer solchen Besteuerung. Die eigentliche Intention der Steuer, den Konsum zu reduzieren, wurde in Mexiko bereits bestätigt, das bereits 2014 eine ähnliche Getränkesteuer eingeführte. Nach der Preiserhöhung sank der Verbrauch von Softdrinks im ersten Jahr um sechs und im zweiten um zwölf Prozent.
Ähnliche Erfolge konnte Dänemark verzeichnen, das 2011 eine Steuer für Lebensmittel mit einem erhöhten Gehalt an gesättigten Fettsäuren beschloss. Obgleich die Regelung zwei Jahre später wieder aufgehoben wurde, bewies eine anschließende Studie ihren Erfolg. Im betreffenden Zeitraum nahmen die Dänen vier Prozent weniger gesättigte Fette und mehr Gemüse zu sich.
Ampel-Etiketten
In Großbritannien besteht das Ampel-Etikett bereits in der Praxis – hierzulande lehnte der Bundestag seine Einführung schon vor zehn Jahren ab. Ziel der Kennzeichnung ist es, den Gehalt potenziell gesundheitsschädlicher Inhaltsstoffe wie Zucker, gesättigten Fettsäuren und Salz dem Verbraucher durch eine farbliche Kennzeichnung in rot, gelb oder grün schnell transparent zu machen. Dass sich Konsumenten von einem Ampelcode in ihrer Speisenwahl beeinflussen lassen, konnte eine Studie des Massachusetts General Hospital beweisen. Nachdem die Gerichte der Cafeteria gemäß ihrer gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe ein rotes, gelbes oder grünes Label erhielten, wählten die Konsumenten deutlich häufiger die grün markierten Gerichte.
Präventionsmaßnahmen
In der Kindheit erworbenes Übergewicht bleibt häufig ein Leben lang bestehen – daher legen staatliche Maßnahmen ein besonderes Augenmerk auf die Vorbeugung von Adipositas bei Kindern. Das Bundesgesundheitsministerium stellte in diesem Rahmen seine Förderschwerpunkte vor, die vor allem folgende Aspekte im Blick haben:
- Analyse der möglichen Einflussfaktoren auf Übergewicht bei Kindern (genetische Veranlagung, Stillen, Ernährung, Freizeitverhalten, soziales Umfeld)
- Informationsmaterial für einen gesunden Lebensstil in Schule, Kita und zuhause
- Möglichkeiten der Therapie von Übergewicht bei Kindern
- Integration elektronischer Medien in die Prävention von Übergewicht bei Kindern
- Interventionsmethoden und -materialien zur Reduzierung von Sitzzeiten von Kindern im familiären Umfeld
- Entwicklung eines Online-Tools für Kinderärzte zur Diagnose des metabolischen Syndroms bei Kindern
Fazit
Der menschliche Organismus ist in seinen archaischen Aspekten kaum an das moderne Überangebot zucker- und fettreicher Speisen sowie den Bewegungsmangel im heutigen Berufsleben angepasst. Übergewicht und das metabolische Syndrom, das sich weltweit wie eine Epidemie ausbreitet, stellen direkte Folgen dieses Missverhältnisses dar.
In Anbetracht dessen, welche Zahl an Folgeerkrankungen die Gewichtszunahme der Bevölkerung begünstigt, sollten Mediziner, Politiker aber auch jeder einzelne alarmiert sein und sich für Präventionsstrategien und Gegenmaßnahmen engagieren. Nur so lassen sich großflächige Erkrankungen in breiten Teilen der Gesellschaft verhindern, was wiederum das Leid der Betroffenen und die Kosten für die gesamte Gesellschaft senkt.