Beim letzten Mal haben wir uns mit Golf-Profi Bettina Hauert über die generelle Faszination des Golfens unterhalten. Diesmal wollten wir wissen: Was trainiert man denn nun beim Golfen? Immerhin “steht man da ja nur rum”. Dass das mitnichten der Fall ist, erklärt sie uns in Teil zwei unserer Golf-Reihe.
Der Golf-Sport leidet unter einer Menge an Vorurteilen. Zum Einen das elitäre Image, das ihn verfolgt, aber zum Anderen auch die hartnäckige Behauptung, ein richtiger Sport sei es eigentlich gar nicht. Das ist beides Unsinn. Golf ist nicht abgehoben und auch nicht nur etwas für Snobs und es ist tatsächlich ein sehr komplexer und herausfordernder Sport. Und weil er so komplex ist, ist er auch für viele Lebensbereiche förderlich. Ein Allround-Sport sozusagen.
1. Golfen trainiert Koordination
Beim Golfen kommt es ganz stark auf die richtige Technik an. Diesen kleinen weißen Ball über 200 Meter in ein ebenfalls sehr kleines Loch zu befördern, ist eine wahre Herausforderung. Das erfordert Kontrolle und auch ein wenig Demut.
Und selbstverständlich jede Menge Training, man kann nicht einfach drauflos prügeln und hoffen, der Ball kommt schon irgendwie irgendwo irgendwann an. Hier ist Koordination gefragt und wenn man wirklich gut im Golfen sein will, dann sollte man koordinativ schon sehr fit sein. Golf ist schließlich eine der komplexesten Bewegungen, die wir kennen.
2. Trainingseffekt beim Golfen
Es ist nicht zwingend notwendig, fit und beweglich zu sein, um den Ball zu treffen. Wenn man aber wirklich golfen möchte, sollte man beides mitbringen und ausbauen. Ich kann keinen meiner Schüler zwingen, seine Übungen zu machen oder sich vor dem Spielen aufzuwärmen, aber wenn man besser werden möchte, sollte man auch etwas dafür tun.
Jeder Bewegungsablauf im Golfsport hat seine eigenen Anforderungen, wie bewege ich meinen Hals, wie hole ich richtig Schwung, wie stehe ich richtig. Gerade auch um Verletzungen vorzubeugen, sollte man sich vor dem Spielen vernünftig aufwärmen.
Jeder Tennis-Spieler macht das, aber die Golfer halten das oft für überflüssig. Das kann ich nicht verstehen. Ein bisschen laufen, seilspringen, das Herz-Kreislauf System in Schwung bringen, und schon ist man auf die Golf-Session vorbereitet.
3. Golf hilft beim Stressabbau
Golfer leben länger! Wenn das mal kein Beweis für seinen Sport-Status ist. Das liegt aber nicht nur an der Fitness, sondern auch an den Auswirkungen auf die Psyche. Natürlich mag es auch Golfer geben, die dabei Stress oder Leistungsdruck empfinden, aber letztlich macht man in seiner Freizeit natürlich Dinge, die einem Spaß und keinen Ärger machen.
Beim Golfen ist man draußen in der Natur, alleine das tut schon gut. Ein anderer Aspekt ist das Abschalten vom ganzen Rest. Sei es Stress im Beruf oder im Privatleben, beim Golfen muss man sich punktgenau zu 100% auf das konzentrieren, was man gerade tut, ausholen, schlagen, da kann man nicht über seine Probleme grübeln.
Ich persönlich habe auch bei wichtigen Turnieren nie Stress empfunden, sondern mich eher angespornt gefühlt. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn man sieht, wie man von mal zu mal besser wird.
4. Der Golfsport hat ein geringes Verletzungsrisiko
Das mag als Argument für den Golfsport erstmal merkwürdig klingen, aber Golf ist ein wirklich verletzungsarmer Sport. Klar kann man sich mal verheben, aber da sehe ich im Alltag mehr Gefahren. Bällen und Schlägern von anderen Spielern kann man ziemlich leicht ausweichen und für die eigenen Bewegungen ist man selbst verantwortlich.
Da kommt es natürlich wieder auf die richtige Technik an, und, ich muss das nochmal wiederholen, aufs Aufwärmen. Wenn’s beim Schlagen wehtut, dann macht man was falsch. Gerade jemand, der zweimal pro Woche oder gar häufiger golfen geht, muss auf die korrekten Bewegungsabläufe achten. Wenn man sich daran hält, kann beim Golf aber nichts schief gehen.
Aufgezeichnet von: Marc Saha und Manuela Hartung