Mein erster Gedanke war: Bloß nicht noch ein Bodyweight-Trendsport. Haben wir denn noch nicht genug über ganzheitliches Ganzkörpertraining gesprochen? Haben wir nicht – denn dieses Ganzkörpertraining ist anders.
Die Autoren Dr. Christian Zippel und Alex Fischer beschreiben im ersten Teil des Buches, der Theorie, warum sich der Mensch heute wieder auf sein inneres Tier zurückbesinnen sollte. Körperliche Anforderungen werden immer geringer, dadurch verliert der Mensch an Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer. Anstatt natürliche Bewegungsabläufe wieder zu erlernen, greifen wir auf Maschinen zurück. Die Autoren berufen sich darauf, dass der Mensch eine gemeinsame Geschichte mit Tieren wie Gorillas und Raubkatzen hat und “tierische” Bewegungen deshalb in unserer Natur stecken.
Moving Animals müssen sich aufwärmen
Ausführlich wird beschrieben, wie die Handgelenke gelockert und vorbereitet werden, um Schmerzen durch eine ungewohnte Belastung zu vermeiden. Als Aufwärmübung schlagen die Autoren den Klassiker “Hampelmann” vor. Sie erfinden zwar das Rad damit nicht neu, aber ich persönlich finde es erfreulich, wenn auf bereits bekannte effektive Grundlagen zurückgegriffen wird, anstatt halb innovative, halb effektive Übungen zu erzwingen.
Häufig sieht man in Fitnessstudios, dass Trainierende die Pausen zwischen den Übungen “nutzen” um sich zu setzen. Einen wirklichen Nutzen haben sie also von der Pause nicht. Die Autoren von Animal Moves beschreiben drei Pausenpositionen, die zwar Entspannung schaffen, gleichzeitig aber auch die Beweglichkeit fördern oder die gesamte Körperspannung lösen.
Mit Tierbewegungen einen athletischen Körper bekommen
Auf die Aufwärmübungen und Pausenpositionen folgen 17 Tierbewegungen. Die Bewegungen sprechen unterschiedliche Muskelgruppen an, lockern das Fasziengewebe, steigern die Flexibilität, Balance, Koordination und Ausdauer. Dr. Christian Zippel und Alex Fischer verweisen darauf, dass tierische Bewegungen intuitiv erfolgen und es jedem selbst überlassen ist, wie intensiv oder lange er trainiert. Wer auf der Suche nach einem fertigen Trainingsplan ist, wird mit diesem Buch nicht glücklich.
Ich persönlich bin kein Freund von vorgefertigten Trainingsplänen. Jeder sollte selbst entscheiden, ob er vorwiegend an seiner Balance oder lieber an seiner Beinkraft arbeiten möchte. Welchen Schwerpunkt das Training hat und wie lange trainiert wird, bleibt offen. Gleichwohl haben die Autoren zur Orientierung zielorientierte Anregungen formuliert.
Die korrekte Haltung ist entscheidend – erlernen kannst du sie durch die richtige Anleitung
Jede Übungen wird mit mindestens einem Bild, wenn nicht sogar einer kompletten Bildstrecke beschrieben. Ich war positiv überrascht, wie anschaulich und leicht verständlich jeder Bewegungsablauf abgebildet wird – sowohl in der Schrift- als auch in der Bildsprache.
Zugegeben, zu Beginn habe auch ich es als befremdlich empfunden, mich wie ein Gorilla zu bewegen. Doch wer schon einmal an seiner Beweglichkeit für die Kniebeuge gearbeitet hat, weiß, besonders ästhetisch kann das nicht aussehen.
Schleichen, Springen, Jagen – das klingt doch nach spielenden Kindern
So manch eine Übung wird dir aus dem Schulsport bekannt vorkommen. Und apropos Schulsport – die Autoren verweisen darauf, dass man die Übungen auch wunderbar mit Kindern nutzen kann. Erfahrungsmäßig kann ich dies nur bestätigen. Die Mischung aus Bewegung und Rollenspiel macht sich sowohl bei Bewegungsangeboten für Kinder als auch im Alltag sehr gut.
Platz brauchen die schwingenden Affen und kriechenden Eidechsen
Animal Moves kann man sowohl indoor als auch outdoor praktizieren. Die Frage ist hauptsächlich: Wo möchte man Animal Moves praktizieren? Ich persönlich bevorzuge das Trainieren hinter verschlossenen Türen. Ich möchte nicht propagieren, sich für seine Bewegungen zu schämen, aber seien wir ehrlich: noch hat sich dieser Trend nicht durchgesetzt und die Blicke, die mir im Park zugeworfen wurden, waren sichtlich irritiert. Letztlich ist es natürlich jedem selbst überlassen, wo er trainiert – solange der Platz ausreicht.
Was unterscheidet Animal Moves von anderen funktionellen Übungen?
Ob man nun das Känguru macht oder eine Kniebeuge mit Sprung – der Unterschied ist verschwindend gering. Animal Moves sind funktionelle Übungen, die Abwechslung schaffen und inspirieren. Der Flow schafft Variationen während der Trainingseinheit, somit kommt keine Langeweile auf. Zudem habe ich mich getraut, mich intuitiv zu bewegen und konnte mich in den Bewegungen verlieren.
Für wen eignen sich die Tierbewegungen?
Grundsätzlich kann jeder die Bewegungen, angepasst an seine Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer, ausführen. Wer zuvor schon Bodyweight Training oder Yoga ausgeübt hat, ist klar im Vorteil. Völlig Unerfahrene können die Übungen zwar ausführen, werden allerdings Geduld mitbringen müssen, bis sie die einzelnen Übungen gelernt haben und sie im Flow durchführen können.
Ich denke gerade für die Freizeitsportler, die schon Erfahrungen mitbringen und sich ab und an nach etwas Abwechslung sehnen, ist dieses Buch das Richtige. Die Theorie liest sich schnell, die Bewegungsabläufe sind schlüssig und die Bilder sind motivierend. Erfahrene Fitnessliebhaber werden schnell in den Flow kommen und das Training effektiv und individuell nutzen können.