Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute. Diese Redewendung hat wohl jeder von uns schon einmal gehört. Aber wer schiebt nicht gern unliebsame Aufgaben vor sich her? Ab wann die „Aufschieberitis” kritisch wird und was kann man dagegen tun kann, erklärt evidero-Experte Wolfgang Precht, Coach für Zeitmanagement.
„Aufschieberitis“ oder Prokrastination ist das chronische Verhalten, alle Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben. Nach Schätzungen zufolge ist fast jeder Fünfte davon betroffen. Bei vielen ist es nur eine schlechte Angewohnheit, bei einigen jedoch kann das Aufschieben zu echten Problemen führen.
Bei der harmlosesten Form von „Aufschieberitis“ verspürt man keinerlei Neigung, eine anstehende Aufgabe zu Ende zu bringen oder sie überhaupt erst anzufangen. Das kennen Sie bestimmt auch und haben es womöglich auch schon häufiger erlebt.
Im schlimmsten Falle aber werden Aufgaben wieder und wieder verschoben, selbst wenn man weiß, dass daraus negative Konsequenzen entstehen können und man trotz guter Vorsätze einfach nicht dagegen ankommen kann.
Wie entsteht Prokrastination?
Die Neigung, Dinge aufzuschieben, kann unterschiedliche Ursachen haben. Im einfachsten Falle hängt es mit unserem individuellen Stärken- und Schwächenprofil zusammen, dass wir manche Aufgaben lieber tun und andere lieber aufschieben.
Wenn Sie etwas nicht gerne tun, können sich vor der Erledigung der Aufgabe negative Gefühle einstellen. Und diese negativen Gefühle verhindern, dass der Handlungs-Impuls groß genug wird, um die Aufgabe anzupacken und zu Ende zu bringen. Das ist zunächst nichts Schlimmes und ist durchaus auch abhängig von der jeweiligen Tagesform.
Problematisch wird es, wenn die „Aufschieberitis“ durch eine verzerrte Selbstwahrnehmung ausgelöst wird. Hierbei werden Prioritäten verkannt, Konsequenzen übersehen, oder die eigene Wirksamkeit im Hinblick auf die bevorstehende Aufgaben-Erledigung überschätzt.
In seltenen Fällen kann es auch tiefer liegende, psychologische Auslöser geben, die mit Versagensängsten, dem Gefühl der Hilflosigkeit oder Überforderung einhergehen können. In diesen Fällen ist eine psychologische Begleitung sinnvoll.
Wie kann ich Aufgaben nicht mehr aufschieben?
Manchmal reicht es leider nicht, sich innerlich „bei den Ohren“ zu nehmen und an die Selbstdisziplin zu appellieren. Zerlegen Sie unliebsame Aufgaben in kleinere Einzelteile! Dies kann dazu führen, dass der Widerstand, die Aufgabe anzupacken, geringer wird. Und ist der Anfang erst einmal gemacht, fallen auch die nächsten Schritte leichter.
Nicht jede Vorgehensweise ist für alle das Richtige. Individuelle Gegebenheiten spielen natürlich eine große Rolle. Sollten Sie aber feststellen, dass Sie trotz der oben beschriebenen Tipps immer noch ein Opfer der „Aufschieberitis“ sind, dann wäre vielleicht ein Gespräch mit einem Coach oder einem psychologisch geschulten Berater hilfreich.
Aufgezeichnet von Tanja Korsten