Nicht nur aus dem fernöstlichen Bereich kommen interessante Behandlungsmöglichkeiten, sondern auch in Europa gibt es natürliche Alternativen zur Schulmedizin. Die Theorien von Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp bilden dafür eine gute Grundlage.
Wer sich schon einmal von einer langwierigen und anstrengenden Krankheit erholen musste, weiß, dass Pillen nicht immer der Weg zum Erfolg sind. Häufig gehört auch noch viel Ruhe und guter Zuspruch dazu. An manchen Punkten reicht die klassische Schulmedizin einfach nicht mehr aus und alternative Methoden können ergänzend wirken.
Eine Möglichkeit dafür ist die Traditionelle Europäische Medizin. Sie ist ein ganzheitlicher Ansatz, um unsere Genesung bestmöglich zu unterstützen. Die Behandlung gibt Empfehlungen für die richtige Ernährung, hilft mit verschiedenen Kräutermischungen, Massagen und Wickeln. Die Behandlungen werden dabei wie bei der Traditionellen Chinesischen Medizin individuell auf jeden Patienten zugeschnitten.
Wie funktioniert die Traditionelle Europäische Medizin?
Die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) behandelt nicht die einzelnen Symptome einer Krankheit, sondern sieht den Körper als empfindlichen Organismus, dessen Gleichgewicht bei einer Krankheit wieder hergestellt werden muss. So wird zum Beispiel nicht nur ein bestimmtes Organ behandelt, sondern der Körper als Ganzes.
Um eine individuelle Therapie für den Patienten zu finden, werden vorher ausgiebige Tests gemacht und Gespräche geführt. Der Weg zur letztendlichen Therapie kann dabei auch ganz individuell sein. Eine Möglichkeit kann zum Beispiel der so genannte Aderlass nach Hildegard von Bingen sein. Hierbei wird eine Armvene in den ersten sechs Tagen nach Vollmond vom Arzt angestochen und das heraustropfende Blut analysiert.
Je nachdem, wie sich das Blut nach einiger Zeit verändert, lassen sich Rückschlüsse auf Entzündungen oder zu viel Fett im Blut ziehen. Wie viel Blut jemand bei dem Aderlass abgibt, ist ebenfalls ganz unterschiedlich.
Alternative Medizin, Homöopathie und Naturmedizin aus Europa
Die Traditionelle Europäische Medizin ist allerdings keine in sich abgestimmte Theorie. Sie setzt sich aus verschiedenen Behandlungsansätzen zusammen, die in Europa ihren Ursprung haben. Dazu gehören unter anderem die Vorgehensweisen nach Hildegard von Bingen, Kneipp, die Homöopathie oder auch die Anthroposophische Medizin.
Die verschiedenen Theorien können sich ergänzen, widersprechen sich aber auch in manchen Ansichten. Es kommt auf den behandelnden Arzt oder Heilpraktiker an, welche Theorien er befürwortet und für dich als richtig erachtet. Im Allgemeinen berufen sich aber alle auf eine angepasste Ernährung, die richtige Bewegung sowie die Heilung durch verschiedene Kräutermischungen.
Hildegard von Bingen und Kneipp als alternative Behandlung
Wer an Alternative Medizin denkt, dem kommen meistens als erstes die Ansätze aus dem asiatischen Raum in den Sinn. Doch auch hier in Europa gibt es sehr hilfreiche Theorien, die unsere klassische Schulmedizin toll ergänzen können. Dazu zählen unter anderem diese:
- Die Kneipp-Lehre bezieht sich besonders auf die Kraft des Wassers. Durch Anwendungen mit warmem und vor allem kaltem Wasser werden Reize über die Haut vermittelt, die positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Besonders bekannt ist das so genannte Wassertreten.
- Bei der Anthroposophischen Medizin werden die klassischen Behandlungsmethoden der Schulmedizin durch Elemente aus der Kräuterheilkunde oder auch der Selbstheilung ergänzt. Wichtigstes Merkmal hier ist, dass der Körper als Ganzes betrachtet wird, der auf vielen Ebenen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden muss. Dazu zählt auch die psychische Konstitution.
- Die Homöopathie arbeitet nach dem Prinzip “Ähnliches heilt Ähnliches”. So werden bei dieser Theorie die Krankheiten mit natürlichen Mitteln bekämpft, die bei einem gesunden Menschen eigentlich erst diese Symptome auslösen würden. Der wilde Jasmin zum Beispiel ist ein häufiger Bestandteil von homöopathischen Grippemitteln, obwohl er bei einem Gesunden die typischen Erkältungssymptome wie Fieber und Schlappheit auslöst.
- Hildegard von Bingen orientierte sich bei ihren Behandlungen an christlichen Werten, der klassischen Medizin und Erkenntnissen aus Visionen, die sie hatte. Bestandteile ihrer Therapie sind Heilpflanzen, Edelsteinbehandlungen, Spiritualität und die Ernährung.
Auch wenn diese Theorien etwas andere Ansätze verfolgen, haben sie doch alle gemeinsam, dass der Körper als Ganzes betrachtet wird und es nichts nützt, nur die einzelnen Symptome zu behandeln. Das Gleichgewicht des Körpers muss wieder hergestellt werden, um wirklich langanhaltend gesund zu bleiben.
Wann ist die Traditionelle Europäische Medizin sinnvoll?
Bei wirklich schwerwiegenden Erkrankungen oder Notfällen wie einem Schlaganfall, ersetzt nichts die fortgeschrittene, moderne Schulmedizin. Doch wie bereits erwähnt kann sie uns auch nicht bei allem helfen, vor allem nicht, wenn unsere gesamte Konstitution nach einer Erkrankung geschwächt ist.
Die ganzheitliche Heilung unseres Körpers erfordert viel Zeit und Zuwendung und sollte vor allem individuell auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten werden. Die TEM ist somit vielseitig einsetzbar. Sie kann zum einem bei wirklich schweren Erkrankungen oder kräftezehrenden Therapien wie einer Chemotherapie wieder aufbauend wirken, aber auch bei leichten Erkältungen ohne viel Chemie zur Heilung verhelfen.
Welche Therapie für dich am besten ist, sollte immer mit einem speziell ausgebildeten und dem derzeit behandelnden Arzt abgesprochen werden.