Essen und Trinken halten uns gesund. Vorausgesetzt, wir ernähren uns ausgewogen. Erhält der Körper zu wenige Nährstoffe, kann ihn das im schlimmsten Falle schädigen. Was machen also Diäten und Fasten mit uns?
Magenknurren ist noch harmlos gegen das, was echter Hunger mit Menschen macht. Erst kürzlich erinnerte daran der Skandal um Julia Timoschenko und ihren Hungerstreik. Medien zitierten Jewgenija Timoschenko nach einem Besuch in der Gefängniszelle, ihre Mutter sehe schlecht aus. Julia hat bis zu zehn Kilo Gewicht verloren, hieß es laut Medienberichten von Seiten der Tochter.
Nährstoffmangel bei Diäten verursacht bleibende Schäden
Selbstbestimmter Nahrungsentzug steht auf der einen Seite. Und dann leiden andererseits auch die, die schlicht nichts zu essen haben. So schrieb die Verbraucherschutzorganisation „foodwatch” im Vorwort ihres Reports „Die Hungermacher“: Etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern und sind unterernährt, mit bleibenden Schäden für ihre Gesundheit, ohne Perspektive für ihr Leben.
Wer in einer Diät hungert, schädigt die Muskeln
Bei aller Tragik, aber was genau bewirken Hunger und Nahrungsmangel? Dazu sollte man wissen, dass der Körper einen Minimalbedarf an Protein, also Eiweiß, hat. „Und dieser wird während des Hungerns oder Fastens vorwiegend aus der Muskulatur mobilisiert. Dieser Mechanismus kann nach einer Zeit von mehr als 100 Tagen zu Komplikationen, wie etwa Herzmuskelveränderungen, führen“, ist aus dem Verband für Ernährung und Diätetik zu erfahren. Das Gehirn, das seinen Energiebedarf bei normaler Ernährung aus Glucose deckt, stelle sich unter diesen Extrembedingungen auf die Verbrennung von Ketokörpern ein, so die Experten. Diese Ketokörper entstehen, wenn Fette im Körper abgebaut werden. Und dann geht es an die menschlichen Reserven.
Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall bei Diäten
Und wie lange kann man ohne Nahrung auskommen? „Unter stationären Bedingungen sollte eine Zeitdauer von maximal 100 Tagen nicht überschritten werden. Ohne medizinische Betreuung sollte man nicht total hungern“ warnt der Verband für Ernährung und Diätetik. Sehr viel schneller leiden Körper und Geist, wenn nicht ausreichend Flüssigkeit den Magen füllt. Schon wenn weniger als drei Liter täglich getrunken werden, kann es zu Komplikationen kommen, wie etwa Kreislaufproblemen, Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall.
Sonderfall Fasten: Ist fasten gesund?
Und dann gibt es auch noch die Gruppe derer, die selbstbestimmt versuchen, nicht die Grenze zum Hungern zu überschreiten. Geht es beim Hungern um den totalen Verzicht auf feste Nahrung, gibt es beim Fasten unterschiedliche Modelle. Diese gehen in der Regel über einen Zeitraum von maximal zwei Wochen und „sollten nicht häufiger als zweimal pro Jahr durchgeführt werden“, raten die Experten vom Verband für Ernährung und Diätetik.
Für den ersten Fastenversuch sollte man sich zudem einer Gruppe anschließen, um das Fasten richtig zu erlernen. Das ist wichtig. Schon deshalb, weil man so seine Erfahrungen mit anderen Menschen besprechen kann. Denn auf eine Fastenkur, etwa im Rahmen des Heilfastens, reagiert jeder Mensch unterschiedlich – die einen zum Beispiel sehr sensibel auf Hypoglycämie, also auf Unterzucker. Bekomme der Körper in so einem Fall zu wenig zu essen, werden die Betroffenen schnell unzufrieden oder könnten sich zum Teil nicht mehr richtig konzentrieren, erklärt Nanette Ströbele, Professorin für Ernährungspsychologie an der Universität Hohenheim. Eine solche Negativ-Erfahrung sei dann eher kontraproduktiv.
Übrigens nehmen Frauen beim totalen Fasten täglich etwa 380 Gramm, Männer sogar 450 Gramm ab. Beim totalen Fasten wird nichts gegessen, nur getrunken – zum Beispiel kalorienfreie Getränke wie Tee und Wasser oder Mineralwasser.