Zeit ist Geld und Zeit ist knapp. Wer neben Beruf, Freunden, Familie und Hobbys noch Sport treiben möchte, hat keine große Auswahl, zu welchen Tageszeiten das möglich ist. Hat das Auswirkungen auf den Nutzen und den Gesundheitsfaktor des Sports? Wir haben Prof. Dr. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln gefragt, was es mit dem “Sport-Biorhythmus” auf sich hat.
Herr Professor Froböse, was genau ist ein “Biorhythmus”?
Ein „Biorhythmus“ ist ein stetig wiederkehrender Zustand bzw. eine Veränderung des menschlichen Organismus.
Inwiefern gibt es einen solchen Biorhythmus auch für Sport?
Der biologische Rhythmus, der auch für den Sport wichtig ist, ist der Schlaf-Wach-Rhythmus. Dieser bestimmt mit, wann unser Körper müde wird und wann wir leistungsfähig sind.
Die beste Uhrzeit für Sport
Und wann sind wir besonders leistungsfähig?
Im Normalfall sind wir zwischen 9 – 11 Uhr und zwischen 16 – 19 Uhr am leistungsfähigsten. Der späte Nachmittag ist jedoch der beste Zeitpunkt, um körperliche Höchstleistungen zu vollbringen. Dort laufen unsere körperlichen Funktionen auf Hochtouren. Die Kerntemperatur des Körpers ist optimal, Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz haben ihr Maximum erreicht.
Wie schnell nach dem Aufstehen und wie kurz vor dem Zubettgehen sollte man Sport treiben?
Nach dem Aufstehen sollte ein kleines Frühstück eingenommen werden und circa 90 Minuten sollten zwischen Mahlzeit und Training liegen. Am Abend sollten zwei bis drei Stunden vom Trainingsende bis zum Zubettgehen vergangen sein.
Abends sollte man keinen anstrengenden Sport machen
Gibt es Uhrzeiten, an denen gar kein Sport gemacht werden sollte?
Die Intensität spielt hierbei eine große Rolle. Es darf auch noch abends ein Training absolviert werden, wenn zwei bis drei Stunden zwischen Trainingsende und dem zu Bett gehen liegen. Die Intensität sollte jedoch nicht zu hoch angesetzt sein, um den natürlichen Schlaf-Rhythmus nicht zu stören. Grundlagen-Ausdauertraining, Yoga oder Gymnastik eignen sich hier sehr gut.
Generell gibt es kein Sportverbot für bestimme Uhrzeiten, wenn jedoch das Training über Monate hinweg nur kurz vor dem Schlafengehen absolviert wird, können (Ein-) Schlafprobleme auftreten. Welche dann wieder kontraproduktiv für das Training und die eigene Gesundheit sind.
Ist der Sportbiorhythmus mit den heutzutage üblichen Arbeitszeiten überhaupt vereinbar?
Leider nur sehr selten. Am besten ist es, seine Trainingstasche mit zum Arbeitsplatz zu nehmen und sich direkt nach Feierabend zum Sport zu begeben. Dort ist man in den meisten Fällen immer noch im Leistungshoch und kann mit hoher Intensität trainieren.
Welche Auswirkungen hat es, den Sport außerhalb des eigentliches Rhythmus zu betreiben?
Wenn über einen längeren Zeitraum hinweg am späten Abend mit hohen Belastungen trainiert wird, kann die „innere Uhr“ außer Takt geraten. Dadurch können (Ein-) Schlafprobleme hervorgerufen werden und das Training wirkt kontraproduktiv.
Sport ist zu jeder Tageszeit gleich effektiv
Hat der Sportbiorhythmus Auswirkungen auf Kalorienverbrauch und Muskelaufbau?
Nein – die Trainingsgestaltung und die sportliche Belastung bestimmt den Kalorienverbrauch und den Muskelaufbau.
Und zu guter Letzt: Welcher Sport macht zu welcher Uhrzeit Sinn?
Grundlagen-Ausdauereinheiten, Yoga und Gymnastik sind Sportarten, die sich auch für frühe Morgenstunden und späte Abendstunden eignen. Intensives Krafttraining, intensive Ausdauereinheiten oder technisch anspruchsvolle Sportarten sollten im Idealfall im Leistungshoch absolviert werden.
Herr Professor Froböse, wir danken für das Gespräch!
Die Fragen stellte: Manuela Hartung