Was ist das schnellste Verkehrsmittel in Großstädten? Ganz genau: Das Fahrrad. Und wer mit dem Rad besonders schnell sein will, für den bietet sich ein Singlespeed an. Diese haben nur einen Gang und nur die allernötigste Ausrüstung. Damit sind sie besonders leicht und das heißt: schneller fahren. Wir stellen euch die Ein-Gang-Räder genauer vor.
Eine Bühne. Zwei Standfahrräder. Jetzt heißt es Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau. Gewinner ist derjenige, der am schnellsten 250 Meter zurück legt. Das Publikum feuert die Fahrer an. Innerhalb von neun bis 14 Sekunden geben die Fahrer alles, was sie in den Beinen haben. Wer schneller ist, kommt eine Runde weiter. Hochspannung vom Qualifiying bis zum Finale.
Dieser sogenannte Goldsprint fand vor einiger Zeit in Köln statt und hat, momentan noch, eine überschaubare Fangemeinde. Die Wettbewerbe finden eher sporadisch statt und werden meist von Bike-Läden organisiert. Sportlich gesehen ist es aber ein Hochgenuss. Die Stand-Radfahrer erreichen Geschwindigkeiten bis zu 69 Stundenkilometern – der schnellste schafft die Strecke in unglaublichen 9,6 Sekunden! Das Besondere an diesem Event sind die Fahrräder. Hier kommen ausschließlich „Ein-Gang-Räder” zum Einsatz, sogenannte Singlespeeds.
Ein Fahrrad ohne Schaltung hat entweder einen starren Gang oder Freilauf
Singlespeed-Räder sind Fahrräder mit nur einem Gang. Es gibt Singlespeeds mit einem starren Gang und solche, die einen Freilauf besitzen. Erstere werden auch Fixie genannt (aus dem Englischen für fixed gear = starrer Gang). Wenn sich das Rad dreht, drehen sich die Pedale automatisch auch mit. Die Beine sind also immer in Bewegung auch ohne Kraftaufwand. Das kann für Anfänger ungewohnt und erst einmal verwirrend sein.
Aber auch das ist letztendlich nur eine Frage der Gewohnheit, findet der begeisterte Fixie-Fahrer Marc Schieferdecker, Mitarbeiter der Veloküche, einem Velo-Shop (Velo=Fahrrad) in Köln: „Vielleicht stockt man mal bei einem Bürgersteig, aber eigentlich ist das Prinzip schnell verinnerlicht.”
Für diejenigen, die sich nicht umstellen möchten oder können, gibt es auch Singlespeed-Räder mit Freilauf. Hier ist alles so, wie man es von anderen Rädern her auch kennt, außer natürlich, dass man nur einen Gang hat und sich deshalb nicht auf´s Schalten konzentrieren muss. Diese Fahrräder haben viele Fans, gerade auch, weil sie sehr wartungsarm sind.
Auch ein Singlespeed muss verkehrstauglich sein
Teilweise haben die Eingang Räder einen schlechten Ruf. In Berlin wurden viele Fixies beschlagnahmt, weil sie keine Bremsen hatten. Aber nicht alle Singlespeed-Fahrer sind ohne Bremse unterwegs. Das ist auch sinnvoller, denn die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung schreibt vor, dass Fahrräder zwei voneinander unabhängige Bremsen haben müssen. Das Fahren ohne die zwei vorgeschriebenen Bremsen ist also illegal und kann im schlimmsten Falle zu Unfällen führen.
Die Betreiber der Veloküche in Köln sehen sich da in der Verantwortung ihren Kunden gegenüber: “Hier geht kein Rad ohne Bremse raus, ob die Fahrer dann die Bremse wieder abmontieren, können wir natürlich nicht beeinflussen.” Der Fixie-Fahrer Marc fährt sein Rad mit Bremse.
Noch gibt es keine eigene Statistik über Unfälle mit Singlespeeds, so der Allgemeine deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC). Es würden alle Fahrräder zusammengefasst, egal ob E-Bike, normales Rad oder Ein-Gang-Rad. Gerade einmal zwei Prozent der in 2011 verkauften Räder waren nach ADFC-Angaben Singlespeeds.
Singlespeed Räder sind individuell gestaltbar
Hält man in Köln an einer Ampel für Radfahrer sieht man den Trend zum Ein-Gang-Rad. Und es werden immer mehr. Gerade in Großstädten sind die minimalistischen Räder sehr verbreitet. Es gibt aber enorme Qualitäts-Unterschiede bei den Bikes. „Das geht bei 200 Euro los für ein fabrikgefertigtes Rad, aber du kannst dir auch einen Schuh für zehn Euro kaufen, der ein Wochenende hält. So ähnlich ist es bei den Rädern auch”, sieht es Eduard Maier von der Veloküche: „Für einen qualitativ hochwertigen Aufbau eines kompletten Rads sollte man schon ca. 700 Euro investieren.“
Singlespeed-Räder zeichnen sich durch ihre Individualität aus. Kein Rad gleicht dem anderen. Denn vom Rahmen bis zur Farbe der Kette kann man sich alles selber zusammen stellen. Und mit ein bisschen Übung kann man beim nächsten Goldsprint zeigen, was man in den Beinen hat.