Die Shiva-Shakti-Philosophie, besser bekannt unter “Tantra”, ist ein spiritueller Pfad, demzufolge das ganze Universum aus dem Zusammenspiel von weiblicher und männlicher Energie besteht. In ihrem Yoga Seminar “ShivaShakti – Tanz des Femininen und des Maskulinen” erforschen David Lurey und Mirjam Wagner diese scheinbar gegensätzlichen Prinzipien. Wie wir im Yoga Shiva und Shakti in Harmonie zusammenführen können, erklärt das Paar im Video-Interview.
Wer könnte besser den ewigen Tanz des Weiblichen und des Männlichen repräsentieren als dieses Yogi-Liebespaar: Mirjam Wagner unterrichtet Yin Yoga, das Weichheit und Ruhe in langgehaltenen Dehnungen sucht und dem weiblichen Prinzip zugeordnet wird. David Lurey ist Vinyasa Yogalehrer, einem kraftvoll-dynamischen Stil, der das aktiv-männliche Prinzip repräsentiert. Auf die Frage, wer von beiden denn nun Zuhause die Hosen anhabe, sagt Mirjam schmunzelnd, jeder habe seine Hoheitsgebiete – und David antwortet augenzwinkernd: Zuhause würden gar keine Hosen getragen.
Flow-Erlebnis: Auflösen von Leiden in Harmonie und Glückseligkeit
Wenn in philosophischen Überlegungen von weiblicher und männlicher Energie die Rede ist, dann geht es dabei natürlich nicht um den viel diskutierten “Kampf der Geschlechter”. Sondern um die Polarität, die der menschliche Geist erschafft, indem er die Welt in Gegensatzpaare trennt: Männlich – weiblich, Körper – Bewußtsein, Innen – Außen, Vergangenheit – Zukunft. Es ist diese Wahrnehmung von Trennung und Getrennt-Sein, die nach der yogischen Sichtweise menschliches Leiden erzeugt.
Die Aufhebung dieser Trennung in der Erfahrung von Einheit befreit uns demnach von unserem Schmerz. Nicht das intellektuelle “Verstehen”, sondern das intuitive Spüren von Verbindung ist das Ziel von Yoga. Vielen ist dieses Einheitsgefühl von sogenannten “Flow-Erlebnissen” bekannt: Wenn man völlig aufgeht in dem Moment und sich und die Welt um sich herum “vergisst”, befindet man sich in einem Zustand der völligen Harmonie und Glückseligkeit.
Die Lehre des Tantra: Vereinigung von weiblicher und männlicher Energie
Um Verbindung geht es denn auch in dem ganztägigen Seminar, das David Lurey und Mirjam Wagner im Rahmen der Yoga Konferenz 2015 in Köln unterrichten. Der US-Amerikaner und die Österreicherin haben als Paar vor acht Jahren zueinander gefunden. Im gegenseitigen Austausch ihrer beiden Yogastile haben sie sich intensiv mit den universellen Prinzipien des Weiblichen und des Männlichen auseinandergesetzt.
Mit dem Thema ihres Workshops “ShivaShakti – Der Tanz des Femininen und des Maskulinen” beziehen sie sich auf die indische spirituelle Shiva-Shakti-Lehre, besser bekannt unter dem Namen Tantra, die sich innerhalb des Hinduismus und Buddhismus entwickelt hat. Shiva, die männliche Energie, steht hier für die kosmische Ur-Energie, die unveränderlich und ewig ist. Shakti, das weibliche Prinzip, bezeichnet den Ausdruck dieser kosmischen Schöpfungskraft in der Gesamtheit der materiellen Welt. Shiva, das höhere universelle Bewusstsein, und Shakti, die materielle Manifestation dieses Bewusstseins, bilden gemeinsam das ganze Universum.
Unsere wahre Natur: Höheres Bewusstsein über die Sinne erfahrbar machen
Um diese Erfahrung der Einheit von Körper, Geist und Seele geht es in dem Yoga Seminar von David und Mirjam. Das gemeinsame Wirken von Körper und höherem Bewusstsein nennen sie den “heiligen Tanz”: “It is a constant dance: We do the things in our bodies but we stay connected to our spirit – Es ist ein andauernder Tanz: Wir machen Dinge mit unserem Körper und bleiben dabei in Verbindung mit unserem Bewusstsein.”
Artikelvorschaubild: © YogaSpirit Photography / Teresa Arias