Selbstbestimmt zu leben klingt gut, wären da nicht die vielen gesellschaftlichen, beruflichen, familiären oder sogar selbst auferlegten Pflichten, von denen wir tagtäglich glauben, nachkommen zu müssen. Die Freiheit, selbst entscheiden zu können, was wir wirklich wollen, ist für viele in weite Ferne gerückt. Das Ruder des eigenen Lebens wieder selbst in die Hand zu nehmen ist aber durchaus möglich.
Das neue Buch “Alphabet des selbstbestimmten Lebens” der Mutmacher-Autoren Anja Förster und Peter Kreuz ist ein Bilderbuch für Erwachsene, in dem sie für jeden Buchstaben (inklusive Umlaute) einen Tipp für mehr Selbstbestimmtheit geben. Das illustrierte Buch ist eine Liebeserklärung an Menschen, die etwas in ihrem Leben und in ihrem Umfeld bewegen wollen. Im Interview motivieren sie zu einer neuen Sicht auf das eigene Leben.
Die Fragen stellte Jutta Echterhoff
Mit Ihrem neuen Buch möchten Sie zu einem selbstbestimmten Leben anstiften. Was bedeutet es, selbstbestimmt zu leben und warum ist es wichtig?
Peter Kreuz: Selbstbestimmt zu leben, heißt, unser als Gestalter unseres Lebens zu begreifen und nicht als Treibgut. Dazu müssen wir die irrige Vorstellung abschütteln, dass wir das Leben so hinnehmen müssen, wie es ist. Wir haben die Freiheit, den eigenen Lebensweg in eine für uns spannende Richtung zu lenken. Wer das erst mal begriffen hat, wird nie mehr dieselbe sein.
Selbstbestimmt leben, wollen sicher viele Menschen, aber die Lebensumstände kann man sich nicht immer aussuchen. Was raten Sie den Fremdbestimmten?
Anja Förster: Die Aussage „Ich bin doch ein Produkt der Lebensumstände, die ich nicht beeinflussen kann“ beruht auf einem unzutreffenden Paradigma, dem Determinismus. Wir sind weder ein Produkt der Lebensumstände noch unserer Erziehung, sondern ein Produkt unserer Entscheidungen. Denn zwischen Reiz und Reaktion gibt es immer einen Raum. Wenn wir unsere Fähigkeit zu wählen klug einsetzen, wird dieser Raum größer.
Wenn sich jemand noch nie die Frage gestellt hat, ob er selbstbestimmt lebt oder nicht, wie kann er das herausfinden?
Peter Kreuz: Den Autopiloten des Lebens ausschalten! Wer nur funktioniert, der lebt nicht. Echtes Leben braucht Achtsamkeit. Braucht die Kunst, im Augenblick wahrhaft präsent zu sein. Braucht echte Entscheidungen: Will ich das, was ich mache, wirklich? Oder wollen es vielleicht nur alle anderen von mir?
In Ihrem Alphabet steht der Buchstabe B für bedeutsam. Welche Bedeutung schreiben Sie diesem Wort zu?
Anja Förster: Ganz oft im Leben wählen wir fast MEHR statt BEDEUTSAM. Bedeutsames entsteht aber nicht durch eine größere Menge von etwas, nicht durch höher, schneller, größer. Sondern durch die ehrliche Antwort auf die Frage: »Welche Dinge sind es wert, getan zu werden?«. Nur wenn etwas Bedeutung für uns hat, gehen wir an die Grenzen dessen, was möglich ist und entwickeln uns weiter.
Das M steht bei Ihnen für Müll und sie plädieren im Text zu einer „Not-to-do-Liste“. Weshalb?
Peter Kreuz: Wir führen seit einigen Jahren eine solche Liste. Darauf stehen Dinge, die wir aus unserem Leben gestrichen haben: zum Beispiel Konsummüll, Bekanntschaftsmüll, News-Müll oder Nahrungsmüll. Es geht nicht um Verzicht, sondern darum, all das Lähmende, Energiesaugende und Fremdbestimmte wegzulassen.
Sie sind Business-Querdenker und beschreiben auch beim Q die Vorteile des Querdenkens. Welche sind das?
Anja Förster: Querdenken ist eine grundlegende Einstellung zur Arbeit und zum Leben. Dazu gehört neben einem wachen Verstand vor allem Lernbereitschaft. Und es verlangt die persönliche Stärke, auch Niederlagen einzustecken und sich selbst immer wieder kritisch zu hinterfragen, ob man auf dem richtigen Weg ist.
Welcher Buchstabe in Ihrem Buch ist Ihr Lieblingsbuchstabe? Und warum?
Peter Kreuz: Z wie Zackzackzack. Denn wenn wir zu schnell sind, zu beschäftigt, zu viele Dinge gleichzeitig tun, dann vergeben wir viele Chancen. Um unsere Chancen wirklich zu nutzen, müssen wir langsamer werden und tief Luft holen. Das Genie ist nicht in der Hektik zu Hause.
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