Der Weg ist das Ziel, so auch bei den einfachsten Beschäftigungen. Kein Wunder, dass Handarbeit, Kochen, Malen und Gärtnern wieder voll im Trend sind. Bei diesen, auf das Wesentliche reduzierten Tätigkeiten, spüren wir unsere Selbstwirksamkeit und das macht uns glücklich.
Die Gegenwart verlangt einfache Tätigkeiten an der multimedialen Oberfläche
Wer kennt das nicht: Schreiben wir dauernd auf der Computertastatur, verlernen wir die Handschrift. Wir krakeln die Einkaufszettel und können unsere Schrift nicht mehr entziffern. Die Unfähigkeit, etwas mit den eigenen Händen zu tun, entsteht im Laufe der Zeit durch eine Umstruktierung unseres Gehirns.
Dieses passt sich der simplen Nutzung der Oberflächen der modernen digitalen Welt wie Tastaturen, automatischen Türöffnern und Navigationsgeräten, schnell an. Fertigkeiten wie Schreiben, Nähen, Basteln, Handwerken oder einfach mal das Fahrrad selbst reparieren, verkümmern.
Wir erleben einen Kontrollverlust in einer zunehmend komplexen Welt
Was wie ein Segen scheint, ist längst ein Fluch. Denn die Einfachheit der Bedienung unserer täglichen Welt entspricht nicht ihrer eigentlichen Komplexität. Wer weiß schon noch, wie der Computer, der Motor seines Autos oder die genau Abwicklung des Online-Einkaufs funktioniert? Wir erleben trotz größter Einfachheit in der Anwendung der alltäglichen Dinge einen wachsenden Kontrollverlust. Denn nicht wir steuern die Computer, die Autos oder den Einkauf, sondern ein fremdes System, ein Algorythmus.
DIY: Zurück zu den Wurzeln des Lebens
Wo ein Trend ist, gibt es einen Gegentrend. Und der ist Retro. Längst zieht es uns zurück zu den guten alten Dingen des Lebens, wir möchten wieder mehr Sicherheit über unsere Taten erlangen und selbstwirksam sein. Denn wer sich Zeit nimmt, im Garten zu arbeiten, einen Pullover zu stricken, ein Brot selbst zu backen oder ein Bild zu malen, der trotzt dem vorgegebenen Strom der Zeit und geht zurück zu den Wurzeln unseres eigentlichen Lebens: Dem Wirken mit den eigenen Händen.
Nichts ist dem Menschen näher als die analoge Welt und sein direktes Wirken in ihr. Wer einmal mit Hingabe ein Brot gebacken hat, der weiß, welche Befriedigung darin liegt, Einfluss auf die Zutaten, den Prozess des Backens und auf das Aussehen des Produktes zu haben. Hier können wir sicher sein: Dieses Brot ist mit Liebe gebacken, es ist frisch und gesund. Und sein Verzehr danach ist ein besonderer Genuss.
Selbstwirksamkeit durch einfache Tätigkeiten erleben
Wenn wir etwas selber tun, dann erleben wir uns als selbstwirksam. Die Selbstwirksamkeit ist neben dem Wunsch nach Kreativität, Freiheit und Selbstbestimmung eine zentrale Antriebskraft für unser Leben. Dabei ist es nicht schwer, selbstwirksam zu sein: Wir müssen uns nur etwas suchen:
- was wir gerne tun
- was wir vielleicht schon als Kind gerne getan haben
- was unsere Kreativität anregt
- was wir schon ein bisschen können (damit es nicht zu anstrengend wird)
- was unsere volle Aufmerksamkeit erfordert
- was wir zuende bringen können
- was wir gerne hinterher bewundern/verzehren/verbrauchen
Flow: Konzentration mit leichter Anstrengung macht uns glücklich
Es gibt viele Tätigkeiten, die diesen Anforderungen entsprechen können. Ob Malen, Basteln, Nähen, Stricken, Kochen, Backen, Musizieren, Gärtnern oder Heimwerken. Wenn wir uns ganz auf eine solche Tätigkeit einlassen, dann kommen wir in einen glückseligen Zustand, der uns ganz in einer Sachen aufgehen lässt: Den Flow. Wir lassen dabei die äußere Welt sowie unsere Gedanken und Sorgen hinter uns und sind ganz fokussiert auf diese eine Tätigkeit. Wir lassen uns mit allen Sinnen auf darauf ein, was wir gerade tun. Wir sehen uns selbst zu und erleben die Wirksamkeit unserer eigenen Tätigkeit.
Selbermachen – Einige Empfehlungen der evidero Redaktion
Hier findest du unsere Empfehlung gegen die tägliche Zerstreuung:
- Zentangle / Zeichnen / Malen
- Stricken / Nähen / Handarbeiten
- Gärtnern / Natur
- Brot selber backen
- Kochen mit tollen Rezepten