Retrorunning ist ein neuer Trend im Laufsport, über längere Strecken rückwärts zu laufen. Das klingt erstmal verrückt, aber das Rückwärtslaufen ist eigentlich eine ganz natürliche Bewegung und bringt tatsächlich viele gesundheitliche Vorteile mit sich. Wir stellen euch das Thema vor und geben zehn gute Gründe fürs Ausprobieren!
Rückwärtslaufen ist Sport und Therapie
Über kürzere oder längere Strecken verkehrt herum zu laufen, kann eine ganz besondere Körpererfahrung sein und als Alternative oder Abwechslung zum normalen Laufsport oder anderen Sportarten geübt werden. Es regt das Gehirn an, fördert die Konzentration und den Gleichgewichtssinn und trainiert besonders die ausgleichende Muskulatur der Körpervorderseite.
Mittlerweile werden internationale Wettbewerbe zum Rückwärtslaufen abgehalten, aber die alternative Rückwärtsbewegung wird ebenso erfolgreich in der Rehabilitationstherapie eingesetzt. Denn sie trainiert den Körper und die Sinnesorgane durch die rückwärtsgewandte Position auf besonders vielfältige und anspruchsvolle Weise, da das Gehirn gefordert wird, umzudenken und neue Muskelgruppen angesprochen werden.
Ausgleich zwischen Körper und Geist durch Retrorunning
Bisher nur aus dem Yoga bekannt sind die sogenannten “Umkehrhaltungen”. Das sind Körperhaltungen, die den Körper in die umgekehrte Position bringen, wie zum Beispiel Kopfstand, Schulterstand oder Handstand. Diese sollen der Regeneration unserer Organe und Muskeln dienen und Über- oder Fehlbelastungen ausgleichen. Ihnen wird nachgesagt, den Ausgleich von Körper und Geist und den Zustand innerer Balance wiederherzustellen.
Ebenso wie Yoga erfordert das rückwärts laufen oder gehen eine besondere Achtsamkeit und Konzentration. Wir sind bewusst langsamer, konzentrierter und nehmen unsere nahe Umgebung besonders intensiv wahr, da wir genau auf den Weg und den Raum hinter uns achten müssen, den wir ja nicht sehen können. Unser Körper und unsere Sinne müssen nun “umgekehrt” agieren, das kann eine ganze neue ausgleichende körperliche und geistige Erfahrung sein.
Die 10 Vorteile des Rückwärtslaufens auf einen Blick
- Alternatives Rückwärtslaufen bringt Abwechslung und Spaß und ist eine besondere neue Körpererfahrung
- Das rückwärtige Laufen trainiert das Gehirn, weil es besonders die rechte Gehirnhälfte anregt
- Das Laufen in umgekehrter Richtung fördert die Achtsamkeit und die Konzentration und dadurch die Entspannung
- Durch die Umkehrung der Bewegungsabläufe werden ausgleichende Muskelgruppen an der Körpervorderseite trainiert
- Der Körperschwerpunkt ändert sich, damit können einseitge Belastungen an Rücken, Hüfte und Knien ausgeglichen werden
- Unsere Sinne werden beim Rückwärtslaufen geschärft, wir erwerben eine bessere Wahrnehmung und stärken unseren Gleichgewichtssinn
- Selbstbeherrschung und Selbstvertrauen können durch das Meistern des umgekehrten Laufs gestärkt werden
- Allgemein verbessert das Rückwärtslaufen das gesamte Körpergefühl und die Wachheit und Klarheit des Geistes
- Rückwärtslauf kann für die Prävention einseitiger Belastungen und zur Rehabilitation bestehender Fehlbelastungen eingesetzt werden
- Laufschuhe werden meist gleichmäßiger und anders abgenutzt
Rückwärts gehen oder joggen: Was du zum Start wissen musst
Vor dem Start sollte ein möglichst gerader, flacher, ebenmäßiger Streckenabschnitt ohne jegliche Hindernisse ausgewählt werden, um den Körper ohne Stolpergefahren an die neuen Bewegungen zu gewöhnen. Der Blick nach hinten sollte immer abwechselnd über die rechte und linke Schulter gehen, um einseitige Halsdrehungen zu vermeiden. Auf dieser Basis kann man am Anfang mit der Körperhaltung ein wenig experimentieren. Wo liegt der neue Körperschwerpunkt, wie kann ich mich am besten aufrichten, wie kann ich den Lauffluss halten?
evidero Tipp für Einsteiger: So fängst du an, rückwärts zu laufen
Für Einsteiger bietet es sich an, das Laufen erst einmal in das normale Lauftraining oder Walking einzubinden. Das alternierende Laufen könnte dann zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
- 10 Minuten normales Warm-Up, einlaufen
- für die nächsten 10 Minuten alle 2-3 Minuten eine kleinere Rückwärtsstrecke von 10-15 Metern in den Lauf einbinden
- Dann immer abwechselnd 10-15 Meter vorwärts laufen, 10-15 Meter rückwärts laufen
- Abschnitte verkürzen: 5-10 Meter vorwärts, Drehung nach hinten über rechte Schulter, 5-10 Meter rückwärts, Drehung nach vorne, 5-10m vorwärts, und so weiter. Dann umgekehrt, jeweils über die linke Schulter nach drehen.
- Je nach Sicherheit im Rückwärtslauf können längere Abschnitte in das Training eingebunden werden und je nach Strecke und Ausdauer variiert werden