Rückenschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer eins. Viele Patienten mit Beschwerden werden vom Arzt zum Pilates-Training geschickt. Wieso? Das erklärt uns Pilates-Trainerin Anja Leiendecker.
Ich selber bin eigentlich eher durch Zufall auf die Pilates-Methode gestoßen. Ursprünglich komme ich aus der Tanz-Szene. Ich habe eine klassische Ballett-Ausbildung, bin Gymnastik-Lehrerin und habe auch schon viele andere Sportarten unterrichtet. Wie ich im ersten Teil bereits berichtet habe, ist Pilates aus dem Tanz-Training entstanden, ich habe also eine Verbindung dazu gehabt.
Letztlich hat Pilates mir von allen Trainings-Methoden einfach deshalb am besten gefallen, weil nicht nur gedehnt wird, wie zum Beispiel beim Yoga, sondern weil auch Kräftigungs-Übungen genutzt werden und viel mehr mit fließenden Bewegungen gearbeitet wird. Also habe ich noch eine zusätzliche Pilates-Ausbildung gemacht.
Beim Pilates trainiert man die Tiefenmuskulatur und stärkt den Rücken
Pilates ist ein Ganzkörpertraining. Es werden nicht nur einige einzelne Muskelgruppen trainiert, wie in einem herkömmlichen Rückentraining, sondern die Gesamtheit der Muskulatur. Dazu gehören alle Muskeln im Rumpfbereich, also Bauch, Schultern und Rücken, aber auch die Beine und der Po.
Ganz besonders wichtig beim Pilates ist das Training beziehungsweise die Stärkung der Tiefenmuskulatur. Sie müssen sich das so vorstellen: Unser gesamtes Skelett ist von Muskeln umgeben, die es gemeinsam mit Sehnen und Bändern zusammenhalten. Egal, was wir machen, sei es Gehen, Fahrradfahren, Sitzen, Stehen oder Schwimmen, immer werden Muskelgruppen beansprucht.
Unser Kern, den wir für das aufrechte Sitzen, Stehen oder Gehen benötigen, ist die Wirbelsäule. Und die Wirbelsäule muss logischerweise auch von Muskeln in Position gehalten werden. Diese Muskeln, die direkt an unseren Wirbeln liegen, nennen wir Tiefenmuskulatur.
In den meisten herkömmlichen Rücken-Trainings wird vor allem die äußere Rücken-Muskulatur gestärkt. Das ist natürlich nicht verkehrt, denn auch diese Muskeln werden benötigt, zum Beispiel zum Heben.
Aber überlegen Sie einmal: Wenn Sie außen herum stark sind, aber im Inneren die Stabilität fehlt, wie kräftig und beweglich sind Sie dann wirklich? Und ein stabiler und kräftiger Rumpf ist vor allem heutzutage sehr wichtig, da wir sehr viel Zeit am Tag im Sitzen verbringen.
Dabei wird die Wirbelsäule die ganze Zeit beansprucht, aber trainiert wird kein einziger Muskel. Wir brauchen also einen Ausgleich zum vielen Sitzen. Etwas, bei dem die Wirbelsäule und gleichzeitig der ganze Rumpf gekräftigt wird. Genau das kann Pilates bieten.
Rückentraining und Prävention mit Pilates
Pilates vereint das Kräftigen der inneren und der äußeren Muskulatur. Und darum ist es so besonders gut für Menschen, die Rückenprobleme haben. Aber genauso auch für alle, die ihrem Rücken und ihrem Körper etwas Gutes tun wollen, denn mit Pilates kann man auch Problemen vorbeugen, bevor sie überhaupt entstehen oder generell seine Fitness verbessern.
Viele Physio-Therapeuten empfehlen die Pilates-Methode, denn der Gesundheits-Effekt ist wirklich nicht zu unterschätzen. Ich selber bin auch als Osteopathin tätig und weiß, dass die Pilates-Methode auch gut im Rehabilitations-Bereich eingesetzt werden kann.
So findest du den richtigen Trainer
Pilates-Kurse und Workshops gibt es wie Sand am Meer. Man kann aber leicht erkennen, ob ein Kurs etwas taugt. Der Kurs-Leiter sollte eine richtige Pilates-Ausbildung haben und am besten auch im Deutschen Pilates Verband registriert sein. Nicht jeder Fitness-Trainer kann auch Pilates-Kurse geben!
Auch die Größe eines Kurses sollten Sie beachten. Der Deutsche Pilates Verband empfiehlt eine Kursgröße von maximal zehn Personen, damit der Trainer auch auf jeden Teilnehmer eingehen kann. Wenn 30 Personen in einem Kurs mitmachen, ist individuelles Training gar nicht möglich.
Leider sind Pilates-Kurse in Fitness-Studios häufig so groß. Diese Kurse haben auch noch einen weiteren Nachteil, denn wenn so viele Personen in einem Kurs sind, sind sie wahrscheinlich nicht alle auf dem gleichen Level, sodass die Übungen für die einen zu schwierig und für die anderen nicht ansprechend genug sein könnten.
Also: Kleine Gruppen ermöglichen ein gezielteres Training für die jeweiligen Ansprüche der Teilnehmer. Dafür gibt es ja auch die schon erwähnten unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen für Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene. Auch spezielle Kurse für Schwangere, Post-Natal-Kurse oder für Senioren gibt es bei manchen Trainern im Angebot. Man kann sein Pilates-Training also sehr einfach den eigenen Bedürfnissen und Voraussetzungen anpassen.
Aufgezeichnet von Marc Saha und Manuela Hartung