“Unangenehme Symptome und fiese Bauchschmerzen” brachten Sabrina Wallner dazu, sich intensiv mit ihrer Ernährung auseinander zu setzen. Ärzte konnten ihr nicht helfen, da half sich die Literaturwissenschaftlerin selbst. Sie stellte ihre Ernährung komplett um, verlor 20 Kilogramm Gewicht und ihre Symptome verschwanden ebenfalls. In ihrem Ratgeber “Du bist nicht krank, du isst das Falsche! – Die Großen Ernährungslügen” teilt sie ihre Erfahrungen und die Ergebnisse ihrer ausführlichen Recherchen.
Welche Ernährungsform ist die gesündeste?
Liebe Sabrina, Low Carb, No Fat, Right Fat, Gluten Free, High Protein… von überall prasseln angeblich wohlgemeinte Ratschläge für die “richtige” Ernährung auf uns ein. Was sollen wir denn nun glauben?
An eine ausgewogene und möglichst naturbelassene Ernährung und an den eigenen Körper, der meint es mit einem selbst nämlich immer am wohlsten.
Und vielleicht wichtiger: Was sollen wir denn noch essen?
Bei all den Möglichkeiten ist nur eine richtig: Zur ursprünglichen Ernährung zurückkehren. Es wäre ein wirklicher Fortschritt, die regionale und saisonale Natur zu nutzen.
Worin liegt unsere größte Dummheit in Bezug auf Gesundheit und Ernährung?
Wenn wir uns mit billigen Speiseölen ernähren. Öl ist nicht gleich Öl. Und Fett ist nicht gleich Fett. Die falschen Fette fließen in die Speckpolster, die richtigen in unser Gehirn.
Wir leben doch im Informationszeitalter. Warum sind wir ausgerechnet, wenn es um unsere Gesundheit und Grundbedürfnisse geht, so mangelhaft informiert?
Je unnatürlicher die Nahrung, desto mehr Informationen. Irgendwann schalten wir ab, wenn die Informationen zu viel werden. Unabhängig erstellte, investigative Texte tragen auf informativer Ebene am besten zum Grundbedürfnis Gesundheit bei.
Welches Interesse verfolgt die Nahrungsindustrie und in welche Fallen lockt sie uns?
Die Nahrungsindustrie verführt und macht abhängig.
Wie schadet industrielles Essen der Gesundheit?
Welche Probleme entstehen daraus für unsere Gesundheit?
Wir essen in der Folge immer mehr gezuckerte Produkte, die durch Verarbeitung den Großteil an Nährstoffen verliert. Das schwächt das Immunsystem. Künstliche Zusatzstoffe greifen in den Gehirnstoffwechsel ein. Dazu die unnatürliche Züchtung bei der Fleischproduktion und es gestalten sich so immer mehr Krankheiten, die den Medizinern unbekannt sind.
Du hattest selbst gesundheitliche Probleme… was hattest du für Symptome?
Schon als Kind hatte ich immer Bauchschmerzen nach dem Essen. Mit der Zeit kamen Allergien wie starker Heuschnupfen und extreme Erschöpfungszustände hinzu.
Welche Ursachen für deine Symptome hast du entdeckt?
In der Histaminintoleranz erkannte ich fast alle meine Symptome. Meine Heilpraktikerin riet mir, Milchprodukte zu meiden, damit die Schleimhäute wieder ins Gleichgewicht kommen. Das half sehr. Seither kann ich wieder Sport treiben, ohne mit rasselndem Husten auf der Strecke zu bleiben. Und ich kann essen, ohne Übelkeit. Das ist schon was.
Wie hast du das herausgefunden?
Ganz ehrlich – ich habe gegoogelt, obwohl das bei Krankheiten (teils auch zurecht) verpönt ist. Doch das war mein letzter Rettungsanker, weil mir kein Arzt umfassend helfen konnte. Und meine Gesundung gibt mir ja auch irgendwie recht. Doch ich beiße mich nicht an einer Selbstdiagnose fest. Das Leben ist viel komplexer.
Wie ernährst du dich heute?
Vorwiegend pflanzlich und biologisch. Aber ich bin deshalb jetzt keine fanatische Veganerin. Am wichtigsten ist es mir, dass die Lebensmittel so ursprünglich wie möglich sind.
Gibt es Nahrungsmittel, die du seit deiner Ernährungsumstellung schmerzlich vermisst?
Tomatensoße, und die vertrage ich nicht in größeren Mengen. Das hat mich kreativ werden lassen und ich habe ein Rezept für eine histaminfreie Tomatensoße entwickelt.
Selbst kochen ist einfach am gesündesten
Vor welchen Nahrungsmitteln und Inhaltsstoffen warnst du deine Leser?
Vor zu stark verarbeiteten Nahrungsmitteln. Die bringen einen aus dem Gleichgewicht. Deren Wirkweisen sind mit der Zeit kaum mehr abzuschätzen.
Welche Herangehensweise an Ernährung empfiehlst du in deinem Buch?
Gelassen und selbstbewusst oft selbst kochen und dabei vor allem frisches Gemüse verarbeiten. So kann man sein Immunsystem stärken und verträgt zwischendurch auch was anderes.
Was ist für dich die größte Ernährungslüge?
Dass wir die Massentierhaltung brauchen und dass Fisch essen immer noch gesund sei.
Würdest du uns beispielhaft beschreiben, was du an einem Tag von morgens bis abends isst?
Morgens Haferbrei mit Zimt und Apfel und mittags Gemüsesuppe – da kann ich reinschnibbeln, was gerade da ist. Dazu gibt’s Reis, Hirse oder Dinkelnudeln. Abends genügt mir Salat, meistens mit Cranberry-Saft statt Essig, weil der histaminfrei ist.
Wenn ich unterwegs bin, nehme ich mir einen Smoothie mit, der bringt mich durch den Tag. Abends gibt’s dann etwas warmes, wie meine vegane und histaminarme Sauce Bolognese. Rezepte gibt es übrigens in meinem Blog.
Was war bei deinen Recherchen für dich die überraschendste Entdeckung?
Dass es trotz meiner Empfindlichkeit Nahrungsmittel gibt, die mich sättigen und darüber hinaus den Histaminspiegel im Körper senken, was wohl für jeden Allergiker eine wichtige Entdeckung ist. Heidelbeeren, Äpfel, Blaukraut und Grünkohl sind nur einige davon.
Was müssen wir, jeder einzeln für sich, über uns, unsere Gesundheit und unsere Ernährung lernen?
Fanatische Veganer zeigen das nicht sehr beispielhaft: Wir müssen uns informationstechnisch achtsamer unterstützen.
Gibt es einen Rat, der für uns alle hilfreich sein kann?
Sparsamkeit kann gesund sein, Geiz sicherlich nicht.
Vielen Dank für das Gespräch!