Bahnfahren ist leider nicht immer ein Vergnügen. Mit den Klagen über misslungene Touren mit dem Zug kann man locker ganze Bücher füllen. Es gibt aber Tricks, mit denen man Fahrten mit Verspätung oder übervollen Zügen trotzdem genießen kann. Unser Mobilitäts-Blogger Volker Eidems verrät sie.
Ganz oben auf der Liste der Verbesserungs-Wünsche von Bahnkunden stehen Pünktlichkeit und Service. Ob der Zug nun wirklich zeitig fährt oder mal wieder ein technischer Defekt die Lok außer Gefecht setzt, können Reisende nun wirklich nicht beeinflussen. Sie können sich aber über die aktuellen Abfahrtszeiten informieren lassen.
Immer über Zug-Verspätungen informiert sein
Das geht zum einen über das Deutsche Bahn-Online-Portal, auf dem die Bahn bei den Verbindungen mittlerweile auch angibt, ob Anschluss-Züge erreicht werden oder wo und wie viel Verspätung zu erwarten ist. Wer es noch etwas komfortabler haben möchte, nutzt den „Verspätungs-Alarm“: Hier kann sich der Nutzer eine E-Mail von der Bahn schicken lassen, wenn es zu einer Verspätung kommt.
Hat er bereits die Bahn-App auf einem Smartphone installiert, kann er sich auch darüber benachrichtigen lassen. Neben der reinen Info bietet die Bahn dann Alternativ-Verbindungen an. Der Haken ist bislang, dass der „Alarm“ über den Kunden-Account im Internet eingerichtet werden muss und auch nur von dort die betreffenden Verbindungen verwaltet werden können.
Alternativrouten kennen und Wunschplatz buchen
Auch ohne Smartphone können Reisende bei Verspätungen flexibel bleiben, indem sie vor der Abfahrt Alternativ-Verbindungen an ihren Umsteigestellen ausfindig machen. Je weiter die Reise, umso wahrscheinlicher ist es nun einmal, dass irgendwo ein Anschluss nicht erreicht wird.
Wer dann nicht hektisch zum Schalter oder Bahnautomaten rennen muss, um nach einer Lösung zu suchen, kann entspannt den nächsten Bahnsteig ansteuern und Plan B in Gang setzen. Dies empfiehlt sich gerade bei Reisen in die Provinz, wo sich am Ende eine Busverbindung über Stadt X als schneller herausstellen kann, als die ursprüngliche Bahnverbindung.
Eine Platzreservierung ist mit vier Euro je einfacher Fahrt (inklusive einer Anschluss-Reservierung) ein teurer Spaß. Eine kleine Entschädigung bietet der Service der Bahn im Internet, seinen Wunschplatz direkt anzusteuern und zu buchen. Wie bei Flugreisen hat der Bahnfahrer seit kurzem aus der Vogelperspektive die Plätze im Zug vor sich und kann zwischen Fensterplatz, Großraum etc. wählen.
Wer die vier Euro sparen will, sollte sich schon auf dem Bahnsteig in Richtung Lokomotive positionieren: Im ersten Waggon ist oft noch Platz, wenn der Rest des Zuges schon voll ist. Bei Kopfbahnhöfen ist es allerdings der Waggon, der am weitesten vom Kopfende entfernt ist – wohl einfach, weil viele nicht so weit laufen wollen.
Viele Sitze sind mittlerweile für die bahn.comfort-Kunden reserviert, die als Vielfahrer ein paar Extras bekommen – zum Beispiel: auch ohne Reservierung niemals stehen zu müssen. Die Plätze können jedoch so lange genutzt werden, bis ein bahn.comfort-Kunde Anspruch darauf erhebt.
Ruhebereich im Zug zum entspannten Arbeiten
Bei der Platzreservierung können außerdem weitere Optionen entschieden werden, beispielsweise ob das Großraumabteil als Ruhebereich gilt, in dem nicht telefoniert werden sollte. Wer schon einmal über weite Strecken neben einem Viel-Telefonierer saß, der weiß, dass es hier kaum mehr möglich ist, ein Buch zu genießen oder am Laptop ungestört weiterzuarbeiten.
In den Reiseplänen, die im Zug ausliegen, ist außerdem die Zugrichtung angegeben, dies ist praktisch für Menschen, die rückwärts fahrend mit Übelkeit zu kämpfen haben. Gehe die Bahnhöfe der Reihe nach durch: Gibt es bei einem Zwischenhalt einen Richtungswechsel, empfiehlt es sich, schon eine Weile vor diesem Bahnhof einen anderen freien Platz zu suchen, bevor die neu Zusteigenden ebenfalls auf der Suche sind.
In den Fernzügen IC/EC und ICE bietet die zweite Klasse schon relativ viel Komfort, die 1. Klasse hat aber neben schöneren Sitzauflagen noch eine Reihe weiterer Vorteile. Ein Extra-Schalter im Bahnhof verkürzt schon einmal die Wartezeit, außerdem sparst du die Reservierung, denn in der 1. Klasse gibt es so gut wie immer freie Sitze.
Mehr Platz in der Breite und größere Beinfreiheit kommen dann noch hinzu. 1. Klasse-Reisende erhalten darüberhinaus Zugang zur DB-Lounge im Bahnhof – wenn denn der Bahnhof über das Angebot verfügt – mit Zeitschriften und Kaffee, sie werden im Zug am Platz bedient und erhalten eine aktuelle Tageszeitung.
Mit Kindern Zug fahren
Wer mit Kindern unterwegs ist, wird gerade auf längeren Strecken eine Rückzugsmöglichkeit schätzen. Die Bahn bietet in ICEs dafür das Kleinkindabteil, das eine Sitzecke mit Tisch sowie eine Menge Raum für Kinderwagen, Hochstuhl und Holzeisenbahnen – jedenfalls alles was Eltern so mitnehmen müssen – bietet. Das Kleinkindabteil kann einfach wie ein Sitzplatz reserviert werden. Wenn dann noch Hilfe gebraucht wird – etwa in Form eines aufgewärmten Babybreis – kann das Bordbistro weiterhelfen.
Es kommt hin und wieder vor, dass auch größere Gegenstände über weite Entfernungen transportiert werden müssen, hier wirkt die Bahn auf Anhieb unflexibel: Fahrräder etwa sind im ICE gar nicht erlaubt, in IC und EC ist eine Stellplatz-Reservierung Pflicht.
Eine entspannte und flexiblere Lösung bietet das Schlafwagenabteil. In seinem Appartement kann der Reisende schalten und walten wie er will. Um Diskussionen mit dem Schaffner zu vermeiden, empfiehlt es sich aber im Fall der Fahrradmitnahme die Pedale nach innen zu schrauben, das Vorderrad abzumontieren und das Ganze in eine alte Decke zu wickeln – das macht das Rad auch handlicher. Das Vorgehen empfiehlt sich insbesondere auf grenzüberschreitenden Reisen, wo teilweise nicht einmal auf Nahverkehrs-Verbindungen Fahrräder zugelassen sind.
Fahrkarten im Reisebüro kaufen
Vor einigen Jahren sorgte die Bahn für Verärgerung, weil sie nun auf bestimmte Tickets einen Beratungszuschlag erhebt. Reisebüros fürchteten um ihr Geschäft und tatsächlich gehen viele Bahnfahrer davon aus, bei Selbstrecherche im Internet automatisch die schnellsten und günstigsten Verbindungen zu erhalten. Das ist aber nicht immer so, der Gang ins Reisebüro kann sich immer noch lohnen, etwa wenn es bessere Verbindungen gibt, die nur Menschen mit Ortskenntnissen kennen.
Ein Beispiel: Wer von Nürnberg an den Ammersee möchte, erhält über das Online-Bahnportal in den allermeisten Fällen eine teure ICE-Verbindung über den Münchner Hauptbahnhof. Selbst wenn er den ICE als Verkehrsmittel ausschließt, findet er nur bei Eingabe bestimmter Zwischenhalte die beste Route, die nicht nur schneller, sondern auch um fast die Hälfte günstiger ist.
Wer günstig fahren möchte, sollte immer möglichst lange im Voraus planen, um das Kontingent der Sparpreise zu nutzen. Auch hier kann aber die Beratung in Reisebüro oder am Schalter weiterhelfen: Die Bahn hat mittlerweile eine Menge Kombinationsmöglichkeiten im Programm, die der Durchschnittsreisende kaum alle aktuell berücksichtigen kann. Wer dann etwa mit einer 25%-Bahncard seinen Sparpreis nochmal reduzieren kann, hat womöglich den Preis für die Karte direkt wieder eingefahren – und fährt im Laufe des nächsten Jahres immer weiter rabattiert.