“Prana” bedeutet Lebensenergie und genau darum geht es in Prana Flow Klassen: Eine Verbindung von Körper, Bewegung und Atem, um in Kontakt mit den Quellen unserer inneren Lebenskräfte zu kommen. So ist die körperlich fordernde Praxis des Prana Flow immer auch eine spirituell transformierende Reise zu mehr innerer Freiheit und Heilung. Christine May ist Deutschlands bekannteste Lehrerin und Ausbilderin des Prana Flow® Vinyasa Yoga nach Shiva Rea.
Liebe Christine, Prana Vinyasa Practice, Mudra Vinyasa, Movement Meditation, Lunar Mantra Sadhana and Self-Inquiry – wenn man die Beschreibungen zu deinen Workshops bei der Barcelona Yoga Conference liest, fällt sofort auf: Einfach Asana üben ist hier nicht. Was sind die einzelnen Bestandteile deiner Kurse?
Jede Stunde ist eine Körper- und Atem-orientierte Reise, die durch dynamische und regenerative Sequenzen einlädt, uns als Teil eines energetischen, pulsierenden Universums zu spüren und unsere innere Wahrnehmung zu erforschen. Bewegungsmeditation und Mudra Vinyasa sind Praktiken, um spielerisch Atem und Bewegung zu verbinden.
Auch klassische Elemente wie Meditation, Pranayama, Visualisierung und Kriya können neben den kreativen Flows Teil der Praxis sein. Jede Sequenz baut auf den 5 Elementen auf.
Ist jede Prana Flow Stunde so komplex?
Generell kann jede Stunde so aussehen. Movement Meditation (Bewegungsmeditation), Mudra Vinyasa (Mudra Abfolgen synchron mit dem Atem) und eine Form der Self-Inquiry (Selbstreflektion) sowie Mantra Sadhana sind übliche Bestandteile einer Prana Flow Praxis. Die spezifischen Bestandteile unterstützen uns, die Natürlichkeit der Bewegung und des Atems sowie das innere Pulsieren leichter wahrzunehmen und mit uns und unserem Körper in Kontakt zu kommen.
Was bedeutet Yoga für dich persönlich?
Für mich ist Yoga ein Weg, um eine intimere Verbindung zu mir, meiner inneren Wahrnehmung, meinem Atem, meinem Körper und damit auch mit meiner Umwelt zu spüren. Dadurch fällt es mir leichter, klare, authentische Entscheidungen zu treffen und mehr Gelassenheit und Toleranz für die Herausforderungen des Lebens zu entwickeln.
Was ist dein Anliegen als Yogalehrerin?
Da es in unserer Gesellschaft sehr viel um Leistung und das Erreichen von äußeren Zielen geht, ist es mir beim Unterrichten wichtig durch einen urteilsfreien Raum einen Gegenpol für meine Schüler zu schaffen. Ich möchte sie unterstützen, mit sich, ihrem Körper und ihren Bedürfnissen in Verbindung zu kommen und sich Selbst und ihrem Herzen zu vertrauen.
Unsere persönliche Entwicklung und Transformation erfordert eine enorme Bereitschaft, uns allen Herausforderungen, Gefühlen und Konditionierungen zu stellen und uns Selbst zu erforschen. Aus eigener Erfahrung und durch meine persönliche kontinuierliche Weiterentwicklung weiß ich, dass eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, authentische Lehrer, die leben, was sie lehren und ein geschützter Raum diesen Prozess enorm unterstützen kann.
Was ist für dich das Besondere an Prana Vinyasa Yoga?
Die Prana Flow® Wave Sequencing Methode wie auch Shiva’s 3-Part-Vinyasa-Methodik sind einzigartig, aber auch der Fokus auf die energetischen Aspekte, dem gelebten umsetzbaren Yoga aufs Alltägliche. Yoga soll nicht getrennt vom Alltag sein, sondern in den Alltag einfliessen. Wir sehen uns als Teil eines lebenden pulsierenden Ganzen und kommen zurück zu dem, was bereits da ist.
Zusätzlich bauen wir eine starke Gruppendymanik und einen konkurrenz-freien Raum für das Unterrichten auf. Die ganze Gruppe unterstützt sich gegenseitig in ihrem Prozess. Es gibt keine Grüppchen, sondern ein großes Netzwerk an Support. Geführte Self-Inquiries (Selbstreflektionen) unterstützen Selbstvertrauen in unsere Einzigartigkeit als Mensch und Lehrer. Diese Ausbildung ist ein wahrlich transformativer Prozess.
Wieso fällt es uns Menschen so schwer, in Kontakt mit uns selbst und unseren innersten Bedürfnissen zu bleiben?
Da wohl wenige von uns in unserer Kindheit vollständig geliebt und angenommen wurden, haben wir bestimmte Strategien entwickelt, um geliebt und gesehen zu werden und irgendwie in die Gesellschaft zu passen.
Es ist selten Teil unserer Erziehung, unseren eigenen Bedürfnissen zu folgen, stattdessen gilt es, Regeln und Vorgaben von Außen zu befolgen. Es ist neu für viele von uns, unserer inneren Wahrnehmung zu vertrauen, denn dadurch können oft festgefahrene Strukturen und Beziehungen, die auf alten Mustern basieren ins Schwanken kommen. Es scheint bequemer, im Gewohnten zu bleiben und erfordert wirkliche Bereitschaft und Mut, auf uns zu hören und für unsere Wahrheit zu gehen.
Wie hilfst du deinen Schülern dabei, sich zu fühlen und zu heilen?
Indem ich selbst an mir arbeite, so authentisch wie möglich bin, praktiziere, reflektiere und immer wieder selbst Schüler bin. Umso mehr ich mit mir in Verbindung bin, umso leichter kann ich auch für meine Schüler den Raum geben, um sich zu spüren und Gefühle zuzulassen. Durch diesen inneren Kontakt und dem Annehmen von dem, was ist, kann Heilung entstehen.
Shiva Rea hat das Prana Flow® Vinyasa Yoga entwickelt. Du hast sie jahrelang begleitet und von ihr gelernt. Was hat dich am meisten berührt?
Berührt hat mich am meisten ihr Enthusiasmus, ihre Kreativität und Fähigkeit, Aspekte aus verschiedenen Weisheitstraditionen wieder mehr ins Yoga zu integrieren und damit eine zeitgemäße Yogaform zu entwickeln. Das Leben mit den natürlichen Zyklen und Rythmen und die Elementenlehre aus dem Ayurveda, traditionelle Praktiken aus dem Tantra und Bhakti sowie kreative Aspekte aus dem Kalarippayatu und ihrem World Arts and Culture Studium an der UCLA sind alle Teil des Prana Flow.
Sie hat das berühmte Yoga Trance Dance für 1.008.000 Bäume, das weltweite Global Mala Projekt und viele weitere Projekte, die auch Umwelt- und Energie-Aktivismus beinhalten ins Leben gerufen. Sie setzt ihre Visionen, die weit über die persönliche Praxis hinausgehen wirklich in die Tat um. Das ist für mich ein Beispiel von gelebtem Yoga.
Inwiefern hat Yoga dich persönlich transformiert – und tut es immer noch?
Die regelmäßige Praxis erlaubt mir, in meinem Körper immer wieder präsent und zu Hause zu sein. Ich stärke meine innere Wahrnehmung und kann leichter Entscheidungen treffen, die wirklich von mir und nicht aus Konditionierungen heraus entstehen. Ich bin achtsamer im Umgang mit mir und Anderen und kann bewusster durch die Herausforderungen des Lebens navigieren.
Persönliche Transformation geschieht für mich durch jeden Atemzug, jede Begegnung, jede Herausforderung und durch das Leben selbst. Yoga, Meditation und Selbstreflektion unterstützen mich auf diesem Weg.
Wie würde dein Leben vermutlich aussehen, wenn du nicht Yoga für dich entdeckt hättest?
Es gibt viele Wege der Selbsterforschung und des bewussten Lebens und Erfahrens. Dann wäre es ein anderer Weg gewesen.
Was ist deine wichtigste Message an deine Schüler?
Dem eigenen Herzen und der inneren Wahrnehmung zu vertrauen.
Vielen Dank!
Die Fragen stellte: Melanie Lotz