Nachdem wir gestern im evidero-Videointerview Bryan Kest, den Gründer des Power Yoga, vorgestellt haben, sprechen wir heute mit Andrea Kubasch und Dirk Bennewitz: Gemeinsam leitet das Ehepaar zwei Power Yogastudios in Hamburg. Heute morgen hat Dirk verraten, warum Yoga auch was für “echte Kerle” ist. Jetzt erzählt Andrea im Interview, wie Power Yoga nicht nur den Körper kräftigt, sondern auch den Geist stärkt.
Liebe Andrea, als Musikmanagerin von Weltstars hast du früher ein aufregendes Leben geführt – wie bist du zum Yoga gekommen?
Ich habe immer Madonnas trainierte Oberarme bewundert, durch diesen eher profanen Grund wurde ich auf Yoga aufmerksam. Dann hatte ich das Glück, als Marketingmanagerin einer großen Plattenfirma ganz nah dran an den Stars zu sein und mit so tollen Künstlern wie Madonna, Cher und Duran Duran zu arbeiten. So kam es, dass ich in Santa Monica, dem amerikanischen Mekka der Yogis, Bryan Kest entdeckte und damit auch Power Yoga.
Wie hat sich dein Leben durch Yoga verändert?
Der Beruf der Musikmanagerin war immer mein Traumjob und ich habe dieses Leben mit all seinen Möglichkeiten und Erfahrungen sehr genossen. Dennoch zehrte es im Laufe der Jahre an meinen Kräften. Eines Tages, den Begriff Burnout gab es damals noch nicht, zog ich die Reißleine. Ich hängte die Karriere an den Nagel und probierte Verschiedenes aus. Ich hatte schon vorher nebenbei als Yogalehrerin gearbeitet. Und dann mietete ich schließlich einen Raum und bot Yoga-Kurse an, zunächst zwei Klassen pro Woche, dann drei und dann wurden immer mehr daraus.
Heute bieten wir bei Power Yoga Germany mehr als 50 Klassen pro Woche an, bilden Yogalehrer aus und bieten regelmäßig Workshops mit internationalen Lehrern in unseren zwei Studios an. Dazu unterrichten mein Mann Dirk und ich weltweit unsere Workshops und Intensiv-Seminare – all das bedeutet einiges an organisatorischem und logistischem Aufwand. Langweilig wird uns dabei sicher nicht so schnell. Ich bin damals wie heute glücklich. Beide Lebensabschnitte sind sehr unterschiedlich und doch irgendwie gleich.
Was fasziniert dich an Bryan Kest und Power Yoga?
Bryan Kest hat mit Power Yoga einen undogmatischen und praktischen Yogastil auf Basis des Ashtanga Yogas geschaffen. Das hat mir von Anfang an gefallen. Denn Yoga bedeutet für mich vor allem Freiheit und nicht rigide systemische Einschränkung. Es sollen ja die Potentiale der Schüler hervorgeholt und nicht unterdrückt werden – und diese Freiheit finde ich im Power Yoga sowohl als Schülerin als auch als Lehrerin.
Verleiht Yoga unserem Geist Superkräfte?
(Lacht) Unser Geist ist sprunghaft und unstet. Mit Power Yoga können wir diesen Мonkey Mind besser fokussieren und so unsere Fähigkeiten zu ihrem vollen Potential entfalten. Und damit Kräfte in uns entdecken, von denen wir teilweise gar nicht wussten, dass sie in uns schlummern. Wenn jemand zum Beispiel immer Angst hatte, sich kopfüber in den Handstand zu wagen und sich dann irgendwann doch traut und das allererste Mal auf seinen Händen balanciert, dann kann sich das ganz überwältigend und tatsächlich “heldenhaft” anfühlen.
Und das ist toll, wenn Yoga uns lehrt, die Grenzen, die unser Geist uns immer wieder vorgaukelt, zwar achtsam und liebevoll wahrzunehmen, aber doch immer weiter auszudehnen, Stück für Stück. Unsere Zweifel und Ängste anzuerkennen und uns dennoch nicht von ihnen einschränken zu lassen, verleiht uns das Selbstvertrauen, mit dem wir auch den Herausforderungen des täglichen Lebens mutig begegnen können.
Was ist das eigentlich: Innere Stärke?
Innere Stärke bedeutet für mich hauptsächlich, mich zu kennen und volles Vertrauen zu mir selbst zu haben. Zweifel und Angst sind niedrige Frequenzen, die uns ohnmächtig und handlungsunfähig machen und damit lähmen. Innere Stärke führt somit zu Freiheit und einem selbstbestimmten Leben.
In einer fordernden Praxis wie dem Power Yoga müssen wir an die Grenzen unserer Belastung gehen, um sie zunächst einmal kennenzulernen und sie dann auch zu beachten. Wenn wir zu ergebnisorientiert üben, vergessen wir oft, im richtigen Moment zurückzufahren und die Belastung zu reduzieren. Es erfordert innere Stärke, sich diesem Druck zu entziehen und so die eigene Gesundheit zu fördern, anstatt sich sinnlos zu überlasten.
Welche Rolle spielt die Yogaphilosophie für dich?
Ich sehe es in meinem Unterricht als wichtige Aufgabe, die klassischen Themen des Patanjali Yoga Sutra und der Hatha Yoga Pradipika zu integrieren. In unseren Schulen bearbeiten wir auf einer monatlichen Basis immer einen anderen Schwerpunkt und jeder Lehrer hat die Chance, dazu mit seiner persönlichen Erfahrung beizutragen.
Im Juli zum Beispiel dreht sich die Praxis um das Manipura Chakra: Es ist nach der Yogalehre das Energiezentrum mit Sitz im Solarplexus, innerhalb dessen wir Kraft, Mut und Willen entwickeln. Während das zweite Chakra uns motiviert, positive Veränderungen in Angriff zu nehmen, wie zum Beispiel das Rauchen aufzugeben oder einen Jobwechsel durchzuführen, ist es die Kraft des dritten Chakras, die es uns ermöglicht, das Ganze auch tatsächlich zu machen und durchzuhalten.
Worin besteht die große Kraft des Yoga?
Die größte Kraft des Yoga besteht darin, zu transformieren. Wenn wir diesen Planeten zu einer besseren Welt machen möchten, müssen wir all die Negativität um uns herum in positive Energie umwandeln. Yoga bietet uns dafür die Mittel und die notwendige Leichtigkeit. Das Leben jedes einzelnen wird damit glücklicher und erfüllter.
Vielen Dank für das Gespräch, Andrea