Partnermassagen bauen Stress ab, lösen energetische Blockaden und fördern das Wohlbefinden. Ein schöner Nebeneffekt: Sie bieten die Möglichkeit, sich auch in langjährigen Beziehungen auf neue Weise zu begegnen – und zusammen Auszeit-Inseln im Alltag zu schaffen.
Im Seminarraum wimmelt es von Pärchen. Auf jedem der im Kreis angeordneten Tische sitzen sie, lassen die Beine baumeln und schauen sich teils verliebt an, teils verunsichert im Raum um. Die meisten von ihnen sind zwischen 30 und 50 Jahren und erzählen – so wie das Pärchen neben mir – in der Vorstellungsrunde von ihrer langjährigen Ehe oder Beziehung.
Und davon, wie sie sich nun durch die Partnermassage einander wieder annähern wollen, neuen Schwung in ihre Beziehung bringen möchten. Ich muss schlucken, habe ich mich doch mit meinem Ex-Freund zu diesem Kurs angemeldet.
Wir beide waren neugierig, was solch ein Partnermassage-Seminar bringen würde, sind wir doch beide oft durch die tägliche Arbeit verspannt und sehnen uns nach ein wenig Entspannung und Urlaubsgefühl im Alltag. Allerdings stechen wir nun ziemlich heraus aus der Menge händchenhaltender Seminarteilnehmer um uns herum, die uns ungläubig ansehen, als wir unseren Beziehungsstatus preisgeben.
Doch was soll’s – ich freue mich vor allem auf die Entspannung und das Vollprogramm aus Rücken-, Schulter-Nacken- und Gesichtsmassage.
Öl, Licht und Duft – Die richtige Vorbereitung auf die Massage ist wichtig
Das Urlaubsgefühl im Kurs muss jedoch erst einmal gebastelt werden, üben wir bei diesem Wochenendworkshop doch auf mit Decken gepolsterten Tischen statt auf Massageliegen. Ein warmer Raum, Öl, Decken, ein Kissen für Kopf oder auch die Beine, sanftes Licht, kurze Fingernägel und eventuell Musik und ein Duft – die Grundregeln der Massage klingen einleuchtend und sind doch nicht zu unterschätzen.
Denn wenn lange Fingernägel über den Rücken kratzen oder grelles Licht den Massierten blendet, kann aus einer gewünschten Entspannung rasch eine neue Anspannung werden.
NEU bei evidero - anders arbeitenEntdecke Jobs & Unternehmen, die dich zeitlich und örtlich flexibel arbeiten lassen, deine familiäre Situation berücksichtigen und/oder deinem Verständnis von Sinnhaftigkeit, Zweck und Nachhaltigkeit von Arbeit entsprechen.Nachdem wir alles vorbereitet, das Öl bereit gestellt, das Licht gedämmt haben und der Massage-Partner bequem auf der improvisierten Liege liegt, die Körperstellen, die nicht massiert werden, zugedeckt, lernen wir die ersten Techniken für eine Rückenmassage.
Bevor wir jedoch richtig loslegen heißt es: Präsent sein, den Boden unter den eigenen Füßen spüren, die Atmung wahrnehmen und erst einmal Kontakt zum Massierten aufnehmen. Die Hände ganz auf den Rücken legen, zeigen, dass die Massage nun beginnen kann. Was vor allem Anfänger häufig falsch machen: Sie massieren die Wirbelsäule – diese ist jedoch absolutes Tabu bei der Massage, massiert wird immer nur links und rechts von ihr.
Entspannt massieren – die Kraft des Atems nutzen
Ich lege die Hände auf den Rücken meines Partners und spüre, wie sich nach wenigen Minuten eine Verbindung zwischen ihm und mir aufzubauen scheint. Meine Hände werden wärmer und die Konturen seines Rückens werden immer klarer unter ihnen spürbar.
Sind die Streich- und Knetabfolgen zu Beginn noch ungewohnt für mich, folgen meine Hände mit jedem Durchgang mehr und mehr wie von selbst den neuen Bewegungen.
Ich streiche feste im Rhythmus meines Atems den Rücken hinunter, führe meine Hände in Zick-Zack-Bewegungen eine Rückhälfte entlang bis zum Gesäß, knete kraftvoll das Gewebe an den Körperseiten und beginne dann wieder unterhalb des Schulterblattes. Immer mehr wird jeder Griff zu einem Fließen, immer stärker traue ich mich, in meine Kraft zu gehen.
Dabei hat Massage nichts mit krampfhaftem Kraftaufbauen zu tun, sondern viel mehr damit, mit der Atmung und dem Körpergewicht ganz in eine Bewegung zu gehen. Dadurch folgt die Kraft automatisch und auch als Massierende kann ich zugleich entspannt bleiben.
Neue Formen der Berührung – Mehr Intensität und Intimität in Beziehungen
Während Massagen die Durchblutung fördern, Stress abbauen, energetische Blockaden lösen und insgesamt das körperliche und seelische Wohlbefinden steigern können, so zeigt sich bei diesem Workshop doch auch ganz deutlich, dass sie noch eine andere, nicht zu unterschätzende Komponente hat.
Die Gesichter der Pärchen um uns herum werden mit jeder Runde weicher, die Berührungen zärtlicher, bewusster. Es scheint, als würde durch diese – im Alltag meist nicht vorhandene – neue Form der Begegnung und Berührung mehr Intensität und Intimität zwischen den Partnern entstehen. So gesehen können Partnermassagen auch zu einer Form der Meditation werden und einer langjährigen Beziehung zu neuer Frische und mehr Tiefe verhelfen.
Gesichtsmassage – Entspannung pur
Als ich dann schließlich zu einer Kopf-Nacken-Schultermassage selbst auf dem Massagetisch liege, zeigt sich auch prompt, wie schwer es mir fällt, loszulassen. Mich wirklich hinzugeben und zu vertrauen.
Ein altes Thema, auch in Beziehungen. Sollen wir doch unseren Kopf ganz in ein Handtuch fallen lassen und so sein gesamtes Gewicht an das Handtuch abgeben, das von unserem Partner gehalten wird. Erst mit etwas Übung und einigen tiefen Atemzügen gelingt es mir ein wenig mehr von der Anspannung loszulassen.
Die anschließende Gesichtsmassage wiederum ist herrlich entspannend – und intim. Die Finger meines Massage-Partners streichen von der Stirnmitte nach außen, dann über Wangen und Kinn, ehe die Ohren schließlich mit sanften kreisenden Bewegungen geknetet werden. Ich muss sagen – das könnte immer so weitergehen. Leider sind die zwei Tage jedoch rasch vorbei, aber ich weiß schon jetzt: So schnell wird mich die Massage nicht mehr loslassen.
Weitere Informationen:
Workshops und Seminare zu Partnermassagen gibt es zum Beispiel bei Volkshochschulen oder Familienbildungsstätten (Onlinesuche jeweils mit entsprechendem Ort, da es keine bundesweite Übersichtsseite gibt), sowie bei zahlreichen privaten Anbietern.