Verhütung ist eine sehr persönliche Sache und bedarf der indivuellen Abwägung zwischen Sicherheit auf der einen und der eigenen Gesundheit auf der anderen Seite. Besonders die Anti-Babypille wird wegen ihrer Nebenwirkung immer wieder diskutiert. Natürliche Verhütungsmethoden nehmen keinen Einfluss auf auf den Hormonhaushalt der Frau.
Kondom, Pille und Spirale sind die gängigen und zuverlässige Verhütungsmethoden. Mit der Hilfe von Hormonen und Chemie nehmen sie Einfluss auf den Zyklus der Frau oder schützen als Barriere, wie das Kondom. Doch sobald in die natürlichen Abläufe unseres Körpers eingegriffen wird, entstehen gesundheitliche Risiken. Besonders die Anti-Babypille kann Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen und Depressionen hervorrufen. Das Thromboserisiko und das Brustkrebsrisiko steigen.
Die natürliche Verhütung hingegen kann eine Alternative für alle sein, die ihren Hormonhaushalt nicht mehr durch Chemie beeinflussen wollen. Dabei handelt es sich um Methoden, die eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden können, ohne dabei in den Zyklus der Frau einzugreifen. Zudem schulen sie das Bewusstsein für den eigenen Körper und dessen Veränderung. Aber Achtung: Nur ein Kondom schützt vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Wie funktioniert die natürliche Verhütung?
Wie der Name schon sagt: Diese Methoden kommen ganz ohne Hormone oder Chemie aus. Als Frau lernt man den Körper so gut kennen, dass man an bestimmten Merkmalen feststellen kann, wann die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage während des Zyklus sind. Diese Methode kann auch gezielt eingesetzt werden, um das genaue Gegenteil zu erzielen, also schwanger zu werden. Dann spricht man von der natürlichen Familienplanung.
Es gibt verschiedene Indikatoren, an denen du die Phase deines Zyklus feststellen kannst. Im Verlaufe des Menstruationszyklus verändert sich die Körpertemperatur leicht, das Scheidensekret nimmt eine andere Konsistenz an und natürlich schwankt der Hormonspiegel. Diese Veränderungen sind ganz natürlich und können nützliche Hinweise darauf liefern, in welcher Phase des Zyklus man sich befindet. Die unterschiedlichen Methoden der natürlichen Verhütung machen sich diese Veränderungen zu Nutze und verfolgen unterschiedliche Ansätze für eine möglichst sichere, natürliche Verhütung.
Ein Schlüssel zum Erfolg der natürlichen Verhütung ist, dass der Zyklus möglichst regelmäßig ist. Das ist abhängig von vielen Faktoren. So zum Beispiel von den unterschiedlichen Lebensstilen, genügend Schlaf, Alkohol, Zigaretten, Ernährung und dem Lebensrhythmus.
Die Körpertemperatur ist ein Indikator für fruchtbare Tage
Eine Möglichkeit der natürlichen Verhütung ist die Messung der Körpertemperatur. Hierbei wird jeden Morgen, direkt nach dem Aufstehen und an der selben Körperstelle, die Temperatur, auch Basaltemperatur genannt, gemessen. Der Hormonhaushalt hat nämlich Einfluss auf unsere Körpertemperatur. In der ersten Hälfte des Zyklus bis zum Eisprung ist die Temperatur deswegen etwas niedriger. In der Mitte des Menstruationszyklus steigt die Temperatur dann um bis zu 0,5° C an.
Dieser Temperaturanstieg hält dann durchschnittlich bis zur nächsten Periode an. Durch diese Veränderung lässt sich darauf schließen, dass der Eisprung circa ein bis zwei Tage vor der erhöhten Temperatur war und somit ungefähr drei Tage nach dem Temperaturanstieg bis zur nächsten Periode eine Befruchtung eher unwahrscheinlich ist. Die sieben Tage vor dem ersten Temperaturanstieg gilt als sehr viel unsicherer. Das liegt auch daran, dass Sperma bis zu drei Tagen in der Scheide überleben kann und so bis zu den fruchtbaren Tagen “überleben” kann.
Ein regelmäßiger Menstruationszyklus ist sehr wichtig bei natürlicher Verhütung
Wie bei allen natürlichen Verhütungsmethoden ist ein regelmäßiger Zyklus hier sehr wichtig. Außerdem sollte die Temperatur über mehrere Monate beobachtet und die Messungen in eine Tabelle eintragen werden. So kann ein guter und langfristiger Überblick geschaffen werden. Der Pearl-Index, also wie sicher diese Verhütungmethode ist, geht bis zu 3. Je höher der Pearl-Index ist, desto unsicherer ist auch die Methode. Im Vergleich: Der Pearl-Index der Pille liegt bei 0,1 – 0,9.
Knaus Ogino: Bei der Kalendermethode wird er Zyklus ganzjährlich beobachtet
Die Kalendermethode wurde von dem Forscherduo Knaus und Ogino entwickelt und auch nach ihnen benannt. Deswegen ist diese natürliche Verhütungmethode auch unter der Knaus-Ogino-Methode bekannt. Bei dieser Technik muss der Zyklus über einen sehr langen Zeitraum, ganz genau protokolliert werden. Sehr lange bedeutet in diesem Fall mindestens sechs Monate – optimal ein ganzes Jahr. Dies wird damit begründet, dass der weibliche Zyklus starken Schwankungen unterliegen kann und deswegen lange beobachtet werden muss, um einen durchschnittlichen Zyklus zu bestimmen.
Diäten, Krankheiten und Zeitverschiebungen beeinflussen den Monatszyklus
Bei der Protokollierung des Zyklus müssen mehrere Faktoren beachtet werden. Der Zyklus der Frau fängt immer mit der ersten Blutung an und endet mit der darauf folgenden. Bei dieser Methode wird aufgeschrieben, wann diese genau einsetzt. Außerdem wird notiert, wie die Blutung war. Gab es starke Schmerzen? War die Blutung stark oder eher schwach? Außerdem sind psychische Faktoren wichtig. Wie stressig war der Tag? Mussten Medikamente eingenommen werden oder gab es eine Operation? Auch Diäten und Zeitverschiebungen können Einfluss auf den Zyklus haben, genau so wie Krankheiten.
Wenn der Zyklus dann circa ein Jahr genau beobachtet wurde, können Rückschlüsse auf deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage gezogen werden, indem du vom kürzesten Zyklus des Jahres 18 Tage und vom längsten 11 Tage abgezogen werden. So ergibt sich eine Zeitspanne an fruchtbaren Tagen.
Ein Beispiel: Der kürzeste Zyklus war 26 Tage lang. Von den 26 werden 18 abgezogen wodurch man auf die Zahl 8 kommt. Der längste Zyklus dauerte 28 Tage. Also werden von den 28 Tagen 11 abgezogen und man kommt auf 17. Laut der Kanus-Ogino-Theorie ist man vom 8. bis zum 17. Tag des Zyklus fruchtbar.
Natürlich ist unser Körper kein Uhrwerk und Schwankungen unterworfen, deswegen ist bei dieser Methode Vorsicht geboten. Da Spermien außerdem bis zu drei Tagen überleben können, sollte auch drei Tage vor den fruchtbaren Tagen kein ungeschützter Verkehr mehr stattfinden. Auch einen Tag nach den fruchtbaren Tagen ist Geschlechtverkehr kritisch, da die Eizelle noch aktiv sein kann. Der Pearl-Index schwankt zwischen 9 und 30 und bezeichnet die Methode so als sehr unsicher.
So hilft die Billings-Methode bei der natürlichen Verhütung
Das Mediziner-Ehepaar Billings stellte fest, dass sich das Scheidensekret, auch Zervixschleim genannt, durch den Hormonhaushalt der Frau während des Zyklus verändert. Wer diese Methode anwenden möchte, muss also den Schleim, der aus der Scheide austritt, genauer beobachten. Dazu zählt vor allem die Konsistenz, aber auch die Farbe oder sogar der Geruch. Bei der Billings-Methode steht vor allem die Konsistenz im Vordergrund.
Um diese richtig beurteilen zu können, wird etwas von dem Zervixschleim zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieben, um zu testen, ob sich der Schleim auseinander ziehen lassen kann oder nicht. Während der unfruchtbaren Tage wird der Schleim sehr dickflüssig und klumpig sein. So sollen Spermien daran gehindert werden in die Gebärmutter zu gelangen. Er bildet also eine natürliche Barrierefunktion. Einige Tage vor dem Eisprung ist der Zervixschleim milchig und etwas klebrig.
Je näher man dann dem Eisprung kommt, desto flüssiger wird das Scheidensekret. An dem fruchtbarsten Tag solltest man mit dem Schleim zwischen seinen Fingern Fäden ziehen können. Nach dem Eisprung verändert sich die Konsistenz dann schnell wieder in die klebrige und klumpige Variante. Der Pearl-Index liegt hier bei 15 – die Methode gilt also als nicht besonders sicher.
Generell können die Ausscheidungen der Scheide sehr viel über unsere Gesundheit sagen. So bald sich der Schleim ungewöhnlich verändert, sollte man seinen Frauenarzt aufsuchen. Es könnte eine Infektion oder eine Störung des pH-Wertes im Vaginal Bereich vorliegen.
Die Symptothermale Methode – mit vereinten Kräften verhüten
Alle oben genannten Verhütungstechniken sind interessante Methoden zur natürlichen Verhütung. Leider schützen sie nicht so sicher vor einer Schwangerschaft wie die chemischen Variationen. Der Vorteil ist aber: die eine Technik schließt die andere nicht aus. Es können alle Methoden miteinander kombiniert werden, sodass wir uns zuverlässiger schützen können. Wer die Temperatur-Messung, die Zervixschleim-Methode sowie die Kalender-Technik miteinander vereint, kann auf einen Pearl-Index von 0,8 – 10 kommen – je nach dem wie viel Übung man bereits bei den Methoden hat und wie sorgfältig du sie verfolgst.
Auch Verhütungscomputer können bei der Erfassung von möglichst vielen Faktoren helfen. Sie messen deine Temperatur oder auch den Hormongehalt im Urin. Je mehr Infos sie bekommen, desto zuverlässiger können sie die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmen.
Das Kondom schützt sicher vor Krankheiten
Das Kondom ist zwar schon ein Hilfsmittel und auf bestimmte Art ein Fremdkörper in deinem Körper, sollte bei der natürlichen Verhütung aber auf keinen Fall vergessen werden. Es ist das einzige Verhütungsmittel, das zuverlässig vor Krankheiten schützt, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden können. Dazu zählen HIV, Hepatitis B oder auch Herpes. Eine allergische Reaktion auf ein Kondom ist sehr selten und falls jemand auf das Latex in dem Kondom reagiert, kann ihr auf eine latexfreie Variante umgestiegen werden. Bei der richtigen Anwendung liegt der Pearl-Index zwischen 2 und 10.
Bei der richtigen Anwendung kann das Kondom eine sehr sinnvolle Ergänzung zu den anderen natürlichen Verhütungsmehtoden sein.
Wie sicher ist die natürliche Verhütung?
Der Pearl-Index gibt jeweils Aufschluss über die Sicherheit der einzelnen Verhütungsmethode. Keine Verhütung schützt zu 100% – auch keine chemische, doch ist die Wahrscheinlichkeit bei der Anwendung einer natürlichen Verhütung ungewollt schwanger zu werden, deutlich höher. Hierbei hängt vieles von ganz unterschiedlichen Faktoren ab und Frau muss sich darauf verlassen, dass ihr Zyklus sehr genau und regelmäßig ist. Frauen mit einem turbulenten Alltag, die in Nachtschichten arbeiten müssen oder viel reisen werden bemerken, dass ihr Zyklus dadurch häufig durcheinander gerät. In diesem Fall ist eine natürliche Verhütung alleine sehr unsicher.
Abgesehen davon schützt keine der natürlichen Methoden gegen sexuell übertragbare Krankheiten und sollte deswegen besonders bei unbekannten Partnern mit einem Kondom ergänzt werden.