Warum essen wir was wir essen? Warum greifen wir bei Kummer häufig zu Schokolade und lassen uns bei Stress mit Alkohol beruhigen? Warum gehören leckere Dinner zu einem festlichen Anlass? Unsere Psyche hat großen Einfluss auf unser Ernährungsverhalten und unsere Lebensmittelauswahl. In meinem neuen Artikel möchte ich euch diese Zusammenhänge näher erläutern.
Das, was wir essen, wird schon in frühester Kindheit geprägt. So gibt es Geschmackspräferenzen für süß, da wir süße Lebensmittel evolutionsbedingt mit Energie und Sicherheit verbinden. Bittere Speisen werden von Kindern eher abgelehnt, da wir bittere Speisen eher mit gefährlichen Substanzen verbinden.
Je älter wir werden, umso mehr Einfluss nimmt die Umwelt auf unser Essverhalten: Die Kultur, die Ernährung der Eltern, die Schule und die Werbung. Das hat sicher jeder schon mal erlebt! Wenn ein Kind die neuesten Schokoriegel mit in die Klasse bringt, dann folgen ihm bald auch andere. Es ist ja auch cool, dazu zu gehören.
Das Phänomen kennen wir aber auch von Diddle und Fußballstickerheften. Je älter wir werden, umso mehr spielen aber auch kognitive Einflüsse eine wichtige Rolle: Gesundheitsfaktoren, Neugier oder wissenschaftliche Aussagen zu Lebensmitteln.
Die Emotion spielt aber auch eine große Rolle, die möchte ich später näher beschreiben. Wie ihr seht, gibt es unzählige Einflussfaktoren, die unser Ernährungsverhalten prägen, beeinflussen und ggf. verändern.
Ernährungspsychologie: Welche Motive gibt es bei der Lebensmittelauswahl?
Es gibt sehr viele Motive, welche uns bei der Lebensmittelauswahl beeinflussen. Einige möchte ich kurz vorstellen:
- Geschmacksansprüche (Grünkohl mit Mettwurst ist ein Genuss)
- Hungergefühl (Magen knurrt)
- ökonomische Bedingungen (Spargel ist gerade im Sonderangebot)
- kulturelle Einflüsse (Brötchen mit Kaffee zum Frühstück)
- traditionelle Einflüsse (Kartoffelsalat an Heiligabend)
- emotionale Wirkung (Kummer und Schokolade)
- soziale Gründe (ein Essen mit Freunden ist gesellig)
- Fitness und Schönheitsüberlegungen (soll schlank machen)
- Neugier (der neue Pudding von…)
- Krankheitseinflüsse (Laktoseintoleranz und Verzicht auf Milchprodukte)
- magische Zuweisungen und pseudowissenschaftliche Aussagen (Trennkost zum Abnehmen)
Und das sind nur einige Motive. Es gibt noch einige weitere, die uns bei der Lebensmittelauswahl beeinflussen. Aber auch hier seht ihr, wie viele Motive unser Essverhalten beeinflussen, ohne dass wir darüber groß nachdenken.
Einige Motive sind konsistent und verändern sich kaum, andere haben einen akuten Einfluss und legen sich nach einiger Zeit wieder. Einer dieser akuten Einflüsse sind unsere Emotionen!
Essen aus emotionalen Gründen – So stehen die Psyche und unser Essverhalten in Zusammenhang
Essen ist keine reine Nahrungsaufnahme. Essen ist emotionales Verhalten! Meist verbinden wir ein leckeres Essen mit einem schönen geselligen Abend mit Freunden. Das gehört dazu und bereitet uns Spaß und Freunde.
Dass Essen einen großen emotionalen Einfluss besitzt, zeigt folgende Statistik: Essen belegt Platz 4 der Lusthierarchie nach Urlaub, Familie und Sex. Auf der anderen Seite stehen wir ständig im Disput mit unseren kognitiven Gedanken. Ja Schokolade ist lecker und wir lieben sie, aber Schokolade macht auch dick und ist kalorienreich.
Dieser Konflikt beunruhigt uns und erschwert es, sein Essverhalten zu verändern. Dazu mehr in einem späteren Artikel!
Welche Emotionen beeinflussen unser Essverhalten?
Es gibt verschiedene Emotionstypen, die unser Essverhalten beeinflussen! Dazu zählen:
- spezifische Emotionsqualitäten (Kummer, Stress, Freude)
- Stimmungen (meist länger andauernd)
- Erlebnisstörung ( angenehme Geschmackswahrnehmung beim Genuss von Schokolade)
- Mischemotionen (wenn wir gleichzeitig Angst und Traurigkeit empfinden)
Die Wirkungen der Emotionen auf unser Essverhalten unterscheiden sich stark voneinander. So führt das Gefühl der Langeweile zu einem gesteigerten Appetit, bei Kummer und Eifersucht hingegen sinkt unser Appetit.
In einer durchgeführten Studie konnte dieses Phänomen bestätigt werden. Personen welche Freude empfanden, gaben an, größeren Appetit zu haben und ihnen schmeckte das Stück Schokolade besser. Personen welche traurig waren, gaben an, geringeren Appetit und Lust auf Schokolade zu haben.
Das lässt sich dadurch erklären, dass wir im Zustand der Freude bereit sind, äußere Reize besser zu verarbeiten und aufzunehmen. Traurigkeit führt zu einer verminderten Reizverarbeitung.
Auch Lebensmittel lösen Emotionen bei uns aus: Essen bei Kummer und Stress
Stress und negative Emotionen steigern nur dann unser Essverhalten, wenn sich durch das Essen die negative Stimmung vermindert. Ich esse mehr Schokolade bei Stress, dann fühle ich mich gleich entspannter. Diese emotionalen Effekte können durch verschiedene Lebensmittel hervorgerufen werden:
- Assoziative Effekte: Allein der Name eines Produktes löst bei uns ein bestimmte Emotion aus. So bewerten wir kalorienreiche Lebensmittel als bedrohlich, bei Frauen ist dies stärker ausgeprägt durch das vorherrschenden Schlankheitsideal. Aber es kann auch positive Gefühle auslösen. Der Geruch von Zimt erinnert uns an die schöne Weihnachtszeit.
- Sensorisch-affektive Wirkung: Warum haben viele Menschen bei negativer Stimmungslage ein vermehrtes Verlangen nach Schokolade? In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Milchschokolade das Verlangen nach Schokolade am besten befriedigt. Hier spielen positive Geschmacksmerkmale eine große Rolle. In einer anderen Studie wurden Menschen durch einen Film in eine traurige Stimmung versetzt. Man gab ihnen ein Glas Wasser und ein Stück Schokolade. Nur die Schokolade führte zu einer Verbesserung der Stimmungslage. Da diese Effekte auch bei kleinen Mengen beobachtet wurden, konnte eine pharmakologische Grundlage der Schokolade ausgeschlossen werden. Vielmehr sind es die positiven Merkmale der Schokolade, die unsere Stimmung verbessert.
Stress ist ein Phänomen, welches zwei Gesichter zeigt. Einige Menschen können bei Stress hemmungslos zucker- und fetthaltige Speisen in kurzer Zeit verschlingen. Bei anderen Menschen schlägt der Stress auf den Magen, sie verspüren kaum Appetit.
Aber auch die Intensität des Stresses spielt eine Rolle! So führen extreme Stressoren meist zu einem Appetitverlust, leichte Stressoren hingegen zu einem vermehrten Appetit. Durch das Essen vermindert sich das Stressempfinden.
Fazit: Die Wechselwirkung von Emotionen und Essen
Emotionen verändern unser Essverhalten und umgekehrt lösen Lebensmittel bei uns Emotionen aus. Welche Wirkungen ausgelöst werden ist bei jedem Menschen anders. Nur wenn ein bestimmtes Lebensmittel unsere Emotionen befriedigt, wird es auch verzehrt.
- Negative Stimmungen (Kummer, Leid, Traurigkeit oder Stress) führen bei vielen Menschen zu einem geringeren Appetit. Erst wenn durch den Konsum eines Produktes unsere Stimmung gehoben werden kann, essen wir dieses mit Vorliebe.
- Positive Stimmungen (Freude, Lust) führen meist zu gesteigertem Appetit.
Wer mehr erfahren möchte, den verweise ich auf eine meiner Quellen für diesen Artikel: Artikel in der Ernährungsumschau
Im nächsten Artikel beschreibe ich, wie wir es schaffen, unser Essverhalten zu verändern, auch wenn wir stark durch Emotionen geprägt sind.