Ursprünglich stammt die Idee der Achtsamkeit aus dem Buddhismus. In der buddhistischen Religionspraxis wird diese besondere Form der Aufmerksamkeit zur Meditation eingesetzt. Bereits in den 1960er Jahren begannen sich in den USA und Europa immer mehr Menschen für Konzepte wie Buddhismus, Zen und verschiedene asiatische Meditationstechniken zu interessieren. Ab den 1970er Jahren fingen Menschen in westlichen Kulturkreisen an, das achtsame Leben zu praktizieren – verantwortlich dafür ist unter anderem der US-amerikanische Mediziner Jon Kabat-Zinn. Kirk Warren Brown und Richard M. Ryan widmeten sich nach dem Jahr 2000 schließlich theoretischen Fragestellungen und versuchten, Achtsamkeit wissenschaftlich zu definieren.
Jon Kabat-Zinn: Achtsamkeit und MBSR
Bekanntester westlicher Vertreter der Achtsamkeitsbewegung ist der US-amerikanische Professor der Molekularbiologie Jon Kabat-Zinn. Kabat-Zinn löste die buddhistischen Achtsamkeitsübungen als erster komplett aus ihrem religiös-philosophischen Kontext und verband sie mit modernen therapeutischen und pädagogischen Methoden.
1979 gründete der amerikanische Mediziner die Stress Reduction Clinic, 1995 das Center for Mindfulness in Medicine, Health Care and Society an der Universität von Massachusetts. Hier versuchte er, an Stress, Ängsten und bestimmten chronischen Krankheiten leidenden Menschen mit einem speziellen Achtsamkeitstraining zu helfen.
In dem von ihm begründeten Programm der MBSR (“Mindfulness-Based Stress Reduction”, auf Deutsch “Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion”) verband Kabat-Zinn Techniken aus dem Hatha Yoga, das buddhistische Konzept des Vipassana und die Lehre des Zen.
Seine Achtsamkeitsforschung und die Übungen aus dem MBSR-Programm hat Kabat-Zinn in mehreren Büchern festgehalten, die auch auf Deutsch erschienen sind. Dazu zählen unter anderem Titel wie “Gesund durch Meditation. Full Catastrophe Living”, “Im Alltag Ruhe finden. Das umfassende praktische Meditationsprogramm” oder “Achtsamkeit für Anfänger”.
Das von Kabat-Zinn begründete MBSR-Programm hat inzwischen weltweite Verbreitung gefunden. MBSR-Kurse werden als Präventionskurse in Deutschland sogar von einigen Krankenkassen bezuschusst.
Achtsamkeitsdefinition nach Brown und Ryan
Die Forscher Kirk Warren Brown und Richard M. Ryan haben sich ebenfalls ausführlich mit dem Achtsamkeitskonzept auseinandergesetzt. In ihrem bisher nur auf Englisch erschienenen Überblicksaufsatz “The Benefits of Being Present” aus dem Jahre 2003 befassen sich Brown und Ryan mit verschiedenen Definitionen und Konzepten von Achtsamkeit, die ihren Ursprung im Buddhismus haben. Ihr Schwerpunkt liegt auf Achtsamkeit als eine besondere Form der Aufmerksamkeit.
Für Brown und Ryan ist Achtsamkeit eine nicht unterscheidende Bewusstheit, ein Zustand in dem man Dinge neutral wahrnimmt, das Bewusstsein orientiert sich ganz auf die Gegenwart und registriert Vorgänge in der Realität empirisch, anstatt sie emotional zu bewerten.
Im Gegensatz zu Jon Kabat-Zinn, der sein Achtsamkeitskonzept zu einem vollständigen Übungsprogramm ausbaute, belassen es Kirk Warren Brown und Richard M.Ryan jedoch bei der theoretischen Erforschung des Konzepts.