“Trink mehr Milch, damit du groß und stark wirst.” Wer hat das nicht ständig als Kind gehört? Milch ist selbstverständlicher Bestandteil jedes Frühstücks, wird in Schulen ausgeschenkt und den meisten Backwaren zugegeben. Immer häufiger sind in letzter Zeit Stimmen zu hören, die sagen, dass Milch ausgesprochen schädlich für den menschlichen Körper ist. Aber wer hat nun recht? Wir zeigen euch die wichtigsten Fakten zum Thema Kuhmilch.
1. Der Mensch kann Milch verarbeiten
Ein großes Argument gegen den Verzehr von Kuhmilch ist, dass der menschliche Körper gar nicht auf den Abbau dieser Milch ausgelegt sei. Beweis ist die häufig vorkommende Lactoseintoleranz, die den Urzustand der menschlichen Enzymausstattung kennzeichnet.
Tatsächlich konnten unsere Vorfahren Milch im Erwachsenenalter nicht mehr zu sich nehmen, da die entsprechenden Enzyme fehlten, die den Milchzucker verarbeiten können.
Das war jedoch vor etwa 8000 Jahren. Seitdem hat sich der menschliche Körper in vielen Regionen der Welt daran angepasst, tierische Milch abzubauen. Dafür wird das Enzym Lactase gebildet. In einigen Regionen Asiens hingegen fehlt dieses Enzym, weswegen Milch dort nicht auf dem Speiseplan steht. Unser Körper kann mit Milch also durchaus umgehen, sofern wir das Enzym Lactase bilden.
2. Zu viel Milch führt zu einer Übersäuerung des Körpers
Milchprodukte gehören wie Fleisch, Kaffee, Soja, Lebensmittelzusätze, Alkohol oder Weißmehl zu den säurebildenden Lebensmitteln. Das bedeutet: wenn man in der Gesamtheit zu viel von ihnen zu sich nimmt, kann der Säure-Basen-Haushalt im Körper gestört werden.
Einige unserer Organe brauchen ein eher saures Klima, andere ein basisches. Gemessen wird das im PH Wert, der von 1-14 reicht, wobei 7 neutral ist und alles darunter als sauer gilt. Wird der Säure-Basen-Haushalt gestört, kann es sein, dass alle “basischen Organe” nicht mehr optimal arbeiten, etwa der Dünndarm. Es ist also gesünder, nicht zu viele Milchprodukte am Tag zu verzehren.
3. Milch soll Krankheiten fördern oder verhindern können
Leider widersprechen sich die Studien zu den gesundheitlichen Faktoren von Milch. Das ist kein Einzelfall, denn bei vielen Lebensmitteln lassen sich sowohl gesundheitsförderliche als auch gesundheitsschädliche Eigenschaften feststellen.
So soll Milch das Risiko für Prostatakrebs, Parkinson und Diabetes erhöhen, aber gleichzeitig das Risiko für Dickdarmkrebs, Osteoporose, Bluthochdruck und Herzinfarkt senken. Um den Vorteil zu wahren und den möglichen Nachteil zu begrenzen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auch weiterhin, etwa 200 – 250 g Milchprodukte zu sich zu nehmen.
Seit 2014 gibt es eine neue schwedische Studie, in der nachgewiesen wurde, dass Milch keineswegs Knochenbrüche verhindert, sondern im schlimmsten Fall Osteoporose fördert. Allerdings stellen die Forscher auch direkt klar, dass die Studie eine weitere Untersuchung zur Validierung benötige.
4. Verarbeitete Milch enthält weniger gesunde Inhaltsstoffe
Heutzutage wird Milch meistens stark verarbeitet, um sie haltbar zu machen. Dabei verliert sie leider wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine. Auch Eiweiße in der Milch werden zerstört.
- Frischmilch wird pasteurisiert, also auf etwa 75° erhitzt
- H-Milch wird ultrahocherhitzt, also auf etwa 135° erhitzt
- Frischmilch und H-Milch werden homogenisiert, damit sich das Fett der Milch nicht an der Oberfläche ansammelt
Dies führt dazu, dass Frischmilch etwa eine Woche, H-Milch sogar bis zu drei Monaten haltbar bleibt. Enzyme, Eiweiße, Vitamine und Fette, die in Rohmilch enthalten sind, sterben dabei jedoch auch ab. In Frischmilch ist noch ein geringer Anteil vorhanden, in H-Milch dagegen sucht man gesunde Inhaltsstoffe wie eine Nadel im Heuhaufen.
Industriell verarbeitete Milch hat mit ursprünglich gesunder Frischmilch also nur noch wenig zu tun.
5. Für Milchkonsum müssen Tiere leiden
Ein ganz anderer Aspekt zeigt sich, wenn wir aus veganer Sicht auf den Milchkonsum blicken. Denn wie auch bei Fleischprodukten werden für die Milchproduktion Tiere ausgebeutet. Kälbchen werden schon direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, damit diese kontinuierlich gemolken werden können, was häufig zu Entzündungen am Euter führen kann.
Wie in jeder Massentierhaltung werden Kühe auch für die Milchproduktion in beengten Verhältnissen gehalten und häufig bereits nach vier bis fünf Jahren geschlachtet, da sie nicht mehr produktiv genug sind.
6. Milch kann Antibiotika enthalten
Eng mit der Massentierhaltung verbunden sind auch Stoffe, die in Milch eigentlich nichts zu suchen haben. Unter Anderem etwa Antibiotika, die den Tieren verfüttert werden, damit in den engen Ställen keine Krankheiten ausbrechen.
Für den Menschen ist das problematisch, da sich so Keime bilden können, die gegen Antibiotika resistent sind. Je mehr antibiotikabelastete Produkte gegessen werden, desto höher wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass antibiotische Medikamente im Ernstfall keine Wirkung mehr zeigen.
Ein weiterer Problemfall ist auch die sogenannte Gen-Milch. Vielen Milchkühen wird Gen-Mais oder Gen-Soja verfüttert. Also pflanzliche Stoffe, die genmanipuliert wurden. Welche Auswirkungen genmanipulierte Ernährungsbestandteile auf die Gesundheit des Menschen habe ist bisher noch nicht bekannt.
Daher ist es wichtig, beim Kauf auf strenge Bioqualität zu achten, denn nur streng ökologisch nachhaltig ausgelegte Landwirtschaft schließt jegliche genmanipulierten Stoffe in der Herstellung aus.
7. Ist Milch eine gute Kalziumquelle?
Das wichtigste Argument FÜR den Milchkonsum ist der hohe Kalziumgehalt, denn Kalzium ist wichtig für die Knochen. Jedoch spielen hier noch andere Faktoren eine Rolle. So braucht der Körper etwa Vitamin D, um Kalzium aufzunehmen.
Der Körper kann etwa 30% des in der Milch enthaltenen Kalziums verwerten. Bei kalziumhaltigem Gemüse wie Brokkoli, Blattspinat oder Grünkohl liegt die Ausbeute bei etwa 60%. Dafür ist der Kalziumanteil im Gemüse jedoch auch geringer. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen liefert einige Beispiele:
- 200 ml Kuhmilch liefern 240 mg Kalzium
- 30 g Schafkäse liefern 135 mg Kalzium
- 110 g Brokkoli liefern 120 mg Kalzium
- 210 g Blattspinat liefern 310 mg Kalzium
Außerdem hat das Institut einen Kalziumrechner entwickelt, mit dem man die Kalziumaufnahme errechnen kann.
8. Worauf solltest du beim Milchkauf achten?
Wie bei den meisten Lebensmitteln ist Kuhmilch also vor allem dann schädlich, wenn wir viel zu viel davon zu uns nehmen. Man könnte sagen, dass Milch ansich weder gesund noch ungesund ist. Wir müssen sie nicht zu uns nehmen und können gut darauf verzichten. Wer Milch jedoch verträgt und sie gerne trinkt, kann dies unbedenklich tun, wenn er sich an ein paar Richtlinien orientiert:
- Milch am besten mit Biosiegel und “ohne Gentechnik” kaufen
- Keine H-Milch kaufen, sondern Frischmilch oder sogar Rohmilch vom Bauern
- Nicht mehr als 250 g Milchprodukte am Tag zu sich nehmen
- Immer mal wieder die Kuhmilch gegen Milchersatz wie Reismilch oder Mandelmilch austauschen
Eine gute Alternative zur Kuhmilch sind pflanzliche Michersatzprodukte. Reismilch, Mandelmilch, Hafermilch oder Kokosmilch schmecken im Kaffee oder zum Müsli genauso und können auch zum Backen verwendet werden! Einzig Sojamilch ist derzeit umstritten. Doch dazu demnächst mehr bei uns!