Die Earth Hour 2012: Eine Bilanz aus Bonn/ oder: Was macht man eine Stunde lang im Dunkeln?!
Und, haben Sie es mitbekommen?! Samstag Abend sind anlässlich der jährlichen Earth Hour weltweit die Lichter ausgegangen – zumindest einige.
Ich habe die Aktion in den vergangenen Jahren ehrlich gesagt immer verpasst. Aber dieses Jahr wollte ich mich der großen „Wir-schalten-das-Licht-aus-Bewegung“ einmal anschließen. Auch wenn Kritiker die bloße Symbolwirkung der Aktion bemängeln: Der Sinn und Zweck der ganzen Sache (der WWF als Initiator möchte laut eigenen Angaben die Menschen zum Nachdenken anregen) ist auf jeden Fall nicht verkehrt, finde ich.
Teilnehmen ja – aber wie?!
Vor meiner ersten Earth-Hour-Teilnahme stellte sich mir allerdings eine brisante Frage: Was soll ich bloß eine Stunde lang im Dunkeln machen?! Das Licht auszuknipsen und dann 60 Minuten lang in den eigenen vier Wänden die Dunkelheit auf mich wirken zu lassen – diese Vorstellung fand ich persönlich doch etwas dröge.
Um ein paar Inspirationen zu bekommen, habe ich mich deshalb auf der Homepage der Earth-Hour-Aktivisten einmal auf die Suche nach Ideen gemacht.
Vorschläge der Internet-Community zur Dunkelzeit-Nutzung
Tipp 1: Der WWF Deutschland schlug vor, ein Earth-Hour-Dinner für Freunde zu veranstalten: Passend zum Themenschwerpunkt „klimafreundliches Essen“ sollte dieses Dinner natürlich (doppelter Wortsinn!) bei Kerzenschein (Öko-Kerzen, versteht sich) stattfinden und ausschließlich aus Bio- und Regioprodukten bestehen. Da meine Kochleidenschaft eher mäßig ausgeprägt ist, verwarf ich diese Idee jedoch bereits, bevor ich sie zu Ende gelesen hatte (schön ist sie trotzdem!).
Tipp 2: Eine Userin auf Facebook gab an, ihr Fahrrad reparieren zu wollen, um es frühlingstauglich zu machen. Da mein Fahrrad sich in Fahrbereitschaft befindet, kam jedoch auch diese Idee für mich nicht in Frage. Zudem wunderte ich mich dann doch ein bisschen, ob eine Fahrradreparatur wirklich die passende Beschäftigung für einen Samstag Abend ist – und im Dunkeln?
Tipp 3: Viele andere Facebook-Mitglieder gaben an, die Stunde nutzen zu wollen, indem sie mit ihren Kindern bei Kerzenschein Spiele spielten, Gruselgeschichten erzählten, etc. Kindern auf diese Weise zu zeigen, dass (elektrisches) Licht ein kostbares Gut ist, ist mit Sicherheit eine gute Idee – hier ist der „nachhaltige Effekt“ eines Events wie der Earth Hour wahrscheinlich am größten. Allerdings fehlte mir für dieses Vorhaben ein essentieller Bestandteil: Das Kind.
Tipp 4: Vorher-Nachher-Fotos: Der WWF rief dazu auf, Vorher-Nachher-Fotos von Gebäuden in der Heimatstadt zu machen. Die Idee gefiel mir gut: Eine kleine Foto-Session in Verbindung mit einem Abendspaziergang durch das verdunkelte Bonn – darauf hatte ich definitiv mehr Lust, als auf Kochen, Fahrradreparatur und Co. Und kaum hatte ich mich entschieden, meine persönliche Earth Hour auf diese Weise zu verbringen, stieß ich noch auf einen weiteren Tipp:
Tipp 5: Ebenfalls ein Vorschlag des WWF: „Du hast Dein eigenes Blog oder veröffentlichst anderweitig und schreibst gerne über Nachhaltigkeitsthemen? … Dann würden wir uns sehr freuen, wenn Du uns hilfst, die Botschaft von Earth Hour an Deine Leser zu tragen. Je mehr Menschen dafür sensibilisiert werden, dass unser Planet dringend eines stärkeren Schutzes bedarf, desto besser.“
Somit habe ich Tipp 5 soeben noch ganz nebenher erfüllt – obwohl die Leser von evidero mit Sicherheit kein Event wie die Earth Hour benötigen, um für das Thema Klimawandel sensibilisiert zu werden.
Ist die Earth Hour nur ein Symbol, oder schon mehr?
Mein Spaziergang durch Bonn war dann übrigens nur mäßig beeindruckend: Um 20.25 Uhr stand ich auf der Kennedybrücke mit Blick über die ganze Innenstadt. Doch die einzige wahrnehmbare Veränderung, die sich um halb neun ereignete, war das Erlöschen der oberen Lichterkette auf dem Post-Tower.
Dies ging im Lichterspektakel der auf der anderen Rheinseite stattfindenden Kirmes jedoch weitgehend unter. Mein „Beweisfoto“ fiel somit ziemlich unspektakulär aus. Doch auch wenn der Eventcharakter meiner persönlichen Earth Hour eher gering war, finde ich einen anderen Gedanken umso bemerkenswerter: Die Tatsache, dass aus einer vor nur wenigen Jahren entstandenen Idee inzwischen eine globale Aktion geworden ist, an der sich jährlich mehrere Millionen Menschen weltweit beteiligen.
Selbst in Libyen fanden sich dieses Jahr zwei mutige junge Männer, die sich trotz der Sicherheitsrisiken für die Teilnahme ihres Landes einsetzten und die Organisation einer libyschen Earth Hour in die Hand nahmen. Kann man da noch von „reiner Symbolwirkung“ sprechen? Ich finde nicht.