Du hast oft Bauchschmerzen, Probleme im Magen-Darm-Bereich, aber auch Symptome wie Migräne oder Gliederschmerzen und niemand kann dir eine aussagekräftige Diagnose stellen? Hast du schon mal an eine Reaktion auf glutenhaltige Speisen gedacht? Prof. Dr. Alessio Fasano und Susie Flaherty erläutern in ihrem neuen Buch “Die ganze Wahrheit über Gluten” alles rund ums Thema Glutenunverträglichkeiten und wie damit umzugehen ist.
Gehen wir heute in den Supermarkt, kommen wir zwangsläufig an einem Regal mit glutenfreien Produkten vorbei. Der Klebereiweiß scheint das neue schwarze Schaf in unserer Ernährungskultur zu werden. Aber ist das auch wirklich gerechtfertigt?
Gluten war lange Zeit nicht ausreichend erforscht
Prof. Dr. med. Alessio Fasano ist Direktor des Zentrums für Zöliakie-Forschung und Facharzt für Magen-Darm-Heilkunde für Kinder. Seit 1994 beschäftigt er sich ausgiebig mit dem Thema Gluten und dessen Einfluss auf unsere Gesundheit. Es hat einige weitangelegte Test und Studien gebraucht, bis das neue Krankheitsbild in der Medizin anerkannt wurde und Ärzte ihren Patienten mit der richtigen Diagnose helfen konnten. Manche Menschen mussten vorher bis zu 20 Jahren mit Beschwerden auf Grund von Gluten leben, ohne dass ihnen jemand sagen konnte, was sie wirklich haben.
Es gibt verschiedene Gluten-Unverträglichkeiten
Vielen Menschen ist nur der Begriff Glutenunverträglichkeit geläufig, allerdings plädiert Fasano darauf, bei den Reaktionen auf Gluten sehr stark zu differenzieren. Hauptsächlich können gesundheitliche Probleme in Folge von Gluten auf drei Krankheitsbilder zurück geführt werden:
- Die Zöliakie (eine Autoimmunkrankheit)
- Die Weizenallergie (eine bestimmte Allergieform)
- Die Glutensensitivität (eine Überempfindlichkeit)
Auch wenn sich die Symptome der drei verschiedenen Arten sehr ähneln, ist das Krankheitsbild der Zöliakie am schwerwiegensten. Unbehandelt führt Zöliakie zur Zerstörung der Darmzotten, die für unsere Nährstoffaufnahme unerlässlich sind. So können nicht nur Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auftreten, sondern auch Symptome wie Gliederschmerzen, Hautausschläge, Depressionen oder Migräne.
Wie finde ich heraus, ob ich auf Gluten reagiere?
Um eines klar zu stellen: Auch wenn die Studien von Fasano belegen, dass es mehr Betroffene gibt, als bisher angenommen, ist die Anzahl an Erkrankten immer noch sehr gering. Fast jeder der sieben Milliarden Menschen auf der Welt wird irgendwann in seinem Leben mit Gluten in Kontakt geraten und nur ein Bruchteil davon, circa 70 Millionen, erkranken weltweit an Zöliakie.
Wer die Befürchtung hat, an der Autoimmunkrankeit, einer Weizenallergie oder einer Glutensensitivität zu leiden, sollte auf keinen Fall ohne Anleitung gänzlich auf Gluten verzichten. Auch wenn der Weg zur endgültigen Diagnose meist sehr langwierig und anstrengend sein kann, ist es wichtig, genau festzustellen, an welcher der drei möglichen Erkrankungsarten man leidet. Nur so kann man mit Hilfe eines Arztes und einer professionellen Ernährungsberatung eine passende Lebens- und Ernährungumstellung erarbeiten, ohne auf wichtige Nährstoffe verzichten zu müssen.
In seinem Buch gibt Fasano uns bereits einen Einblick, dass zu einem Leben ohne Gluten weit mehr gehört, als nur auf die Ernährung zu achten. Auch in bestimmen Hygieneprodukten, Kosmetika oder Spielzeug kann Gluten enthalten sein. In einer ausführlichen Liste werden Inhaltsstoffe und außergewöhnliche Produkte für Gluten gesammelt und erläutert.
Wer sollte das Buch “Die ganze Wahrheit über Gluten” lesen?
“Die ganze Wahrheit über Gluten” ist ein wahres Lexikon zum Thema Gluten und allen dazu gehörigen Themen. Fasano erklärt uns ausführlich die verschiedenen Arten der Gluten-Unverträglichkeiten, wie wir damit umgehen sollten und welchen Werbeaussagen der Lebensmittelindustrie wir nicht glauben brauchen.
Dieses Buch ist perfekt für Betroffene und Angehörige von Erkrankten geeignet. Wir finden Rezeptvorschläge, Fallbeispiele und Tipps und Tricks für ein glutenfreies Leben mit Kindern oder in der Schwangerschaft.
Trotz allem wird das Thema nicht dramatisiert und Fasano macht deutlich, dass wir nicht pauschal in eine Massenpanik verfallen müssen, ob wir nun an Zöliakie leiden oder nicht. Er plädiert darauf, auf unseren Körper zu hören und gegebenfalls unsere Sorgen mit unserem Arzt zu klären.
Gluten ist für für einige Menschen schädlich, darf aber deswegen nicht zum schwarzen Schaf unserer Ernährungskultur deklariert werden.
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