Laura Schneider wurde unter anderem bekannt durch ihre Rolle bei der bis 2011 gesendeten Serie Marienhof, sowie als Sängerin und Songwriterin. Mittlerweile ist sie Free Life Guide und ermutigt Menschen, sich selbst zu befreien und neue Wege zu gehen. Wir haben sie gefragt: Was bedeutet für Sie eigentlich ein “happy lifestyle”?
Liebe Laura – Es ist ja ein großer Sprung von einer Soap-Karriere zum veganen Lifestyle-Guide. Wie ist es dazu gekommen?
Das ganze Leben ist eine Reise. Ich war 19, als ich bei Marienhof angefangen habe. Zwar war ich damals vielleicht noch nicht so bewusst wie heute, doch als Schauspielerin solltest du dich ohnehin gut kennen, also auch immer wieder in dich hineinhorchen. Der Weg war also nicht weit. Der Rest hat sich ergeben.
Eine Freundin von mir war gerade Yoga-Lehrerin geworden und hat ständig versucht, mich zu überreden, einmal mitzukommen, aber ich hatte wenig Lust. Dann habe ich an einer englisch-sprachigen Yogastunde teilgenommen und plötzlich konnte ich mich damit anfreunden. Wahrscheinlich musste ich anfangs erst einmal die Hürde überwinden, es nicht albern zu finden “in den Hund” zu gehen. Das klang auf Englisch viel besser.
Am allerliebsten ist mir Sanskrit, da heißt es zum Beispiel “Ahdo mukha shavasana“. 2012 bin ich dann für ein halbes Jahr nach New York City gegangen und dort hat mich das Yoga-Fieber erst so richtig gepackt.
Wieso gerade in New York?
New York ist Lifestyle pur, kreativ, mutig, lebendig! Jeder auf der Straße hat entweder ein Handy am Ohr oder eine Yoga-Matte unterm Arm und viele Visionen im Kopf. Ich habe in Manhattan East Villiage gelebt und es ist immer noch ein Stück Zuhause. Die Stadt hat mich sehr geprägt, dort bin ich auch zum ersten mal mit der Raw-Food-Bewegung in Kontakt bekommen.
Ich war zwar schon Vegetarierin und mehr vegan, als mir bewusst war aber, dort hat sich eine neue Welt geöffnet. An einem Abend war ich mit einem Freund essen und hatte meine erste Raw-Food-Lasagne. Ich konnte gar nicht fassen, was alles möglich ist und wie wunderbar das schmeckte! Es waren also viele kleine Schritte, die mich langsam dahin geführt haben, wo ich jetzt bin.
Sie schreiben auf Ihrer Homepage von einem “happy lifestyle”. Es geht Ihnen dabei also um alle Lebensbereiche – nicht nur ums Essen?
Auf jeden Fall! Man kann keinen Bereich im Leben einfach ausklammern oder weglassen. Lifestyle bedeutet für mich eine bestimmte Haltung, eine Einstellung. Das, was du lebst und was du bist. Wie du mit deinem Leben, mit Problemen und Situationen umgehst.
Es geht nicht um Zwänge, oder dass du dich an bestimmte Regeln halten musst, sondern du lebst es einfach. Wenn ich sage, dass ich vegan lebe, dann ist das kein Wettbewerb “Wer ist der bessere Veganer” und ich sehe mich auch nicht als Missionarin. Es ist einfach das, was ich lebe.
Gab es denn einen bestimmten Grund für Sie, den Schritt zum Veganismus zu machen?
Ich habe mir das eigentlich nie konkret vorgenommen. Es war einfach so. Manchmal kommen Menschen zu mir und wollen wissen, wie sie es denn schaffen können, vegan zu leben. Ich nehme aber niemandem etwas weg, das er gerne haben möchte.
Vegan zu leben bedeutet für mich nicht, auf etwas zu verzichten, es ist im Gegenteil eine Bereicherung. Es geht um Achtsamkeit und Mitgefühl. Wenn du nachts von Steaks träumst, dann wirst du es auf Dauer nicht schaffen. Die Veränderung muss also in deinem Bewusstsein stattfinden, nicht in deinem Verstand.
Wenn du deine Augen öffnest, werden manche Dinge ganz von alleine kommen. Vegan zu leben reicht aber noch lange nicht aus für eine gesunde Ernährung. Deswegen ist für mich auch ja die Rohkost sehr wichtig, das Unbehandelte, das natürliche, nicht das verarbeitete, manipulierte Essen ohne Leben, abgepackt in Plastik aus den Fabriken.
Auf tierische Produkte zu verzichten hat in meinen Augen mehr ethische als gesundheitliche Gründe. Für mich hat auch Yoga dazu beigetragen, an diesen Punkt zu kommen.
Inwiefern hat das Yoga da eine Rolle gespielt?
Durch meine regelmäßige Yoga-Praxis und das Meditieren habe ich gelernt, insgesamt bewusster und achtsamer durchs Leben zu gehen. Ich erkenne Zusammenhänge und bin auch bereit, Verantwortung zu übernehmen. Es ist für mich zudem eine natürliche Methode, Stress abzubauen, mir Zeit für mich zu nehmen und innerlich zur Ruhe zu kommen.
Für mich ist Yoga kein Sport, es ist auch nicht dafür da, einen schönen Körper zu kriegen. Yoga hat weitaus mehr positive Effekte auf den gesamten Organismus, Geist & Seele, als nur das oberflächliche. Dein eigenes Körpergefühl steigt dadurch, du lernst dich selbst richtig kennen, nimmst deine Bedürfnisse und deinen Bezug zur Welt wahr. Alles ist Yoga.
Es geht Ihnen ja nicht nur um Lifestyle, sondern um einen “happy lifestyle”, also darum, dass man auch glücklich ist mit dem, wie man lebt. Was bedeutet das für Sie?
Glück bedeutet für mich, bei sich angekommen zu sein. Das, was ich vorhin schon gesagt habe. Sich zu nichts zwingen, sondern einfach man selbst sein. Glück ist wirklich dieser Moment, an dem alles gut ist. Alles so annehmen zu können wie es ist, auch sich selbst. Sich mit sich selbst versöhnen und darüber lachen können, wenn etwas mal wieder nicht so läuft, wie es “sollte”.
Wenn du mit dir selbst im Frieden bist, ist es plötzlich auch gar nicht mehr so wichtig, was außen passiert. Im Außen gibt es keine Sicherheit, die gibt es nur in dir selbst. Wenn man das einmal verstanden hat, wird so vieles im Leben leichter – und glücklicher!
Und wenn Sie mal aus der Balance kommen? Wie finden Sie zurück zu diesem Frieden?
Durch die Natur. Ich kann in die Berge gehen oder an einen See fahren, mich ans Meer setzen und ein Stück Obst essen, vielleicht ein paar Heidelbeeren pflücken gehen und mich so wieder mit der Natur verbinden und in mein Gleichgewicht zurückfinden. Dann kann ich wieder dankbar sein für mein Leben und die Wut oder der Ärger, was auch immer mich aus dem Gleichgewicht gebracht hat, ist nicht mehr so wichtig und löst sich auf.
Abschalten ist das Stichwort. Still werden. Zuhören. Beobachten. Aus dem Elefanten wieder eine Mücke machen, oder einen bunten, fröhlichen Schmetterling, der einfach das Leben genießt, frei und glücklich. Mal das Handy leise stellen, die Welt im Inneren stattfinden lassen. Facebook & Whatsapp-Nachrichten ignorieren. Aber jeder muss da seine eigene Methode finden.
Haben Sie denn einen Tipp, was der erste Schritt zu einem glücklichen Leben ist?
Sei du selbst! Mut, Vertrauen und Humor, das sind für mich drei Dinge, die extrem hilfreich sind. Manchmal hat man das Gefühl, ständig zu kämpfen und eigentlich bekämpft man sich selbst. Geht gegen das Leben und den natürlichen Fluss der Dinge, der leicht und einfach ist. Dafür braucht man Mut, um eventuell die eigenen Vorstellungen loszulassen, Vertrauen in sich, seine Bestimmung und in das Leben, das Sein der Dinge. Und Last but not least: Humor, wenn alles anders ausgeht, als man es geplant hatte! Trau dich, du selbst zu sein! Das ist das beste, was dir passieren kann.
Die Fragen stellte: Manuela Hartung