Alle reden von gesundem Leben. Viel Sport, bewusster Ernährung. Aber wofür? Ganz einfach: Um auch im Alter noch fit zu sein. evidero lässt Senioren erzählen, wie sie gelebt haben. Und wie sie es geschafft haben, auch im Alter noch “jung” zu sein.
„Opa, Du bist jetzt ein Frosch“, sagte meine fünfjährige Enkelin zu mir und fuhr mit der Einweisung fort: „Wir hüpfen aus dem Wohnzimmer bis in mein Zimmer und wieder zurück; dabei quaken wir wie richtige Frösche!“ Also dann aus der tiefen Hocke Sprung, Streckung und Landung, Sprung, Streckung, Landung, vom Wohnzimmer über den langen Flur und ein letzter Sprung ins Kinderzimmer. Zehn bis elf Sprünge brauchte ich schon für die etwa 15 Meter lange Strecke. Der kleine Frosch kam mir schon wieder freudig lächelnd entgegen „Quak, quak, quak!“
Schon nach dem vierten Durchgang flehte der Opa, also ich, um eine Metamorphose, am Rande meiner Kräfte wollte ich erreichen, dass mir die Rolle eines anderen Lebewesens im Rentenalter zugedacht werde. Kurzes Nachdenken der Fünfjährigen: „Gut, dann bist Du jetzt eine Kröte!“ Hm, das nennt man dann wohl „Vom Regen in die Traufe kommen“. Der damals siebzigjährige Opa verweigerte sich der Krötenrolle und gab ehrlich zu: „ Du, das ist doch zu anstrengend für mich, der Opa ist ja auch schon alt.“ „Nein, Du bist der junge Opa, Du kannst das!“ schallte die helle Kinderstimme zurück. „Boah, was für ein Hammer-Lob“, dachte ich, der andere Opa ist immerhin mehr als zehn Jahre jünger. KIKA rettete mich vor dem Abend als Kröte.
Training auch im hohen Alter: Joggen ab 70
Mit siebzig Lenzen auf dem Buckel etwa vierzig Mal hintereinander einen Standweitsprung aus der tiefen Hocke heraus machen und dabei noch lautmalend einen Frosch imitieren zu müssen, erfordert einiges an Kondition. Die Kondition für die spielerischen Sprünge habe ich mir im Wesentlichen durch den Laufsport erworben. In diesem Jahr starte ich als Freizeitläufer bei Wettkämpfen in der Altersklasse AK75 des Deutschen Leichtathletik Verbandes (DLV), das sind die Geburtsjahrgänge 1935 bis 1939.
Sicher, für die erfolgreiche Teilnahme an Querfeldeinläufen (Cross), Landschaftsläufen mit etlichen zu überwindenden Höhenmetern und Straßenläufen bis Halbmarathondistanz (21,1 km) muss man diszipliniert trainieren, ja man muss sich zuweilen auch etwas quälen. Derzeit trainiere ich an sechs Tagen in der Woche, ein Tag ist der unverzichtbaren Gymnastik (Athletik-Training) gewidmet, an den restlichen Tagen wird gelaufen und ein Tag ist Ruhetag.
Dieses konsequente Training, verbunden mit einer ausgewogenen Ernährung, wird belohnt durch Gesundheit, Lebensfreude und Ausgeglichenheit. Es ist nicht nur Glück, wenn man ein Leben lang gesund und leistungsfähig bis ins hohe Alter bleibt. Laufen lernt jeder, kann jeder und sollte jeder ein Leben lang pflegen, sofern nicht ernsthafte gesundheitliche Gründe dieser Betätigung entgegenstehen.
Sich Zeit für Sport zu nehmen, zahlt sich aus
„Ja, als Rentner hast Du die Zeit dafür“, denken Sie vielleicht – falsch, das habe ich auch in Zeiten extremer beruflicher Belastung durchgehalten. Als leitender Angestellter war ein zwölf Stunden Tag normal. Die Fahrzeit noch nicht mit eingerechnet. Die Zeit für den täglichen Lauf gehörte zum Tagesablauf wie Zähneputzen und die Mahlzeiten. Lediglich die besonders langen Trainingseinheiten wurden auf das Wochenende gelegt.
Das war die tägliche Zeit für mich zum Stressabbau und Kräfte sammeln. Zahlreiche Läufe wurden morgens zwischen vier und sechs Uhr abgewickelt; Laufsachen waren immer im Fahrzeug und statt im Stau zu stehen, abgebogen, umgezogen, gelaufen – danach freie Fahrt! Regelmäßiges Training trägt Früchte, das Wichtige ist, Du musst es auch tun! Der gesundheitliche Aspekt ist unbestritten, in 36 Berufsjahren nur zwei Ausfalltage, ein intaktes Immunsystem schützt auch besser vor Erkältungskrankheiten. Auch dann, wenn man mit vielen Menschen in Kontakt kommt.
Noch deutlich unter 50 Jahre alt hatte mich ein Unternehmensberater (Headhunter) für eine leitende Funktion in einem DAX-Konzern gewonnen; gleich beim ersten Gespräch mit dem zuständigen Vorstandsmitglied äußerte sich der Gesprächspartner mit der Frage: „Wie ich hörte, sind Sie Marathonläufer, …. meinen Sie nicht, dass der doch recht erhebliche Trainingsaufwand in Konflikt mit Ihrer neuen Verantwortung stehen könnte?“ „Ach, wissen Sie, wenn diese Zeit zum Laufen für mich nicht mehr zur Verfügung stehen sollte, dann muss wohl im Unternehmen organisatorisch noch erhebliches Verbesserungspotenzial stecken.“ Verblüffung. Themenwechsel. Es wurde eine fruchtbare Zusammenarbeit für lange siebzehn Jahre bis zum Eintritt ins Rentenalter.
Egal warum du laufen willst, mach es richtig
Die Wege zum Laufen sind zahlreich: Neujahrsvorsätze, Ehrgeiz, auch früh erkanntes Talent, häufig Figurprobleme, zuweilen der wohlgemeinte Rat eines Arztes. Ob Anfänger, Fortgeschrittener oder ambitionierter Freizeitläufer, der schon an Wettkämpfen teilgenommen hat, alle sind auf ihrem Weg von Fortschritt und Rückschlägen begleitet.
Meist sind Ratschläge erfahrener Läufer willkommen, bevor man in den Leistungssportbereich eintritt und dann möglicherweise mit einem Coach nach strengen, persönlich zugeschnittenen Trainingsplänen zusammenarbeitet. Wer die Krone des Freizeitsportlers anstrebt „ Einmal einen Marathon durchlaufen“, der ist gut beraten, wie ein Leistungssportler zu trainieren und auf den Rat anderer zu hören, die schon erfahren haben, was man in diesem Grenzbereich erlebt.
Demnächst möchte ich dem interessierten Leser gern einmal erzählen, warum ich eines Tages auch einen Marathon laufen wollte und welche Voraussetzungen ich damals dafür mitbrachte.