Lachen macht gesund, das weiß jeder. Aber auch im Stressmanagement kann es helfen, denn Lachen entspannt. Sorgen und Probleme werden dabei einfach weggelacht. Fällt das grundlose Lachen am Anfang noch schwer, gibt es schon nach wenigen Minuten kein Halten mehr.
Lachen steckt an. Keine Frage. Während Gabi und ich uns gegenseitig wie Löwen anfauchen, die Hände zu Krallen geformt, die Zunge weit rausgehängt, können wir schon nach wenigen Sekunden nicht anders. Wir müssen einfach lachen. Auch wenn die Stimmung beim offenen Lachyoga-Abend von Lachyoga-Trainerin Zühâl Mohren zunächst noch etwas angespannt ist, so ist das Eis doch bereits nach wenigen Übungen gebrochen.
Unseren Körper abklopfend, bringen wir uns in Schwung und stimulieren die Meridiane, das anschließende Massieren der Ohrläppchen entspannt und macht frisch. Dann geht es los: Wir halten zwei imaginäre Becher in der Hand, geben in den einen ein „Hihi“, in den anderen ein „Hoho“ und schütten das Milchshake-Lachen in uns hinein. „Schaut immer mal wieder zu den anderen“, ruft Zühâl Mohren, denn der Blickkontakt hilft, auch das eigene Lachen hervorzulocken.
Lachtherapie bedeutet Lachen ohne Grund
1995 gründete Dr. Madan Kataria, Arzt und Yogalehrer, in Indien den ersten Lachclub und entwickelte das Lachyoga, auch Hasya-Yoga genannt, um dem Satz „Lachen ist gesund“ Leben einzuhauchen. Das Besondere am Lachyoga: Statt auf einen guten Witz zu warten, der vielleicht ein Lachen hervorlockt, wird grundlos gelacht. Oft erst willentlich — ein „Kopflachen“, wie Zühâl Mohren es nennt —, dass dann immer mehr in echtes Lachen übergeht.
„Das Gehirn kann nicht zwischen echtem und unechtem Lachen unterscheiden“, so die Lachyoga-Trainerin. Glückshormone durchfluten den Körper in beiden Fällen. Heute gibt es weltweit über 6.000 Lachyogaclubs. Mit dem klassischen Yoga hat das Lachyoga dabei vor allem Körper- und Atemübungen gemein, denn wer viel lacht, muss auch tief atmen, sonst kommt es schnell zu Seitenstechen und Muskelkater.
Lachyoga ist Fitnesstraining und Stressmanagement in einem
Dass Lachyoga nicht nur Spaß, sondern auch Sport ist, merke ich rasch. Nach den ersten Übungen beginne ich zu schwitzen und bei der nächsten Trinkpause laufen wir alle begierig zu unseren Wassergläsern. „Eine Minute Lachen wirkt wie zehn Minuten Joggen“, erklärt Zühâl Mohren, für die Lachyoga Gesundheitsvorsorge, Stressmanagement, Persönlichkeits-Entfaltung, Fitness und Anti-Aging in einem ist.
Sie weiß, wovon sie spricht, hatte sie doch viele Jahre, nach dem Tod ihres Mannes, ihr eigenes Lachen verloren geglaubt. Trauer und Depression waren Alltag für sie geworden — bis sie zufälligerweise in einen Lachyogakurs geriet und sich mit dem Lachvirus infizierte. Früher zudem oft von Zweifeln und Sorgen geplagt, sprüht sie heute nur so vor Lebensfreude. „Lachyoga verändert auch eingefahrene Denkmuster. Mittlerweile erlebe ich in meinem Alltag weder Stress noch Ärger.“
Ihre Lachyogakurse sind gut besucht — ob als AG in der Schule, als Wochenendkurs bei der Familienbildungsstätte, im Altersheim oder in der Volkshochschule, Lachen macht vor keinem Alter Halt. Und so ist auch die achtköpfige Truppe an diesem Abend bunt gemischt, von der Studentin bis zur Seniorin. Alles Frauen — „Männer gibt es zwar auch manchmal, aber die Frauen sind in der Überzahl. Sie lassen viel leichter Emotionen zu“. Das Lachen bringt dann oft auch so manch festgefahrenes Problem ins Rollen, ob Beziehungs-Streit, Trauer oder Krankheit. Dann ist Zühâl Mohren, die zudem als Kindertrauerbegleiterin und Hospizhelferin arbeitet, als Gesprächspartnerin gefragt.
Lachen ist gesund! Schmerzen und Sorgen weglachen
Festgefahrenes und tiefsitzenden Ärger zu bewegen ist immer wieder Teil der Übungen. „Stellt euch vor, ihr habt eine Rechnung, die euch so richtig ärgert, in der Hand“, sagt Zühâl Mohren und hält ihre Hand mit dem imaginären Zettel vor sich. „Und dann lacht ihr sie einfach weg!“ Weggelacht werden neben Problemen auch Schmerzen. Einer Teilnehmerin, die sich an der Hand verletzt hat, rät sie, in den Schmerz hineinzulachen, das lindert.
Je weiter die Lachyoga-Stunde fortschreitet, umso befreiter und leichter wird das Lachen. Während ich mir in die Faust lache, den Rücken meiner Übungspartnerin abklopfe, die im Rhythmus dazu Lachlaute ausstößt oder klatschend ein „Hohohahaha“ ausruft, sind all die Gedanken und Sorgen vom Tag vergessen. Es stimmt, was Zühâl Mohren gesagt hat — beim Lachyoga sind wir ganz im Hier und Jetzt, wir können gar nicht anders, als für einige Zeit aus dem immerwährenden Hamsterrad in unserem Kopf auszusteigen. Genau das ist für viele der Teilnehmenden ein Grund an diesem Dienstagabend hierher zu kommen — neben Burnout-Patienten gibt es die, die im Alltag zu wenig Grund zum Lachen finden, Stress abbauen oder etwas für ihre Gesundheit tun möchten.
Weniger Stress durch Lachyoga
„Seit ich zum Lachyoga gehe, kann ich in angespannten Situationen oft den Druck rausnehmen, innerlich lächeln und mich daran erinnern, dass alles ja eigentlich gar nicht so dramatisch ist“, sagt dann auch Teilnehmerin Astrid. Die vergangenen zwei Wochen war sie nicht mit dabei — „das fehlte mir schon so richtig. Nach einer Stunde Lachen merke ich, wie der Stress von mir abfällt und ich die Dinge wieder positiver sehen kann.“
Für Annika wiederum ist es immer wieder faszinierend, „dass man hier mit wildfremden Menschen zusammenkommt und aus dem Nichts gemeinsam lacht“.
So ist dann auch die Stimmung nach der abschließenden Lachmeditation — bei der alle Teilnehmerinnen mit den Köpfen zueinander am Boden liegen und eine Welle des Lachens durch den Raum schwappt — gelöst und heiter. Als ich nach Hause gehe, fühle ich mich beschwingt und leicht — ganz so, als hätte ich einige Kilo Sorgen und stressige Gedanken hier gelassen.