Ob wir gesund sind oder krank werden hängt maßgeblich von unserer Ernährung ab. Darin sind sich Forscher und Mediziner mittlerweile einig. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass circa 80 Prozent unserer Erkrankungen durch eine schlechte und mangelhafte Ernährung verursacht und bereits bestehende Krankheiten sogar verschlimmert werden.
Woher kommt eigentlich die neue Ernährungsmedizin?
Bereits in der Steinzeit vertrauten die Menschen der Heilkraft von Wildkräutern wie Brennnesseln, Pfefferminze oder Kamille. Und auch viele moderne Ernährungskonzepte wie Clean Eating, Paleo-Ernährung, Vegetarismus oder Veganismus berufen sich auf ein tieferes Verständnis einer ganzheitlichen, an der Gesundheit des gesamten menschlichen Organismus ausgerichteten, Ernährungsweise.
Zahlreiche Studien aus den letzten Jahrzehnten liefern entsprechende ernährungsphysiologische Befunde und tragen zu einem größerem Verständnis für die Stoffwechselvorgänge und deren Wechselwirkungen im Körper bei. Viele Wirkungsmechanismen bestimmter Ernährungsweisen konnten in Studien bereits konkret nachgewiesen werden. So zum Beispiel die Verbesserung der Wundheilung durch entsprechende Ernährung nach einer Operation oder der Einfluss der Ernährung auf unser Immunsystem.
Dabei stützen die Ergebnisse der Studien bereits überlieferte Heilmethoden, die ursprünglich auf altem Erfahrungswissen beruhten, bringen aber auch neue erfolgreiche Therapieansätze in der Ernährungsmedizin hervor.
Ernährungsbedingte Krankheiten erfolgreich behandeln
In der Gesamttherapie leichterer oder schwererer Erkrankungen spielt die Ernährung eine herausragende Rolle und kann das Zünglein an der Waage sein, wenn es um den ganzheitlichen Heilungserfolg geht.
Denn die Ernährung ist laut der Ernährungsmediziner ein so zentraler Faktor für die Gesundheit, dass nahezu alle Erkrankungen durch eine gezielte Umstellung der Ernährung geheilt oder zumindest gelindert werden können. Beispiele wären:
- Nahrungsmittelintoleranzen (Lactose, Fructose, Histamin, Gluten)
- Diabetes mellitus Typ 2
- Morbus Crohn, Zölliakie, Reizdarmsyndrom
- Verstopfung
- Sodbrennen
- erhöhte Blutfettwerte oder Fettstoffwechselstörungen
- chronische Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Nieren
- Gicht, Rheuma
- Osteoporose
- Neurodermitis
- Bluthochdruck
- MS (Multiple Sklerose)
- Fettleber
- Adipositas
- Migräne
- Krebs
Was genau passiert in der ernährungsmedizinischen Therapie?
Mediziner verstehen unter Ernährung das Essen und Trinken. Beides versorgt unseren Organismus mit Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Fetten, Eiweißen, Vitaminen und Spurenelementen. Daher werden zu Anfang einer medizinischen Therapie zunächst alle bisherigen Ernährungsgewohnheiten erfragt, weitere körperliche Untersuchungen durchgeführt und Blutwerte gemessen.
Nach Auswertung des kompletten Befundes und im Zusammenhang bisheriger oder drohender Erkrankungen kann abgeleitet werden, ob ein Überfluss oder Mangel bestimmter Nährstoffe im Organismus besteht.
Ernährungsmediziner stellen dann einen geeigneten Ernährungsplan zusammen, der auch die Häufigkeit und Portionsgrößen der Mahlzeiten festlegt. Denn nicht nur was wir essen, sondern auch wie oft und wieviel wir essen, spielt für unsere Gesundheit eine große Rolle. E
in solcher Speiseplan bis hin zu einer medizinischen Diät ist für so manchen eine große Umstellung seiner bisherigen Ernährungsgewohnheiten und wird daher meist schrittweise und in enger Abstimmung mit dem Patienten in den familiären und beruflichen Alltag eingeführt.
Bei erfolgreichem Verlauf der Ernährungstherapie kann die Verabreichung erforderlicher Medikamente, wie zum Beispiel gegen Rheuma oder Bluthochdruck, langsam reduziert oder sogar ganz eingestellt werden. Im besten Fall kann die Ernährungstherapie die Medikamentation gänzlich ersetzen und dem Patienten entstehen keine weiteren Nebenwirkungen im Rahmen der Therapie.
Mehr Lebensqualität durch Ernährungsumstellung
Wichtig bei einer Ernährungsumstellung ist die Erhaltung der Lebensqualität. Ein neuer Speiseplan berücksichtigt daher auch individuelle Vorlieben und liebgewonnene Gewohnheiten. Denn dies trägt vor allem zu einem guten Gefühl und damit zum Seelenwohl auch während einer strengen Therapie bei, denn die meisten Menschen fürchten zu Beginn am meisten den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder Essensrituale.
Die therapeutische Begleitung umfasst daher auch Feedback-Gespräche und psychologische Unterstützung, so dass die grundlegende Motivation bei der Umstellung immer die Heilung ist. Damit stellt die Gesundheit als Ziel der Therapie den größten Gewinn an echter Lebensqualität dar.
Wie schnell wirkt die Ernährungstherapie auf die Gesundheit?
Am Anfang einer ernährungsumstellenden Therapie ist es wichtig, die richtige Motivation zu haben und dadurch die entsprechende Selbstdisziplin zu entwickeln. Mit einem konkreten Ziel vor Augen, zum Beispiel Erfolg beim Abnehmen, Schmerzen reduzieren oder gar eine Krankheit heilen, ist es am leichtesten, eine Therapie zu beginnen.
Auch sollte man nicht in Zeiten von akutem Stress eine Ernährungsumstellung beginnen, da die meisten Menschen dabei schnell ihr Ziel aus den Augen verlieren und gerne wieder in alte, gewohnte Verhaltensmuster zurückfallen. Auf die süße Nascherei am späten Abend folgt dann ein schlechtes Gewissen – und dann der zerstörerische Gedanke: “Jetzt habe ich es eh wieder verbockt, nun kann ich auch wieder so weitermachen wie bisher.”
In diesen Negativ-Kreislauf geraten viele Menschen, die eine Therapie abbrechen oder gar nicht erst beginnen wollen. Aber gerade am Anfang wird eine große Motivation und Willenskraft benötigt. Wer diese aufbringt und durchhält, der wird schon innerhalb von ein paar Wochen positive Veränderungen wahrnehmen und kann stolz auf sich sein!
Therapieerfolg durch Steigerung des Selbstbewusstseins
Der Therapieerfolg macht aber nicht nur körperlich gesund, sondern trägt auch ganz erheblich zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls und Selbstbewussteins bei. Und das regt einen Positiv-Kreislauf der Motivation an, der für die weitere Therapie maßgeblich ist. Denn im Laufe der Zeit stellt sich der gesamte Stoffwechsel um und ein langfristiger Erfolg entsteht, wenn die Ernährungsumstellung gelungen ist und der Körper nachhaltig daran gesundet.
Functional Food: Falsche Gesundheitsversprechen in der Werbung
Seitdem medizinisch nachgewiesen ist, dass die Ernährung uns heilen oder Krankheiten lindern kann, versucht die Lebensmittelindustrie diese Erkenntnis für sich nutzbar zu machen und verkauft Produkte mit konkretem Gesundheitshinweisen, sogenanntes Functional Food. Ob “Balance”, “Light”, “Fitness” oder “wenig Fett” – Durch Produkte mit Gesundheitsversprechen wie diesen sollte man sich nicht ködern lassen.
Ernährungsmediziner bezweifeln den Wahrheitsgehalt der Aussagen und die Wirkung der Produkte mit solchen Etiketten. Denn schon ein Schokoladenpudding erfährt durch die Zugabe ein paar Milligramm Vitamin C durch den Hersteller eine wundersame Wandlung zum “gesunden Schokopudding”.
Das mittlerweile überall erhältliche Eiweißbrot (low carb) soll ja besonders satt machen und die Pfunde purzeln lassen, dabei hat es mehr Kilokalorien als normales Weizenbrot. Und Diätprodukte sollen beim Abnehmen helfen, doch haben sie tatsächlich auf längere Sicht den gegenteiligen Effekt.
Besonders Abnehmwillige sollten sich die Nährwerttabellen der Produkte ganz genau anschauen, denn die Hersteller machen die Portionen besonders klein, um auch die Inhalte von Zucker und Fett besonders gering erscheinen zu lassen.
Menschen mit Übergewicht oder ernährungsbedingten Krankheiten sollten daher beim Einkauf ganz genau hinschauen und sich lieber medizinisch beraten lassen, statt zu Produkten mit lockenden Werbeversprechen zu greifen.