Trauen Sie der Schulmedizin? Oder sind Sie ein Verfechter der alternativen Heilmethoden? Eine neue therapeutische Entwicklung befindet sich zurzeit zwischen der Alternativmedizin und der Schulmedizin. Gemeint sind die verschiedenen Ansätze der Klopftechniken. Einer der bedeutendsten Weiterentwickler dieser Verfahren, Dr. Michael Bohne, stellt uns seine Methode vor.
Ich möchte Sie nicht mit den ganzen unterschiedlichen Klopftechnik-Verfahren verwirren, deswegen gebe ich Ihnen nur ein paar Eckdaten. Die Wirksamkeit des Klopfens hat ursprünglich der Arzt George Goodheart entdeckt. Er hat festgestellt, dass das Klopfen auf verschiedene Körperstellen Stress und auch traumatischen Stress reduzieren kann, hat das aber eher auf Körperebene angewendet.
Dann hat die Psychotherapie das Verfahren für sich entdeckt und weiterentwickelt und die unterschiedlichen Klopftechniken wie TFT, EFT und MET sind enstanden, die sich eigentlich alle nur darin unterscheiden, wie sie strukturiert sind. Einige sagen, man muss bestimmte Punkte beklopfen, andere, dass es egal sei, welche Punkte beklopft werden. Was diese Verfahren alle gemeinsam haben, ist ihre Wirkhypothese: In der klassischen Klopftechnik nimmt man an, dass das Klopfen aufgrund der Energieflüsse durch die Meridiane funktioniert. Ähnlich wie die Akupunktur.
Und hier wird es jetzt interessant, denn das halte ich für völligen Unsinn. Unter Anderem aus diesem Grund habe ich den Ansatz PEP – Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie – entwickelt.
Die Wirkhypothesen der Klopftechnik PEP
- Neuro-Hormonale Wirkhypothese: Das Berühren der Haut setzt stressreduzierende Hormone frei. Wenn man selbst klopft wird durch die aktive Handlung außerdem Dopamin freigesetzt, ein Glückshormon.
- Zunahme des kortikalen Blutflusses: Man hat in einigen Studien festgestellt, dass die Stimulation von Fingerkuppen und Gesichtshaut zu einer Mehrdurchblutung in der Großhirnrinde führt. Dies könnte erklären, warum die Vernunft wieder an Bord kommt, wenn man bei Ängsten klopft.
- Selbstberuhigung durch Selbstberührung: Der Hirnforscher Martin Grunwald aus Leipzig hat in Studien festgestellt, dass Menschen durch Selbstberührung ihren Stresslevel deutlich senken und ihr Gehirn wieder besser arbeitet, sodass sie sich wieder besser Dinge merken können.
- Der Neuro-Biologische Ansatz: Ängste und Phobien sitzen im Mittelhirn, im Limbischen System. Hier geht es vor allem um Emotionen und Triebe. Durch Reize von außen soll die Angst-Verknüpfung gestört werden.
Man merkt sofort, dass diese Ansätze wissenschaftlich ganz anders untermauert werden können. Niemand kann Meridiane wissenschaftlich nachweisen. Selbst die Akupunkturforschung sagt, dass das Energie-Modell nicht erklären kann, warum Akupunktur funktioniert. Die Hypothese auf Hormon-Basis klingt schon plausibler, niemand kann schließlich den positiven Effekt von Berührungen bestreiten.
Die Schlaganfall-Forschung liefert uns Hinweise, dass taktile Reize für eine bessere Durchblutung des Gehirns sorgen. Meiner Meinung nach ist jedoch der neuro-biologische Ansatz der Schlüssel zum Erfolg.
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Während einer Klopftechnik-Sitzung ruft sich der Klient das Thema ins Bewusstsein, um das es ihm geht und das behandelt werden soll. Zum Beispiel Flugangst. Wir nennen das “Das Problem aktivieren”. Der Klient denkt intensiv ans Fliegen, bis der Stress ausgelöst wird und die Flugangst tatsächlich spürbar ist. Dann klopft der Klient selbst auf verschiedene Stellen des Körpers, es werden Augenbewegungen gemacht und gesummt, es werden also Reize ins Gehirn gesendet.
- Durch das Einströmen vieler gleichzeitiger Reize ins Gehirn werden neue Verknüpfungen zwischen Hirnarealen geschaffen
- Durch diese Reize wird die im Kopf eingerastete Stress-Spirale durchbrochen
Sie sehen, das hat nichts mit mysteriösen Energieströmen zu tun, sondern ist ganz einfach zu erklären. Nun werden Sie vielleicht sagen: Aber das Klopfen funktioniert ja nicht immer! Stimmt, bei etwa 10-20 Prozent der Probleme bringt das Klopfen keine Verbesserung. Dies hat jedoch auch eine leicht zu verstehende Erklärung und hier liegt die Stärke von PEP, da ich das Wissen aus Psychologie und Psychotherapie in meinen Ansatz mit einbezogen habe.
Die “Big-5-Lösungsblockaden” der PEP
Vereinfacht gesagt gibt es zwei große Themenblöcke von Problemen. Die einen sitzen im Mittelhirn, sie sind quasi körperlich im Gehirn verankert. Dazu gehören Phobien oder auch leistungsminderndes Lampenfieber. Wenn es nur dort festhängt, dann können diese Probleme durch Klopftechnik behandelt werden.
Anders ist das mit Problemen, die im Vorderhirn sitzen. Dort sind unsere Werte angesiedelt, unsere Beziehungsmuster und Glaubenssätze. Man kann sagen, dort liegen unsere “Kopfprobleme”. Die wichtigsten fünf davon habe ich die “Big-5-Lösungsblockaden” genannt:
- Selbstvorwürfe
- Vorwürfe anderen gegenüber
- Erwartungshaltungen an andere Menschen
- Altersregression: Sich kleiner fühlen, als man ist
- Para-/Dysfunktionale Loyalität: Innere Verbundenheit mit anderen im Leid
All diese Probleme haben etwas mit sich selbst und mit der Einstellung sich selbst gegenüber zu tun. Hier muss ganz konsequent an Selbstakzeptanz gearbeitet werden, denn dort liegt meist das Zentrum der Blockade. Und solche Blockaden kann man nicht durch reines Klopfen beseitigen, das ist vorhersagbar.
Warum muss man selber klopfen?
- Nicht alle Menschen mögen es, von Fremden berührt zu werden. Vor allem in der Traumatherapie kann ich einen Patienten nicht einfach anfassen oder beklopfen!
- Wenn man selbst klopft, macht man die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Wenn man das Klopfen beherrscht, braucht man niemand anderen dafür.
- Gerade im Bereich der Traumatherapie ist es ratsam, wenn auch der Zuhörer, also der Therapeut sich selbst beklopft, um das Gehörte besser zu verarbeiten. Ansonsten besteht die Gefahr einer sogenannten sekundären Traumatisierung.
PEP lässt sich durch seine Wirksamkeit bei Phobien und einmaligen traumatischen Erlebnissen wie Autounfällen oder einem Banküberfall gut mit Verhaltenstherapie, der Tiefenpsychologie oder anderen Ansätzen kombinieren und wird damit auch immer häufiger von den Krankenkassen unterstützt, da man die Vorgehensweise von PEP sehr gut verhaltenstherapeutisch oder psychodynamisch erklären kann, es sich gut in diese Methoden integriert und zu Prozessbeschleunigungen führt. Über energetische Modelle begründete Klopftechniken fallen durch unser Gesundheitssystem allerdings durch.
PEP besteht neben den Klopf-Tools und den Big Five noch aus einem Test, um unbewusste Konflikte und para-/dysfunktionale Loyalitäten im Leiden aufzudecken und zu bearbeiten und aus einem sehr differenzierten Selbstwerttraining. Diese beiden Tools machen den Schwerpunkt von PEP aus und können in der Selbstbehandlung nicht gut angewandt werden, da man ein therapeutisch erfahrenes Gegenüber braucht.
Die reine Klopftechnik PEP können Sie im Prinzip aber auch selbst lernen. Dafür habe ich ja auch mein Buch „Bitte klopfen“ geschrieben. Ich erhalte oft E-Mails von Menschen, die sich das Buch gekauft haben und denen es nun viel besser geht. Natürlich kann es auch passieren, dass es so aussieht als würde sich ein Problem erst einmal verschlimmern. Aber bedenken Sie:
Eine Verschlechterung eines Problemes, wenn man beginnt daran zu arbeiten, ist nichts Schlechtes. Es zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist und dem Kern des Problems näher kommt. Wenn ein solcher Fall eintritt, sollten Sie aber professionelle Hilfe aufsuchen, denn unter Umständen ist das Problem zu groß für Sie alleine.
Aufgezeichnet von: Manuela Hartung