Im letzten Herbst warb ein Veranstalter auf Facebook für das erste groß organisierte Klamottentausch-Event in Köln. Die Idee hinter der Veranstaltung mit dem vielversprechenden Namen „Substitut“ war simpel: Alle Teilnehmer zahlten 5 Euro Eintritt und konnten dafür bis zu 12 eigene Kleidungsstücke gegen die Klamotten anderer Leute eintauschen.
Den Aspekt der Nachhaltigkeit erwähnte der Veranstalter zwar nicht – doch beim genaueren Betrachten bietet der Klamottentausch eine ideale Möglichkeit zum bewussteren, verantwortungsvolleren und somit nachhaltigeren Umgang mit Kleidung. Eine Verlängerung des inzwischen immer kürzer werdenden Kleidungs-Lebenszyklus und eine Alternative zur Altkleidersammlung sozusagen. Nachhaltige Ambitionen waren aber ehrlich gesagt nicht der Grund dafür, dass ich mich unter die „Substitutler“ mischte: Ich wollte einfach endlich ein paar alte Kleidungsstücke loswerden. Und außerdem hatte ich natürlich die Hoffnung, meinerseits ein paar schöne Teile abzustauben.
Klamottentausch – der nachhaltige Kleidermarkt der Zukunft?!
Als Location für die erste Kölner Klamottenbörse diente eine schmucklose Lagerhalle auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld. Immerhin gab es Musik und Kuchen. Durch die ganze Halle hatte der Veranstalter Wäscheleinen gespannt, auf denen die abgegebenen Kleider der Größe nach sortiert waren. Ich hatte in meinem Kleiderschrank ein paar richtige Schätze gefunden, die ich unter das Tauschvolk brachte: Keine Markenware, aber alles Klamotten, die gut instand waren, die ich aber aus verschiedensten Gründen selten bis nie trug. Beim ersten Abgehen der Wäscheleinen musste ich jedoch schnell feststellen, dass viele andere Teilnehmerinnen (es waren tatsächlich zu etwa 90% Frauen) das Event als Gelegenheit genutzt hatten, sich ihrer abgetragenen und ausgeleierten Uraltklamotten zu entledigen. Die meisten Sachen hätten normalerweise gerade noch für die Altkleidersammlung getaugt. Während ich also beobachten konnte, wie meine Kleidungsstücke innerhalb von 10 Minuten begeisterte Abnehmerinnen fanden, handelte es sich beim Großteil der restlichen Tauschware eher um eine Lumpen- als um eine Kleideransammlung. Als ich das Event nach 2 Stunden mit leeren Tüten verließ, waren die Wäscheleinen noch immer ziemlich voll. Trotz des freien Zugangs hatten sich für die meisten Kleidungsstücke demnach keine Abnehmer mehr gefunden.
Mein erstes Klamottentauscherlebnis war also ziemlich ernüchternd: Wie oft, wenn es Dinge umsonst gibt, nutzten die Substitut-Teilnehmer zwar gerne die Gelegenheit, sich umsonst neu einzukleiden. Den eigenen „Einsatz“ wollten die meisten dabei aber wohl so gering wie möglich halten. Deswegen funktionierte das Tauschprinzip in diesem Fall leider nur sehr eingeschränkt. Aber das Konzept kann auch aufgehen, wie ich zum Glück ein paar Wochen später feststellte: Eine Freundin von mir zog in eine andere Stadt und nutzte die Gelegenheit, ihren Kleiderschrank auszumisten. Das brachte sie auf die Idee, den Klamottentausch einfach im kleinen Kreis unter Freundinnen zu veranstalten. Und siehe da: Für einen Großteil der Kleidungsstücke fand sich eine neue Besitzerin. Wahrscheinlich klappt das Tauschgeschäft einfach dann am besten, wenn es nicht als großes Event, sondern innerhalb einer kleineren Gruppe (idealerweise natürlich noch mit ähnlichem Geschmack) organisiert wird. Anscheinend ist die Versuchung, den eigenen Freunden irgendwelchen Uralt-Ramsch andrehen zu wollen, einfach etwas geringer.