Kirschen! Da werden Erinnerungen wach, wie man sich als Kind mit Kirschenpärchen als Ohrgehänge schmückte, wie man Kerne spuckend im Geäst des Kirschbaums hockte , das saubere Sonntagshemd vor dem Kirchgang verschandelte oder die Gier nach den süßen Früchten mit dem ersten Beinbruch bezahlte. Etwa nicht?
Sommerzeit ist Kirschenzeit! Das heißt Kirschen essen an der frischen Luft bei Sonnenschein. Während im April und Mai noch die blühenden Kirschbäume mit ihrem Anblick verzaubern, gibt es in der Kirschen-Erntezeit zwischen Juni und August die reifen, saftigen Früchte überall zu kaufen und zu pflücken.
Kirschen zählen – hättest du es gewusst? – als Steinobst zu den Rosengewächsen (Rosaceae). Bei den Süßkirschen sind die Herz- und die Knorpelkirsche bekannte Vertreter. Die Herzkirsche zeichnet sich durch eine saftige und weichfleischige, die Knorpelkirsche durch eine eher festere Fruchtkonsistenz aus. Kirschen sind im Juni und Juli aus heimischem Anbau erhältlich.
Ob sauer oder süß, der Ursprung der Kirschen ist identisch
Die uns heute bekannte Form der kultivierten Kirsche war ursprünglich in der Gegend rund um das Schwarze Meer angesiedelt. Der römische Feldherr Lukullus nahm 74 v. Chr. einige Pflanzen aus der Hafenstadt Kerasos, die heute Giresun heißt und in der Türkei liegt, nach Italien mit. Von dort aus verbreitete sich die Kirsche bis nach Nordeuropa.
Das Wort Kirsche geht auf Kerasos zurück, sozusagen „die Frucht aus Kerasos“. In vielen europäischen Sprachen findet sich bei den Ausdrücken für Kirsche ein Bezug zum Wort „Kerasos“. Heute wird die Kirsche in allen gemäßigten Klimazonen der Welt angebaut. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts unterscheidet man zwischen Süß- und Sauerkirschen.
Die Römer brachten die Steinfrucht über die Alpen an den Bodensee. Versierte Obstbauern züchteten neue Sorten, mehr als tausend kennt man heute. Sie tragen rote, gelbe oder fast schwarze Früchte, die kugel- oder herzförmig sind, mal weich, mal fest, mal groß, mal klein.
Verschieden Sorten schmecken so unterschiedlich wie sie aussehen. Deutschland ist eines der weltweit größten Anbauländer für das beliebte Steinobst; die Kirschbaumblüte in Gegenden rund um den Kaiserstuhl und in Rheinhessen zwischen Mainz und Ingelheim lockt jährlich viele Touristen an.
Inhaltsstoffe – Unter der Haut der Kirschen steckt viel Gesundes aber wenig Kalorien
Ob süß oder sauer – Kirschen sind eine kalorienarme Nascherei! – denn in den Kirschen stecken kaum Kalorien: 100 Gramm Süßkirschen haben gerade einmal 52 kcal. Mit dem Verzehr von Kirschen kannst du eigentlich nicht viel verkehrt machen. Zwar enthalten Kirschen Mineralstoffe und Vitamine in eher bescheidenen Mengen, aber immerhin noch 12-15 mg Vitamin C in 100 g Kirsche. Außer Vitamin C versorgen dich Kirschen noch mit Beta-Carotin, den Vitaminen B1, B2, B6, C sowie Folaten (Folsäure).
Kirschen sind reich an den Mineralstoffen Kalium, Phosphor, Eisen, Calcium und Magnesium. Besonders Eisen und Kalium sind hervorzuheben und auch das Spurenelement Zink ist enthalten. Der Calciumgehalt der Süßkirsche ist doppelt so hoch wie jener der Sauerkirsche (Süßkirsche: 17 mg/100 g, Sauerkirsche: 8 mg/100 g).
Wie unterscheiden sich Süßkirsche und Sauerkirsche?
Auch wenn die Unterschiede zwischen Süß- und Sauerkirschen (Weichseln) nur gering sind, so wollen wir doch einen kurzen Blick darauf werfen. Die süßen Vertreter haben mit 13,3 g/100 g einen etwas höheren Zucker- und damit auch Kaloriengehalt von 63 kcal/100 g als Weichseln (9,9 g Kohlenhydrate/100 g; 53 kcal/100 g).
Die Unterschiede in den Vitamingehalten sind minimal: einzig der Gehalt an Carotinoiden liegt weit auseinander. Die Weichsel hat mit 40 µg/100 g einen deutlich höheren Gehalt an Vitamin-A-Äquivalenten als die Süßkirsche mit nur 6 µg/100 g. Ein µg Vitamin-A-Äquivalente entspricht sechs µg Beta-Carotin.
Es wäre müßig, wenn du dir wegen solcher Unterschiede den Kopf bei der Ernährungsplanung zerbrechen wolltest.
Was ist so gesund an Kirschen?
Ernährungswissenschaftler empfehlen Kirschen auch wegen ihrer bioaktiven Inhaltsstoffe. Vor allem sind es Anthocyanen: Diese natürlichen Farbstoffe zählen zur Gruppe der Polyphenole und bringen eine ganze Palette von gesundheitlichen Pluspunkten. Auf die Körperzellen haben Anthocyane zum Beispiel eine nachgewiesene Schutzwirkung, etwa gegen Entzündungen, vorzeitige Alterungsprozesse und vermutlich auch gegen Krebs.
Neuere Forschungen lassen auch vermuten, dass Kirschen dank des hohen Gehalts an Anthocyanen die Beschwerden bei Rheuma lindern können. Außerdem liefern Kirschen sekundäre Pflanzenstoffe, die das Immunsystem stärken.
Die enthaltenen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, darunter Flavonoide und Phenolsäuren, sind besonders gesund, unter anderem wirken diese antioxidativ. All diese Vorzüge bieten besonders dunkle Kirschen, die einen hohen Anteil der natürlichen Farbstoffe enthalten.
Kirschen und Wasser – macht das wirklich Bauchschmerzen?
Wer mag, kann zu den Kirschen übrigens problemlos Wasser trinken. Das alte Gerücht, Kirschen und Wasser würden Bauchschmerzen verursachen, ist mittlerweile längst widerlegt. Bauchweh kriegt höchstens, wer zu viele Kirschen isst, denn wie jedes Obst und Gemüse verursachen sie in großen Mengen Blähungen; deshalb solltest du rechtzeitig aufhören.
Wahrscheinlich kommt die Volksweisheit daher, dass sich früher mehr Keime im Trinkwasser befanden, die dann gemeinsam mit den Keimen auf der Kirsche Gärprozesse auslösen konnten. Da unser heutiges Wasser aber recht keimfrei ist, ist die Gefahr von Bauchschmerzen beim Kirschenessen eher gering, solang man nicht viel zu viele isst.
Kirschen bereichern die Sommerküche
Leckere Kirschen-Rezepte stehen hoch im Kurs. Ob als Marmelade, Kompott, Saft, Schnaps, im Kuchen, mit Zucker veredelt, gekocht zu Waffeln oder einfach nur roh und frisch vom Baum – Kirschen schmecken nicht nur köstlich süß. Kirschen werden zu unterschiedlichsten Süßspeisen wie zum Beispiel Aufläufen, Kuchen, Torten, Strudeln und Desserts verarbeitet.
Ein bis zwei Tage halten sie sich im Kühlschrank, dann werden sie braun und ungenießbar. Vor dem Essen sollten die Kirschen zum Waschen in stehendem Wasser vorsichtig umgewälzt werden, da die dünne Haut unter einem fließendem Wasserstrahl schnell aufplatzt.
Kirschen direkt essen, nicht lagern!
Kirschen sind leicht verderblich und nicht zum langen Lagern geeignet. Sie halten sich ein bis zwei Tage im Kühlschrank, am besten in einem Plastikbeutel verpackt. Erst kurz vor Verzehr waschen, da sie sonst schnell faulen.
Knorpelkirschen lassen sich im Kühlschrank mit bis zu zehn Tagen etwas länger lagern. Kirschen mit eher weicherem, saftigem Fruchtfleisch (z.B. Herzkirsche) sind druckempfindlicher. Achtung: Beschädigte Kirschen werden leicht von Schimmel befallen.
Nur reife Kirschen kaufen oder pflücken, sie reifen nicht nach; keine verletzten, aufgeplatzten oder braunen Kirschen wählen. Glanzlose Kirschen können von Maden befallen sein; Proteine kannst du dir anders bersorgen. Ordentlich gepflückte Süßkirschen haben einen Stiel. Die roten Früchte eignen sich – entkernt oder nicht – hervorragend zum Einfrieren.