In unserer Reihe “Gelassenheit Erlernen” veröffentlichen wir Auszüge aus dem Buch “100mal gelassener” von Thomas Hohensee, Autor und Coach für Persönlichkeitsentwicklung. Darin werden die wichtigsten Fragen zum Thema Gelassenheit beantwortet. In unserem zehnten Teil fragen wir:
“Wird man mit zunehmenden Alter gelassener?”
Kann sein oder auch nicht. Jedenfalls liegt es nicht am Älterwerden allein. Nur wenn man Gelassenheit trainiert, wird man gelassener. Dazu muss man nicht unbedingt ein Buch zum Thema lesen.
Viele lernen einfach aus ihren Erfahrungen. Sie fallen ein paarmal »auf die Schnauze«, um es drastisch zu formulieren, und merken auf die harte Tour, dass sie keine Chance haben, gegen den Stress zu gewinnen. Er macht sie auf Dauer fertig.
Erfahrung macht gelassener
Daraus ziehen sie den Schluss, dass sie umkehren müssen, und so werden sie mit zunehmendem Alter gelassener. Es ist ja nicht so, dass die Leute nicht wüssten, was sie besser tun und lassen sollten. Aber sie ändern sich nun einmal ungern. Nur wenn es keine andere Wahl gibt, lenken sie ein.
Jedoch nicht alle. Nicht wenige sterben lieber, als dass sie von ihrem selbstmörderischen Trip ablassen. Stress ist ein Killer. Das muss man sich ganz klarmachen.
Wer glücklich und entspannt alt werden will, sollte ohne Stress leben
Es werden nur diejenigen alt, die einen Weg finden, relativ stressfrei zu leben. Die anderen verabschieden sich nach und nach. Deshalb findet man unter den Älteren mehr glückliche und entspannte Menschen als unter den Jüngeren. In den ersten Lebensjahrzehnten verzeiht der Körper vieles. Er hofft, dass seine TrägerIn ein Einsehen hat und versteht, warum er/ sie so viel Schmerz und Leid erlebt.
Selbst über das Schicksal entscheiden
Stress ist kein unentrinnbares Schicksal. Wer seine Kindheit überlebt, hat grundsätzlich die Chance, sein Leben in die Hand zu nehmen und seines Glückes Schmied zu sein. Als Kind hat man nur begrenzte Freiheit und ist daher weniger verantwortlich für das, was mit einem passiert.
Mit jedem Lebensjahr, das hinzukommt, kann man jedoch immer weniger geltend machen, die Eltern seien schuld. Von Erwachsenen erwartet man zu Recht, dass sie ihre Wahlmöglichkeiten positiv nutzen. Das heißt nicht, dass jeder unbegrenzte Wahlmöglichkeiten hat. Aber selbst wenn man am Anfang seines Lebens Pech hatte, kann und sollte man später die zahlreichen Hilfsangebote annehmen, die die Gesellschaft einem für den Fall anbietet, dass die Kindheit miserabel war.
Nicht die Politik und Gesellschaft bestimmen über unser Glück, sondern wir selbst
Manche leugnen, dass jeder seines Glückes (und seiner Gelassenheit!) Schmied sei. Das beruht auf einem Missverständnis. Selbstverständlich spielen die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse eines Landes eine große Rolle. Neoliberale PolitikerInnen reden von Freiheit und Verantwortung und meinen Privilegien und Benachteiligungen. Aber deshalb darf man ihnen nicht die Deutungshoheit überlassen.
Freiheit bleibt ein hoher Wert, auch wenn der Begriff grob missbraucht wird. Man sollte sie in jeder denkbaren Weise nutzen, um sein Glück und seine Gelassenheit zu finden, trotz aller Hindernisse, die einem in den Weg gelegt werden.