Immer häufiger findet man in Supermärkten Produkte, die als glutenfrei gekennzeichnet sind. Häufig auch mit dem Bild einer durchgestrichenen Getreideähre. Dieses Siegel erinnert schnell an Bio-Siegel und legt den Verdacht nahe, dass Gluten und wohlmöglich gar Getreide selbst ungesund seien. Ist es wirklich gesünder, auf Getreideprodukte per se zu verzichten?
Erst einmal: Es ist gut, dass immer mehr Produkte angeboten werden, die kein Gluten enthalten. Aber nicht, weil es ansich ungesund ist, sondern weil es Menschen gibt, die an einer Krankheit leiden, die es ihnen unmöglich machen, diesen Stoff so zu verarbeiten wie der Rest der Menschheit.
Zwar gibt es immer mehr Menschen, die freiwillig auf Gluten verzichten, erschreckend viele von ihnen wissen jedoch nicht einmal, was genau das eigentlich ist, oder warum es denn gesund sein soll, nichts davon zu sich zu nehmen.
Glutenunverträglichkeit ist eine Krankheit, keine Modeerscheinung
Schauen wir uns also erst einmal das Gluten genauer an. Gluten ist ein Gemisch aus verschiedenen Proteinen, ein Klebereiweiß, das in vielen Getreidesorten wie Weizen, Gerste oder Roggen enthalten ist. Richtig gelesen, in vielen, nicht in allen, denn auch Mais oder Reis sind Getreidesorten, enthalten jedoch kein Gluten.
Wer kein Gluten verträgt, kann also nichts zu sich nehmen, das aus Weizen und Co. hergestellt wird. Um sich das einmal genau zu verdeutlichen: Auf der No-Go-Liste stehen etwa Brot, Müsli, Bier, Kekse und Kuchen, Pizza oder Nudeln. Gluten ist außerdem in einer großen Menge industriell gefertigter Lebensmittel enthalten, in Fertigsoßen, Paniermehl, Pulvern und diversen Süßigkeiten. Kurzum: In einem Großteil industriell hergestellter Lebensmittel, sowie einigen wichtigen Grundnahrungsmitteln.
Bei einer Zöliakie löst das Gluten eine chronische Darmentzündung aus – betroffen sind davon jedoch schätzungsweise weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Die anderen 99% haben keinen direkt sichbaren Schaden durch den Verzehr von Gluten, also auch keinen direkten Gewinn durch den Verzicht. Wieso also verzichten sie?
Unverarbeitete Lebensmittel sind gesünder – egal ob mit oder ohne Gluten
Bei der obigen Auflistung lässt sich schon erahnen, wieso viele Menschen auf den Anti-Gluten-Zug aufspringen, denn viele dieser Produkte sind nicht im ursprünglichen Sinne natürlich. Sie müssen, bevor sie verzehrt werden können, verarbeitet werden und werden teilweise mit künstlichen, chemischen Zusätzen angereichert. Süßigkeiten etwa sind häufig reine Kunstprodukte. Auch Industriezucker ist in den meisten Produkten der Lebensmittel-Industrie enthalten. Dass zu viel Zucker ungesund ist, kann wohl niemand bestreiten.
Je mehr Stoffe in einem Lebensmittel enthalten sind, die unser Körper nicht kennt, desto schwieriger ist es für ihn, das Lebensmittel zu verarbeiten. Noch dazu fehlen unter Umständen andere Stoffe, die dabei helfen würden, die gesunden Bestandteile, die vielleicht noch enthalten sind, auch aufzunehmen.
Entfernt man beispielsweise das ganze Fett, kommen fettlösliche Vitamine gar nicht erst im Körper an. Künstlich hergestellte Produkte sind also ein reiner Luxus, der gut schmeckt und auch satt macht, unseren Körper aber nicht versorgt und damit auch nicht gesund hält. Sich hier in Verzicht zu üben ist also keine dumme Idee.
Gluten ist ansich weder gesund noch ungesund
Heißt das jetzt, auf Gluten zu verzichten ist tatsächlich gesünder? Nein. Denn was diese Produkte für uns bedenklich macht, ist nicht das Gluten, sondern die Anreicherung mit künstlichen oder chemischen Stoffen. Getreide ist – ob einem das gefällt oder nicht – eine natürlich gewachsene Pflanze, egal, ob es Weizen oder Reis ist. Die Frage ist nur: Was machen wir damit?
Weizen wird heutzutage zu einem Großteil zu Weißmehl verarbeitet, was im Klartext bedeutet, dass viele der gesunden, im Getreidekorn enthaltenen Stoffe, im Endprodukt gar nicht mehr vorhanden sind. Hier haben wir also wieder den Fall, dass die Industrie einem Lebensmittel Inhaltsstoffe entzieht, die gut für uns wären. Denn Vollkornmehl, das aus den ganzen Körnern gewonnen wird, enthält nach wie vor alle Ballaststoffe, Öle und Mineralstoffe, die etwa für unsere Verdauung förderlich sind.
Tiefkühlpizza ist also weniger gut für uns als ein Schwarzbrot und das hat mit Gluten rein gar nichts zu tun. Wer auf seine Gesundheit achten möchte (und nicht an Zöliakie leidet) ist gut damit bedient, Vollkornprodukte statt Weißmehlprodukte zu kaufen. Teure glutenfreie Ersatzprodukte sind hingegen für Ottonormal-Verbraucher völlig überflüssig. Auch hier gilt jedoch wie bei allem im Leben: Zuviel ist immer ungesund, da ist Schwarzbrot keine Ausnahme. Hört am besten auf euren Körper, denn dieser weiß meistens am besten, was euch bekommt und was nicht.
Rezept: Feigen-Tarte (Glutenfrei, Zuckerfrei)
- 400 g Mandelmehl
- 3 EL Buchweizenmehl
- 3 EL Kokosöl
- 1 Ei
- 8-10 frische Feigen
- 125 g Ziegenjoghurt
- Frischer Thymian und Lavendel
- 2 EL Balsamico-Creme
- 1 EL Honig
- Den Ofen auf 175 Grad Umluft vorheizen.
- Mandelmehl, Buchweizenmehl, Kokosöl und das Ei in einer Schüssel mixen.
- Den Teig in eine Tarte-Form drücken.
- Feigen in Scheiben scheiden.
- Ziegenfrischkäse auf dem Teig verteilen, mit Feigen, Thymian und Lavendel bedecken.
- Für 30 Minuten im Ofen backen.
- Honig und Balsamico-Creme mischen.
- Die Tarte aus dem Ofen nehmen und nach ein paar Minuten die Honig-Mischung darüber gießen.
Rezept: Glutenfreies Zitronen Granola – Selbstgemachte muntermacher Müslimischung
- 500 g glutenfreie Haferflocken
- 6 Medjool-Datteln
- 200 g Mandeln
- 100 g Kokosöl
- 4 EL Kokosblütensirup
- Schale einer Zitrone
- einige Tropfen Zitronenöl
- eine Vanilleschote
- eine Prise Salz
- Den Ofen auf 170°C vorheizen.
- Mandeln, Dattel, Zitronenschale, Vanille und Kokosöl vorbereiten. Dafür die Mandeln grob hacken – händisch oder mit Hilfe einer Küchenmaschine. Den Kern der Datteln entfernen und diese klein schneiden. Die Schale der Zitrone reiben. Dafür unbedingt eine Bio-Zitrone nutzen. Das Vanillemark aus der Schote herauskratzen. Das Kokosöl in einem Dampfbad schmelzen lassen. Je nach Temperatur ist das im Sommer gar nicht notwendig.
- Alle Zutaten mit einem Holzlöffel vermengen. Die Mischung sollte eine klebrige Konsistenz erhalten. Anschließend auf einem Backblech ausbreiten und etwa 10 bis 15 Minuten backen lassen. Dabei nicht aus den Augen lassen. Granola wird schnell zu braun.
- Zum Schluss abkühlen lassen und in einem luftdichten Gefäß aufbewahren.