Lisa Martinek wurde schon 1998, kurz nach ihrer Schauspielausbildung in Hamburg, für ihre Rolle als Fahrradkurierin Lena in „Härtetest“ für den Deutschen Filmpreis nominiert. Bis 2011 ermittelte sie neben Charlotte Schwab in der ZDF-Krimireihe „Das Duo“. Im Herbst kommt Lisas neuester Film in die deutschen Kinos: “Schwester Weiß”. Wie es sich als Schauspielerin lebt und was wir für ein gutes Leben brauchen, darüber spricht Lisa Martinek mit uns bei evidero.
Das Interview führt Annette Coumont.
Liebe Lisa, wenn man dir ins Gesicht blickt, strahlen einen klare grüne Augen und ein offener symphatischer Blick an. Du siehst aus wie eine Frau, die absolut authentisch ist und im Einklang mit sich und ihrem Umfeld lebt…
Das klingt sehr schön, vielen Dank!
Philosophisch in Kürze: Was macht für dich ein gutes Leben aus?
Den Augenblick zu leben und mit den sogenannten Sorgen und Problemen umgehen zu können. Wir müssen nicht alles optimieren. Es muss nicht alles noch effizienter und schneller gehen. In Ruhe zu leben, trotz aller Hektik.
Du bist eine gefragte Schauspielerin und gleichzeitig Mutter von drei kleinen Kindern. Wie schaffst du es – in dieser Grätsche zwischen Familie und Beruf, die viele moderne Frauen betrifft – den Einklang zu wahren, ruhig zu bleiben und gleichsam noch ausreichend Energie zu haben?
Das ist bisher die größte Herausforderung in meinem Leben und ich lerne jeden Tag dazu!
Du machst seit über zehn Jahren aktiv Yoga. Was bedeutet dir deine Praxis? Bringt das Yoga mehr Bewusstsein, Ruhe und Klarheit in dein Leben?
Es hilft mir, ab und zu inne zu halten. Den Rausch des Alltags, in den ich gerate, anzuhalten und mich voll und ganz auf die Praxis zu konzentrieren. Klingt einfach und ist oft so irre schwer.
Im Herbst kommt dein neuer Kinofilm “Schwester Weiß” in unsere Kinos. Im Film spielst du Helene, eine Frau, die durch einen Unfall ihre Familie und ihr Gedächtnis verliert. Im Anbetracht deiner eigenen Situation – wie stark kannst du dich auf eine solch schwierige Rolle einlassen, beziehungsweise dich davon distanzieren?
In meinem Beruf spiele ich andere Leben. Und das hat sehr viel mit Konzentration zu tun. Mit den Gedanken ganz in der Situation zu sein, dem Partner wirklich zuzuhören, auch wenn wir die Szene schon zig mal gespielt haben. Da zu sein und mich selbst von meinen Gefühlen überraschen zu lassen. Wenn das gelingt, gehe ich glücklich nach Hause.
Im Yoga lernen wir über den Körper mehr Achtsamkeit und Konzentration auf das, was wir gerade tun. In diesem Sinne könnte man auch das Schauspiel wie eine Meditation auf eine bestimmte Rolle verstehen?
Absolut!
Pränatal Yoga bei deiner Yogalehrerin Anne Loewer spielte zur Vorbereitung auf deine Geburten eine Rolle. Kannst du uns etwas zu dieser Form des Yoga erzählen? Wie läuft das ab, was nützt es?
Erst einmal hat es mir genützt, mich trotz Kugelbauch noch zu bewegen. Und Anne versteht es auf wunderbare Weise, Mutter und ungeborenes Baby in ihren Stunden zu begrüßen, eine Verbindung zu schaffen, uns vorzubereiten und unsere Lust zu entfachen auf den Vorgang der Geburt.
Natürlichkeit und ein bewusster Lebenstil scheinen für dich wichtig zu sein. Was gehört in deinen Augen noch dazu, um bewusster und mehr im Einklang mit uns selbst und unserer Umwelt zu leben?
Ein Bewusstsein darüber, was ich esse, frische Luft und Bewegung.
Welche Rolle spielt die Ernährung für dich und deine Familie? Ist sie eher gesundheits- oder genussorientiert? Was hältst du davon, wegen des Tierwohls auf Fleisch zu verzichten?
Gesundheit und Genuss sollten sich auf keinen Fall ausschließen, sonst wird es fade! Ich hab auch keine Lust, mich ausschließlich von Quinoa und Grünkern zu ernähren. Die Mischung macht es. Wir essen Fleisch, aber nicht zu viel und ausschließlich biologisch. Wobei Bio nicht Bio ist…
Neben dem Tierwohl gibt es immer mehr Aspekte beim Konsum, die die Nachhaltigkeit im Blick haben. Gerade wenn man Kinder hat, denkt man mit noch mehr Verantwortung an die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen. Worauf achtest du bei deinem Einkauf?
Ich achte sehr auf Nachhaltigkeit und darauf, woher die Lebensmittel kommen. Deswegen ist es für mich ein Genuss, auf dem Markt einzukaufen. Da kenne ich die Händler beim Namen, wir halten ein Schwätzchen, die Kinder kennen sich aus, rennen frei herum und bekommen mit, dass Einkaufen ein Handel ist und man mit Geld bezahlt. Im Supermarkt kenne ich mich vor Angeboten kaum mehr aus und finde nichts, weil es von allem zu viel gibt.
Unsere Gesellschaft lebt von sozialem Engagement, immer mehr Menschen engagieren sich, ob im Umweltschutz oder für soziale und gesundheitliche Zwecke. Auch du engagierst dich ehrenamtlich. Kannst du uns ein wenig von deinem Engagement bei der “Stiftung Atemweg” erzählen? Wie kam es zu diesem Engagement?
Mir war nicht klar, wie wenig das Organ Lunge erforscht ist. Erschreckend wenig. Die Stiftung klärt darüber auf und sammelt Gelder, die direkt in die Forschung fließen. Es ist wichtig, die klassische Trennung von Grundlagenforschung und klinischer Behandlung zu überwinden, damit wissenschaftliche Erkenntnisse früher beim Patienten ankommen.
Unsere Welt verändert sich. Veränderungen des Lebensstils und Umweltschadstoffe machen uns anfälliger für chronische Lungenerkrankungen. Wir müssen achtsamer mit unserem Lebensraum umgehen und müssen uns gleichzeitig der Realtität stellen.
Bei evidero möchten wir unsere Leser dazu inspirieren, jeden Tag bewusst und damit noch etwas besser zu leben. Welche Inspiration oder Tipps kannst du dazu abschließend den Lesern von evidero mitgeben?
Das Leben genießen und gleichzeitig zu schützen!
Liebe Lisa, wir danken dir für das Interview!
www.lisamartinek.de
www.stiftung-atemweg.de
www.anneloewer.de