Die TCM beruht auf fünf Säulen: Neben der bekannten Akupunktur setzt die TCM auch auf die Heilkraft von Ernährung, Bewegung, Naturmedizin und Massage. Mit der Schabe-Technik Gua Sha bietet die TCM eine sanfte Heilalternative für Kopfschmerzen, Rückenleiden, Erkältungskrankheiten und Durchblutungsstörungen. Grit Nusser und Xiaoying Shang, Heilpraktikerinnen TCM und Autorinnen des Buches “Gua Sha. Chinesische Massage für Alle”, erklären hier einige der chinesischen Schabe-Techniken.
In der Gua Sha Massage wird die eingeölte oder feuchte Haut mit speziellen Schabern, Münzen, Porzellanlöffeln oder auch mit einem einfachen Marmeladenglasdeckel geschabt. Dadurch rötet sich in den meisten Fällen die Haut, manchmal entstehen blaue Flecken. Das ist durchaus ein gewünschter Effekt: Das Schaben mit leichtem Druck öffnet die oberflächlichen Blutgefäße und regt die Durchblutung an.
Dies führt zu einer Aktivierung des Stoffwechsels und des Immunsystems: Muskelverspannungen lösen sich und die Ausscheidung von Gift- und Schlackenstoffen wird angeregt. So unterstützt die Gua Sha Massage aus der TCM gerade im feucht-kalten Herbst die Abwehr von Infektionen und hilft bei Erkältungskrankheiten, nicht-entzündlichen Gelenk-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie Durchblutungsstörungen.
Gua Sha Massage: Wichtige Tipps zum Start
Ich möchte Sie ermutigen, Gua Sha bei Beschwerden im Rückenbereich, beispielweise bei Schulter- und Nackenschmerzen auszuprobieren. “Gua” heißt Schaben und “Sha” steht für die Hautreaktion, die durch das Schaben ausgelöst werden kann. Die Rötungen und blauen Flecken können abschreckend aussehen: Informieren Sie Ihren Partner, Familie und Freunde über die Gua Sha Behandlung.
Wenn Sie ihr Kind mit der Schabetechnik behandeln möchten, dann geben Sie vorher in Kindergarten, Schule und den Eltern von Freunden Bescheid, um Missverständnisse zu vermeiden.
Wann darf man die Gua Sha Schabetechnik nicht anwenden?
Doch bevor es los geht, schauen Sie sich unbedingt die Kontraindikationen an. Die Gua Sha sollten Sie lieber nicht anwenden, wenn einer oder mehrere dieser Punkte auf Sie oder die zu behandelnde Person zutreffen:
- bei Blutgerinnungsstörungen oder bei der Einnahme von Blutverdünnern
- über Hautveränderungen (Pickeln, entzündlichen Hautkrankheiten, frischen (!) Narben, Leberflecken und ähnliches)
- Verletzungen und frische Frakturen, Verstauchungen, Verrenkungen
- während der Menstruation und Schwangerschaft (lokale Kontraindikation, das heißt nicht am Bauch und im unteren Rückenbereich)
- sehr starke Erschöpfung, starke Müdigkeit
- schwere Herz- und Kreislaufstörungen, Schlaganfall
- über Implantaten
Diese Empfehlungen ersetzen keinen Arzt oder Heilpraktiker. Sie sollten bei unklaren Beschwerden stets den Rat eines Fachmannes einholen.
Die Schabe-Technik: Anleitung für die Gua Sha Selbstbehandlung
- Ölen Sie die zu behandelnde Stelle mit einem guten Lebensmittelöl ein. Sie können aber auch entsprechende Aromaöle, selbst angesetzte Öle (zum Beispiel Rosmarinöl, Löwenzahnöl, Lavendelöl, Johanniskrautöl) je nach Indikation, oder die Durchblutung fördernde Salben verwenden. Für Babys und kleine Kinder befeuchten Sie die Stelle einfach mit etwas Wasser, noch besser mit frischen Ingwersaft (Wurzel reiben und dann ausdrücken).
- Verwenden Sie einen Schaber. Das könnte ein professioneller Jade- oder Kunststoffschaber, ein Porzellanlöffel oder der Twist-off-Deckel eines Einmachglases sein. In Korea werden auch Münzen verwendet.
- Schaben Sie, je nach Stelle, in kurzen oder etwas längeren (ca. 8-10 cm) Strichen mit angepasstem Druck in einem Winkel von höchstens 45° gleichmäßig überlappend über die Haut. Wenn sich die Haut rötet, gehen Sie weiter zur nächsten Stelle. Es kann aber sein, dass bei sehr verspannten Stellen oder einer Cortisontherapie die Rötung erst im Anschluß an die erste oder zweite Behandlung auftritt. Sehr verspannte Stellen können auch schmerzhaft sein. Die Rötung wird meist nach zwei Tagen blau und verschwindet nach circa fünf bis sechs Tagen wieder. Die Schmerzen ähneln dem Gefühl, das Sie von einem Muskelkater kennen.
- Die Behandlung sollte etwa 20 – 25 Minuten dauern und wird frühestens nach zwei Tagen, spätestens nach Abklingen der Rötung oder der Schmerzen wiederholt werden.
- Trinken Sie nach der Behandlung ein Glas lauwarmes Wasser. Dadurch sollen „Giftstoffe“ und „Stoffwechselschlacken“ ausgeschwemmt werden.
In seltenen Fällen kann es zu Schwindel, Kreislaufstörungen, Blässe oder Schweißausbruch kommen: Stoppen Sie die Behandlung, trinken etwas Wasser mit Honig und legen sich hin.
Rund um Kopf und Rücken: Wo Gua Sha helfen kann
- bei Rückenschmerzen: Fühlen Sie am Rücken erst nach Myogelosen (Muskelknoten), schaben dann paravertebral (neben der Wirbelsäule) mit entsprechendem Druck und entsprechender Strichlänge bis zum Lendenwirbelbereich. Nicht über die Wirbelsäule auf die andere Seite wechseln, sondern erst die eine, dann die andere Seite schaben. Anschließend über die Myogelosen schaben.
- bei Schulter- und Nackenschmerzen: Schaben sie den Nacken zuerst rechts und links neben der Wirbelsäule und dann die rechte und linke Schulter
- „Anti-Aging“ im Gesicht: nehmen Sie für das Gesicht Mandelöl, Arganöl oder Wasser. Benutzen Sie einen kleinen Schaber und schaben Sie mit vorsichtigem Druck entlang der Muskelverläufe. Keine Angst, es gibt keine blauen Flecken! Aber durch die verbesserte Durchblutung sieht die Haut frischer aus und fühlt sich praller an.
- bei Erkältungskrankheiten: Gut wirken hier Mentholsalben oder Japanisches Heilpflanzenöl, beides mit einem Öl verdünnen! Schaben Sie rechts und links des Brustbeins, anschließend an den Rippenbögen und unter dem Schlüsselbein. Wechseln Sie auf den Rücken und schaben die Wirbelsäule, die Rippenbögen und an den Schultern entlang.