Viele Menschen leiden jahrelang chronisch unter anhaltenden Rückenschmerzen. Die Schmerzen kommen und gehen, scheinbar ohne jegliche Vorwarnung. Vor allem, wenn die Schmerzen immer wieder willkürlich auftreten, ohne eine zu diesem Zeitpunkt konkret auslösende Ursache, entstehen Gefühle von Machtlosigkeit, Sinnlosigkeit, Kontrollverlust und Stress.
Von Rückenschmerzen besonders betroffen: Kontrollierte Menschen und Perfektionisten
Besonders oft scheinen Menschen davon betroffen, die ihr Leben gerne unter Kontrolle haben und perfektionistisch sind. Sie stehen meist mitten im Leben, sind berufstätig, haben möglicherweise auch Kinder und Familie. Für diese Menschen sind chronische Schmerzen fatal. Die meisten machen aber einfach ihre Arbeit weiter und versuchen die Schmerzen zu unterdrücken, oft mit Schmerzmitteln.
Klassische medizinische Therapie ist bei Rückenleiden meist erfolglos
Im Falle von Rückenschmerzen durchläuft jeder Betroffene erst mal die übliche klassisch medizinische Behandlung: Schmerztabletten oder Spritzen, meist mit Entzündungshemmern kombiniert, Physiotherapie, Chiropraktik oder zu guter Letzt gar eine Rücken-Operation. Selbst auf Wirbelsäule und Rückengesundheit spezialisierte Kliniken setzen oft noch auf die konventionelle Therapie von Rückenschmerzen. Dabei haben die meisten der chronisch kranken Rückenpatienten nicht mal eine feststellbare Ursache, wie zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall, vorzuweisen.
„Verklebte“ Faszien verursachen die Schmerzen
Mittlerweile ist aus der jüngeren Forschung bekannt, dass der chronische Schmerz über unsere weichen Gewebe ausgelöst wird. Der Humanbiologe, Diplompsychologe und Faszienforscher Dr. biol. Hum. Robert Schleip spricht in diesem Zusammenhang sogar von „verfilzten“ Faszien, die durch wuchernde und ungeordnete Querbewegungen die Gleitbeweglichkeit zu der darunter liegenden Muskulatur einschränken und dadurch den Schmerz auslösen. Dies konnte in einer Studie aus den USA bei den Untersuchungen der Lendenfaszien von Rückenschmerzpatienten im Vergleich mit Gesunden konkret festgestellt werden.
Emotionaler Stress führt zu körperlichem Schmerz
Das weiche Gewebe unseres Körpers scheint besonders auf Stress zu reagieren. Insbesondere auf den emotionalen Stress, der durch negative und unterdrückte Gefühle ausgelöst wird. Diese können einen aktuellen Bezug, beispielsweise zu unserer Arbeit oder zu unserem Partner haben, oder weit in die Kindheit zurückreichen. Die negativen Gefühle signalisieren unserem Gehirn eine Bedrohung, welches daraufhin Signale in Form von Stresshormonen an den Körper sendet.
Diese sollen uns auf archaische Weise auf einen Kampf oder die Flucht vorbereiten, wie in Urzeiten den Steinzeitmenschen, der sich dem Säbelzahntiger gegenüber sah. Aber die steinzeitlich extreme Form von körperlicher Reaktion auf die wahrgenommene Bedrohung ist bei komplexeren Problemen des heutigen Alltags nicht mehr zielführend.
Umfassende Therapieansätze für chronische Rückenschmerzen fehlen
Leider gibt es bis heute wenig therapeutische Ansätze, die diesen Zusammenhang aufgreifen und dem Patienten helfen, sein komplexes Schmerzproblem zu bewältigen. Es gibt einige gute Ansätze, wie die Osteophatie, das ROLFING oder zahlreiche Faszientherapien und -Trainings, die sich auf der körperlichen Ebene der Bearbeitung des faszial „verklebten“ Gewebes widmen. Auch gibt es Therapeuten, die sich besonders mit den individuellen Voraussetzungen von Schmerzpatienten beschäftigen und diese psychologisch betreuen.
Aber eine umfassende und gleichzeitige Betreuung von körperlichen und emotionalen Aspekten wird bis dato kaum Beachtung geschenkt. Hier macht einzig die bisher gering verbreitete „multimodale Therapie“ Hoffnung auf Änderung, die bisher nur in wenigen Klinken in Deutschland angeboten wird. Bei diesem vielschichtigen Therapieansatz werden alle zielführenden Einzeltherapien, ob klassisch medizinische Therapie mit Medikamenten, Physiotherapie, Verhaltenstherapie oder Yoga, Akupunktur und Malkurse durch professionelle medizinische Betreuung zielführend erfolgreich miteinander kombiniert.