Was ist eigentlich der Unterschied von Esskastanie, Edelkastanie und Maroni? Die Begriffe Esskastanie und Edelkastanie bezeichnen die gleiche Frucht mit verschiedenen Begriffen, können also synonym verwendet werden. Maroni sind dagegen äußerlich von der Esskastanie verschieden.
Der Name Maroni wird darüber hinaus nicht einheitlich verwendet. Häufig werden damit einfach besonders große Früchte bezeichnet. In Frankreich ist marron definiert für Früchte, bei denen keine Samenhaut eingewachsen ist und weniger als 12 Prozent der Nüsse gespalten sind, wenn also die Samenhaut die beiden Keimblätter einzeln umschließt.
In Italien fasst man unter dem Begriff „marroni“ große Sorten von herausragender Qualität, länglicher Form, und rötlicher, glänzender Schale mit dichten Streifen und einer kleinen Narbe zusammen. Maroni sind süß, nicht gespalten und nicht hohl sowie leicht zu schälen. Die Maroni sind runder als die Esskastanien, was wohl daran liegt, dass sie in der Regel nur eine, seltener zwei Früchte pro Fruchtbecher bilden.
Die Edelkastanie – Grundnahrungsmittel seit der Antike
Die Edelkastanie war seit der Antike vom Kaukasus bis zur Iberischen Halbinsel rund um das Mittelmeer heimisch und kann zu den historischen Grundnahrungsmitteln gerechnet werden. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert stieg der Anbau von Edelkastanien weiter an. Zentren waren die Gebirge der Iberischen Halbinsel, Zentral- und Süd-Frankreich, Korsika, Zentral- und Nord-Italien, Tessin und der Balkan.
Unabhängig vom jeweiligen Land ähnelten sich die Kastanien-Kulturen, die von dem französischen Historiker Emmanuel Le Roy Ladurie Internationale der Armut und der Kastanie genannt wurde. Die Kastanie war in diesen Gebieten vielfach die praktisch einzige Nahrungsquelle. Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Edelkastanie in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung. Im 20. Jahrhundert gingen die Bestände durch den Befall mit dem Kastanienkrebs stark zurück, erholten sich jedoch Ende des 20. Jahrhunderts wieder.
Lange bevor Kartoffel und Mais in Europa Fuß fassen konnten galt die Esskastanie für eine breite Bevölkerungsschicht als unentbehrliches Grundnahrungsmittel. Meistens wurde die Esskastanie zu Mehl verarbeitet, aus dem dann Brote gebacken wurden. Vor allem für die ärmere Bergbevölkerung stellten die Kastanienbäume wahre Lebensretter dar, die sie vor Hungersnöten bewahrten.
Nicht umsonst wurde die Esskastanie deshalb als das “Brot der Armen” bezeichnet, und es hieß, dass ein Kastanienbaum pro Person genüge, um gut durch den Winter zu kommen. Je nach Region wurden demnach ein bis zwei Bäume für die ganzjährige Ernährung einer erwachsenen Person veranschlagt.
Diese Inhaltsstoffe haben Esskastanien
Wenn Generationen in schwer zu bewirtschaftenden Regionen weitgehend mit dem Verzehr von Esskastanien überleben konnten, dann lässt sich ableiten, dass dieses Nahrungsmittel einiges bieten muss, denn sonst wären sie Altvorderen an Mangelkrankheiten ausgestorben.
Die Nüsse haben einen hohen Gehalt an den Kohlenhydraten Stärke und Saccharose. Der hohe Zuckergehalt zusammen mit dem hohen Wassergehalt frischer Früchte macht sie allerdings auch leicht verderblich. Der hohe Kohlenhydratgehalt unterscheidet die Kastanien markant von anderen Nüssen, die vorwiegend Fette enthalten.
Der Proteinanteil ist frei von den Klebern Prolamin und Glutenin, Kastanienmehl ist daher nur in Mischung mit anderem Mehl backfähig. Der Gehalt an für den Menschen essenziellen Aminosäuren ist hoch. Der Proteingehalt ist höher als in Kartoffeln, aber geringer als in Getreide. Der Fettgehalt ist gering, hat aber einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (550–718 Milligramm Linolsäure und 78–92 Milligramm Linolensäure je 100 Gramm Frischmasse).
Der Kalium-Gehalt ist hoch, der Natriumgehalt dagegen sehr niedrig (9 Milligramm je 100 Gramm Frischmasse). Wesentliche Vitamine sind die zur B-Gruppe gehörenden Riboflavin (B2) und Nicotinsäure (B3), die auch temperaturstabil sind. Das ist besonders deshalb wichtig, weil die Esskastanie vor dem Verzehr zunächst gekocht oder geröstet werden muss.
Esskastanien bestechen durch ihre enorme Vielfalt an Inhaltsstoffen: Wertvolle Kohlenhydrate, hochwertiges Eiweiß, Ballaststoffe sowie Vitamine und Mineralstoffe. Wir finden hier also nahezu alle (lebens)wichtigen Nährstoffe mit einem köstlichen Geschmack vereint.
Esskastanien liefern viel Energie
Der hohe Gehalt an Stärke und Polysacchariden trägt zwar maßgeblich zum Brennwert von 170 Kilokalorien bei, jedoch wirken sie sättigend und lassen den Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr nur langsam ansteigen. Esskastanien haben also einen niedrigen glykämischen Index. Dadurch erfährt man nicht die Müdigkeit nach der Mahlzeit, wie es häufig bei einfachen Zuckern und Weißmehl der Fall ist. Esskastanien lassen sich gut als Beilage zu verschiedenen Gerichten verwenden oder du kannst Salaten damit eine aparte Note geben.
Esskastanien für ein stabiles Nervenkostüm
Esskastanien weisen mit 700 mg/100g einen hohen Kaliumgehalt auf, was sich in der Wettbewerbssituation mit dem Alkalimetall Natrium günstig auf Nerven, Blutdruck und Herzschlag auswirkt. Überschüssiges Natrium wird verstärkt über die Nieren ausgeschieden und so wird dem in vielen Nahrungsmitteln verborgenen Natrium entgegengewirkt. Mit einer kaliumreichen aber zugleich natriumarmen Ernährung schaffst du sozusagen „salzarme Kost“ und dies wird als vorbeugend gegen das Risiko für Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herz-Rhythmus-Störungen gesehen.
Also greife ruhig einmal zum Knabbern zu Esskastanien, die du bereits essbar vakuumverpackt auch in Supermärkten kaufen kannst. Übrigens verbraucht unser Gehirn bis zu 25% unserer Energie und die Reizweiterleitung erfolgt aus dieser Kontroll-, Entscheidungs- und Steuerzentrale über die Nervenbahnen, die durch die B-Vitamine der Esskastanie als Neurotransmitter unterstützt werden. Kopfarbeit und Esskastanie passen gut zusammen.